Neuer Planet

Hinweise zu besonderen Ereignissen am Firmament
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Pascal
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Neuer Planet

Beitrag von Pascal » 25. Apr 2007, 14:41


SchwarzeMaterie

Re: Neuer Planet

Beitrag von SchwarzeMaterie » 25. Apr 2007, 23:21

Hierzu noch ein weiterer weniger reißerischer Artikel:

http://www.ksta.de/html/artikel/1176113315684.shtml

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Stephen
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Beitrag von Stephen » 26. Apr 2007, 02:33

Hallo,

es ist doch klar, dass sich unsere auf Sensation erpichte Presse auf das Thema "2. Erde" stürzt :wink:

Dabei halte ich es wirklich für eine - noch nie zuvor wurde ein Planet entdeckt, auf dem - zumindest theoretisch - erdähnliche Verhältnisse herrschen könnten (sprich: Temperaturen zwischen 0 und 40 Grad Celsius vorzufinden, was wiederum auf Wasser schließen lässt...)

Was mich allerdings wundert: Die Sonne - Gliese 581 - ist ein Roter Zwerg und strahlt ca. 50x schwächer als unser Hauptgestirn. Folglich muss sich die "berechnete 2. Erde" etwa in Merkur-Abstand um sein Zentralgestirn bewegen (Umlaufzeit beträgt wohl 13 Tage = 1 Erdjahr). Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es bei dieser Konstellation zu einer ausgeprägten Rotation des Planeten kommen könnte. Den physikalischen Gesetzen entsprechend müsste es ähnlich sein wie in der Beziehung Erde - Mond: Der dreht uns bekanntlich nur eine Seite zu...

Gruß, Steffen
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Beitrag von gradient » 26. Apr 2007, 14:17

StephenSour hat geschrieben:(...) Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es bei dieser Konstellation zu einer ausgeprägten Rotation des Planeten kommen könnte. Den physikalischen Gesetzen entsprechend müsste es ähnlich sein wie in der Beziehung Erde - Mond: Der dreht uns bekanntlich nur eine Seite zu...


Falls du darauf hinaus willst, dass es deshalb auf dem Planeten kein Leben geben kann, dann ist das nicht unbedingt richtig:
Wenn der Planet eine genügend dichte Atmosphäre besitzt (bestenfalls aus großem CO2-Anteil), dann kann die Wärme gut auf die "Nachtseite" transprotiert werden. Dies kann genauso gut durch Ozeane geschehen. Genaueres in SuW 7/2006, S. 16.

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Beitrag von Stephen » 26. Apr 2007, 18:38

@gradient:
An eventuelles Leben hatte ich eigentlich nicht gedacht sondern nur an die geringen Temperaturschwankungen...

Prof. Walter von der TU München hat sich heute in der TV-Sendung planet-wissen bzgl. möglichen Lebens übrigens sinngemäß wie folgt geäußert: "In unserer Milchstraße gibt es eine ähnliche Konstellation wie in unserem Sonnensystem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht noch einmal..."

Gruß, Steffen
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Beitrag von SchrödingersCAT » 30. Apr 2007, 16:02

Eine aktuelle Zusammenfassung von Carolin Liefke (Astrophysikerin) bringt den aktuellen Stand der Forschung zum Exoplanet Gliese 581c auf den Punkt:

http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=56608
„Diese verdammte Quantenspringerei beunruhigt mich immer mehr.“ (Erwin Schrödinger zu Albert Einstein)

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Beitrag von Ray Light » 30. Apr 2007, 23:25

Danke für den Hinweis, CAT.

Das ist eine sehr gut geschriebene, kompakte Übersicht von "Caro", die auch die ganze Berichterstattung sachlich einordnet.

Das Thema Exoplaneten ist in der Tat unheimlich spannend. Ich kann ein wenig die bisweilen aufgeregten Nachrichten verstehen. Der Koautor Michel Mayor, der Hauptverantwortliche (Principal Investigator, PI) dieser Mission mit dem Spektrographen HARPS (High Accuracy Radial Velocity for Planetary Searcher) ist einer der Pioniere der Exoplanetenbeobachtung und hat bereits vor Jahren zusammen mit Didier Queloz viele Exoplaneten entdeckt.

Werfen wir doch einmal einen Blick auf dieses System: der Haupstern Gliese 581 ist ein roter Zwergstern vom Spektraltyp M. Diese M-Zwerge sind etwa halb kalt an der Oberfläche als die Sonne. Sie weisen auch eine kleinere Leuchtkraft auf als die Sonne. Auch die Braunen Zwerge (Zwitterobjekte zwischen Planeten und Sternen, bei denen die Kernverschmelzung von Wasserstoff nicht stattfindet) gehören in diese Spektralklasse.
Die Sonne hingegen (ein gelber Zwergstern) ist Spektraltyp G und hat eine Oberflächentemperatur von knapp 6000 Grad.

Was mir unangenehm auffällt, sind zwei Dinge:

1) Es wird immer nur von der habitablen Zone und der Möglichkeit (!) flüssigen Wassers gesprochen. Wasser wurde (noch) nicht nachgewiesen. Soweit ich weiß, ist dieser Nachweis nur dann möglich, wenn der Stern von hinten durch die Atmosphäre des Planeten leuchtet (Transit), damit man die Atmosphärenzusammensetzung aus dem Absorptionsspektrum bestimmen kann. Eine solche Geometrie liegt jedoch leider bei Gliese 581 und 581c nicht vor. Der Nachweis von Wasser gestaltet sich also schwierig.

2) Die Umlaufzeit des neuen Exoplaneten ist mit nur 13 Tagen sehr klein! Zum Vergleich: Merkur, der innerste Planten im Sonnensystem, benötigt etwa 88 Tage. Wenn wir über die Möglichkeit von Leben spekulieren: Kann unter diesen Bedingungen, mit solch "rasanten Jahreszeiten" (vorausgesetzt es gibt hier auch eine Schiefe der Ekliptik) Leben entstehen bzw. überleben?

Zum Kommentar von Walter wollte ich noch sagen, dass solche Abschätzungen von der Wahrscheinlichkeit für extrasolares Leben in der Milchstraße außerordentlich schwierig und erfahrungsgemäss spekulativ sind. Das gilt sowohl für die optimistische, als auch für die pessimistische (Walters) Abschätzung.

Wir urteilen immer von der menschlichen Perspektive aus und bewerten Leben subjektiv ausgehend von der einzigen Lebensform aus, die wir kennen: der irdischen.

Der erste ernsthafte Versuch einer solchen Bewertung dieser Wahrscheinlichkeit von Leben wurde 1960 unternommen und ist als Green-Bank-Formel (oder Drake-Gleichung) bekannt geworden. Im Prinzip ist diese Formel ein Produkt aus Faktoren, von denen jeder für eine Eigenschaft des Lebens steht, das wir kennen. So steht ein Faktor für die Eigenschaften des Sterns, der vergleichbar sein soll, wie die Sonne (Einzelstern, Hauptreihenstern, kaum variabel, nicht zu heiß und nicht zu kalt); ein Faktor steht für die habitable Zone; etc.

Diese Formel ist sehr subjektiv, weil einfach große Unsicherheiten bei den einzelnen Faktoren bestehen. Man kann bei der Diskussion dieser Gleichung zu dem Ergebnis kommen, dass Leben, das dem irdischen ähnlich wäre, alle 50 Lichtjahre anzutreffen wäre; man kann aber auch zu dem Ergebnis kommen, dass wir als Lebensform einzigartig in der Milchstraße sind (was immer noch hunderte Milliarden Lebensformen zuließe, weil es so viele Galaxien gibt).

Selbst wenn wir die 50 Lichtjahre oder die 20 Lichtjahre von Gliese 581c annehmen, so ist doch eine Kommunikation und erst recht eine Reise sehr schwierig. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit dauert ein Frage-Antwort-Spiel 40 Jahre.

Ich persönlich glaube schon daran, dass es eine andere Lebensform irgendwo da draußen gibt, weil dort einfach so viel Platz ist und weil die Definition von Leben sehr facettenreich ist. Die jüngsten Forschungsergebnisse zum Nachbarplaneten Mars stimmen in dieser Hinsicht auch positiv.

Dennoch sollten wir nicht irgendwelche Hoffnungen oder Ängste in extrasolares Leben setzen, sondern selbst Verantwortung für unser Handeln übernehmen.

Wir befinden uns in einer Situation, dass wir in einer angenehmen Umgebung mit einer unglaublich faszinierenden Raffinesse im Kleinen und im Großen leben und uns dieser Tatsache bewusst sind!

Wir haben die Fähigkeit diese Wunder zu beschreiben, zu verstehen und sogar Prognosen zu machen.

Wir sollten daher auch diese Fähigkeiten nutzen, um uns selbst das Leben zu erleichtern und uns daran zu erfreuen. Wenn ich mir die weltpolitische und gesellschaftliche Situation anschaue, habe ich den Eindruck, dass das derzeit nicht gelingt. Ich bin aber optimistisch genug, dass ich glaube, dass das Gros der Menschheit vernünftig ist und diese Herausforderung meistern wird.

Mit nachdenklichem Gruß,
Ray
Wir haben verlernt uns zu wundern.

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Beitrag von SchrödingersCAT » 2. Mai 2007, 22:55

*thats right, Light* :well:

zu 1) ja

zu 2) wir wissen es nicht - ich glaube aber: ja (Leben und Unkraut kann ganz schön hartnäckig sein - und es gibt ja auch hier auf der Erde zumindest einzelliges Leben in Form von Bakterien an unvorstellbaren Orten, im Kühlwasser von Atomreaktoren zum Beisiel. (Deinococcus radiodurans)
Also könnte jede noch so kleine Nische genutzt werden. Und 13 Tage könnten möglicherweise eine ausreichend lange Zeit für einen "Bakterienzyklus" sein.

LG CAT
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Beitrag von msueper » 3. Mai 2007, 18:36

Hallo,
zu dem Planeten stand auch bei uns was in der Tageszeitung. Und die ist erzkonservativ, ost-westfälisch eben.
Ich habe schon vor langem mal eine Diskussion hier über Planeten mit mehr als 2-3 Erdmassen angestossen. Klar, richtige "Ergebnisse" sind nicht möglich, mangels Erfahrungen. Aber solche Planeten sind meiner Meinung nach stärker differenziert als die Erde. Man wird an der "Oberfläche" also eine weniger reiche Chemie vorfinden, ggf. auch nur Wasser oder eine andere Substanz, bzw. einen extrem tiefen Luftozean.
Ausserdem sollten größere Himmelköper mit erdähnlicher Zusammensaetzung aktiver sein (Vulkanismus).

Aber mal im Ernst, was sollte man mit Bewohnern solch einer Welt bereden? Wir können uns ja nicht mal ersthaft untereinander oder gar mit fremden Spezies (Pferd, Hund, Katze, Delphin, Affee, ...) unterhalten. Ausser einem Beweis, dass da jemand ist, wird wohl nix dabei rausspringen. Deshalb werden wir auch nie was senden. Denn Senden ist teuer!

Exoplaneten sind ein Thema, das an sich spannend und damit lohnend ist. Ob man da nur Wüsten oder Eisklumpen findet, egal. Die Monde im aeusseren Sonnensystem sind auch alle anders und jeder fuer sich ist einzigartig und eine Erkundung wert. Wir erfahren dort viel ueber uns und unseren Ursprung.
Martin

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