Technologie als kosmologischer Faktor

Die natürliche Entwicklung des offenen Universums
Die natürliche Entwicklung des geschlossenen Universums
Technologie als kosmologischer Faktor
Die technologische Singularität

Die natürliche Entwicklung des offenen Universums

Falls uns die relevanten physikalischen Gesetze bekannt sind, verläuft die natürliche Entwicklung des offenen Universums wie folgt:

Innerhalb von 1014 Jahren werden aus den Sternen Zwerge, Neutronensterne oder Schwarzen Löcher. Danach wird es keine neuen Sterne mehr geben, da der galaktische Gasvorrat durch Unwandlung und Konservierung immer geringer und schließlich ganz erschöpft sein wird. Parallel dazu werden sich die Planeten in weniger als 1015 Jahren von ihren Sternen abkoppeln, soweit sie stellare Katastrophen [zum Beispiel Supernovae] überstehehen. Innerhalb von 1018 - 1019 Jahren werden sich 90 - 99% der Sterne durch gegenseitige Schwerkrafteinflüsse von den Galaxien abkoppeln, während ihre Zentralregionen in Schwarze Löcher kollabieren. Es ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aber auch möglich, dass Planeten in ihre Sterne fallen, da ihr Bahnimpuls wegen der Abstrahlung von Gravitationswellen abnimmt. Sollte zum Beispiel die Erde immer noch an die Sonne gekoppelt sein, während diese der Galaxis entkommt, wird die Erde nach 1020 Jahren mit ihr zusammenfallen.

Die Sternenbahnen in einer Galaxie werden ebenfalls durch Gravitationsbremsstrahlung zerfallen, jedoch sollte die stellare Abkopplung mit 1019 Jahren dominieren, vergleichbares gilt für die Planeten. Als nächstes markantes Ereignis zerfallen die Schwarzen Löcher durch den "Hawking-Prozess", der für Schwarze Löcher mit 1 Sonnenmasse 1064 Jahre und für galaktische Schwarze Löcher mit ca. 109 Sonnenmassen 10100 Jahre dauert. Am Ende wird jedes Schwarze Loch für einen Moment sehr hell. Das kalte expandierende Universum wird für sehr lange Zeit durch sporadische "Feuerwerke" erhellt werden. Falls Dunkle Materie aus schwach wechselwirkenden, massereichen Teilchen besteht, können diese von Weißen Zwergen gravitativ eingefangen werden, sich in deren Kernen sammeln und dort konzentrieren.

Teilchen und Antiteilchen der Dunklen Materie können sich dabei so nahe kommen, dass sie sich durch schwache Wechselwirkungsprozesse gegenseitig annihilieren, wodurch sich deren Abkühlung verzögern würde und sie über lange Zeiträume die Temperatur von flüssigem Stickstoff bei 65 Kelvin halten. Dann könnte in ihrer Atmosphäre eine neue biologische Evolution stattfinden - möglicherweise mit der Entwicklung von Komplexität und Intelligenz. Da die für eine solche Evolution zur Verfügung stehende Zeit extrem lang ist, wären trotz der niedrigen Temperaturen wesentlich mehr Evolutionsschritte möglich als in unserer Zivilisation; eine solche intelligente Art, die ihre Energie indirekt aus der Dunklen Materie bezieht, könnte sich unter Umständen wesetlich weiter als wir entwickeln, allerdings sind nach ungefähr 10100 Jahren sämtliche Strukturen bis auf Strahlung und leichte Teilchen wie Neutrinos, Elektronen und Positronen aufgrund des Protonenzerfalls aus unserem Universum verschwunden, vielleicht dem Stoff für eine neue Intelligenz? Falls die Expansion bis dahin exponentiell verläuft, ist die mittlere Dichte von 1 Proton pro Kubikmeter auf 1 Positron im 10194-fachen Volumen des heutigen Universums gesunken und die Wellenlänge der Hintergrundstrahlung beträgt dann 1041 Lichtjahre!

Planeten u.ä. werden bis auf 0K auskühlen und sich durch quantenmechanische Tunnelprozesse verflüssigen, die Atomanordnung wird variieren, indem sie Energiebarrieren durchtunnelt. Aber auch am absoluten Nullpunkt laufen nukleare und chemische Prozesse ab, schwerere Elemente als Eisen werden durch Kernspaltung und Alphastrahlung zu Eisen zerfallen, leichtere Elemente werden zu Eisen fusionieren. Innerhalb von 101500 Jahren erzeugt gewöhnliche Materie nukleare Energie (zum Beispiel Kernspaltung, Kernfusion). Nach 101500 Jahren liegt Materie fast nur in Form von leichten Eisensternen vor. Doch da Eisensterne nicht im niedrigsten Energiezustand vorliegen, werden sie in einen Neutronenstern-Zustand kollabieren. Auch nach (1010)76 Jahren wird das Universum stellenweise aufblitzen. Ob und wie schnell sich Neutronensterne usw. in Schwarze Löcher verwandeln, hängt von ihrer minimalen Masse ab. Ist diese gleich Null , existieren Schwarze Löcher mit beliebig kleiner Masse, zum Beispiel Elektronen, die dann sehr schnell zerstrahlen. Entspricht die minimale Masse der Planck-Masse (2 * 10-5 g), verliert jedes Schwarzes Loch solange Masse, bis es diese erreicht hat, um sich dann in einem Strahlenblitz aufzulösen. In diesem Fall liegt ihre Lebensdauer bei (1010)26 Jahren. Ist die minimale Masse gleich der "quantenmechanischen Masse" (3 *1014 g), dann verdampft das Schwarze Loch nach (1010)52 Jahren. Die quantenmechanische Masse ist die Masse des kleinsten Schwarzen Lochs, für das eine klassische, das heißt nichtquantenmechanische Beschreibung sinnvoll ist. Entspricht die Massenuntergrenze 4*1033g (=2 Sonnenmassen), existieren Schwarze Löcher (1010)76 Jahre, bevor sie verdampfen. Sollte das Massenminimum bei 2 Sonnenmassen liegen, bleiben Massen von planetarer Größenordnung und leichter für immer bestehen. Wenn die kritische Masse 3 *1014 g entspricht, werden Planeten nach (1010)52Jahren verschwinden, während Massen mit bis zu mehreren 108t stabil bleiben. Bei 2*10-5g werden Objekte in der Größenordnung von Menschen nach (1010)26 Jahren verschwinden, aber Körper, die kleiner als 100 Mikrometer im Durchmesser sind, werden ewig existieren.


Die natürliche Entwicklung des geschlossenen Universums

Ist die Massendichte des Universums größer als seine kritische, würde sich die Expansion des endlichen und geschlossenen Kosmos verlangsamen und nach vielen Gigajahren zum Stillstand kommen. Da die Massenanziehung die Energie der Fluchtgeschwindigkeit überwiegt, stürzen die Galaxien usw. immer schneller aufeinander zu.

Dieses kontrahierende All wird immer kleiner; es stirbt den Hitzetod. Wann auch immer die Kontraktion beginnt, wird das Universum nach ebenso vielen Jahren, die von heute bis zu dem Umschwung vergehen, zwar seine gegenwärtige Größe wiedererreichen, doch es wird sich sehr verändert haben: die Anzahl der Schwarzen Löcher wird sehr hoch sein, die der Sterne und Planeten sehr gering. Ab dem Zeitpunkt, ab dem das All wieder seine heutige Größe haben wird, wird es sich relativ schnell zusammenziehen. Innerhalb von 3,5 Gigajahren wird es auf die Hälfte seiner Größe schrumpfen; das Tempo der Kontraktion wird sich beschleunigen.
Wenn die kosmische Hintergrundstrahlung auf 100 K gestiegen ist, vereinigen sich die Galaxien und das Universum besteht aus fast gleichmäßig verteilten Sternen und Sternhaufen. Allerdings sind die meisten von ihnen Dunkle Zwerge, Neutronensterne und Schwarze Löcher.

Nach weiteren 10 Gigajahren ist die Temperatur der kosmischen Hintergrundstrahlung auf 300 K angestiegen. Erdartige Planeten können jetzt kaum noch Wärme abstrahlen; stattdessen erwärmen sie sich unaufhaltsam: erst schmelzen Gletscher und Eiskappen, dann verkochen die Meere. 40 Megajahre später ist die Hintergrundstrahlung so warm wie die Erdoberfläche (die schon längst in der Sonne verdampft ist, nämlich in einigen Gigajahren von heute an). "Klasse-M-Planeten", wie Planeten, die exakt wie die Erde sind, in Star Trek bezeichnet werden, sind dann zumindest für vielzelliges Leben unbewohnbar, da die Hintergrundstrahlung immer heißer wird. Das Universum bricht nunmehr beschleunigt zusammen; jetzt dauert es nur noch wenige Megajahre, bis sich seine Größe halbiert. Galaxien verschmelzen - dennoch sind stellare Zusammenstöße zunächst selten.

Doch in dem fortschreitenden Kollaps bewegen sich die Sterne immer schneller und kollidieren teilweise. Dabei setzen sie helle, supernovaähnliche Lichtexplosionen frei. Die meisten Sterne stoßen nicht zusammen, sondern beschleunigen auf immer höhrere Geschwindigkeiten und werden bei ihrem Sturz durch das interstellare Gas zerfetzt.


Während des Endkollaps werden die Bedingungen denen des Urknalls immer ähnlicher: der Nachthimmel glüht dunkelrot und das Universum verwandelt sich in einen kosmischen Schmelzofen, der planetare Atmosphären verbrennt und Leben verglüht. Aus dem roten Glühen wird ein gelbes und schließlich ein weißes Leuchten. Die Hintergrundstrahlung, die nun eine Temperatur von mehreren Kilokelvin hat, lässt feste Körper verdampfen; ausgebrannte Sterne lösen sich auf und die schrumpfende Raumzeit füllt sich mit heißem Plasma. Die extreme Hitze verhindert, dass die Sterne ihre Energie abstrahlen, so dass sie ihre Wärme speichern und dadurch explodieren. Jetzt besteht die (baryonische) Materie wieder aus Plasma, das All ist wieder sternenartig. Die Bedingungen im Weltraum werden immer extremer und verändern sich immer schneller. Braucht es noch 100 Kilojahre für Veränderungen, sind es bald nur noch Jahrtausende und dann nur noch Jahre; indem Maße steigt auch seine Temperatur auf Mega- und Gigakelvin an. Die heute dünn verteilte Materie wird auf winzige Volumina komprimiert, galaktische Massen werden auf wenige Lichtjahre zusammengedrängt - das sind die letzten 3 Minuten!

Die Temperatur wird so hoch, dass selbst Atomkerne zerfallen und die gewöhnliche Materie zu einem Brei aus Elementarteilchen wird. Alle chemischen Elemente werden wieder abgebaut, Atomkerne werden wie in einem Teilchenbeschleuniger zerschmettert. Bei einer Temperatur von mehreren Gigakelvin zerfallen die Atomkerne wieder zur Urmaterie, zu einem Gemisch aus Protonen, Elektronen, Neutrinos und deren Antiteilchen sowie energiereichen Photonen, aus denen sich durch den Prozess der Paarerzeugung Teilchen und Antiteilchen bilden, die fast gleichen Augenblick wieder annihilieren.

Bis auf Schwarze Löcher sind alle anderen Körper verglüht. Bis zum Endkollaps dauert es nur noch Sekunden. Für die Temperatur gibt es keine Obergrenze (oder doch?), Materie liegt jetzt als Quark-Gloun- Plasma vor. In den letzten Mikrosekunden verschmelzen die Schwarzen Löcher, deren Inneres sich kaum vom Kosmos unterscheidet. In den letzten Momenten beherrscht die Gravitation beziehungsweise die Superkraft alles; die Raumzeit-Krümmung geht gegen unendlich. Die Implosion wird unbeschreiblich, sie wird nicht nur die ganze Materie, sondern selbst Raum und Zeit in einer End-Singularität verschwinden lassen ... Dieser End-Kollaps ist das Ende von allem, auch von der Zeit. Die Frage, was nach dem Endkollaps geschieht ist genauso sinnlos wie die, was vor dem Urknall war. Unser Kosmos, der im Urknall aus dem Nichts entstand, verschwindet beim Endkollaps wieder zurück - ins Nichts.


Raumfahrt ist nicht nur existentielle Notwendigkeit; Raumfahrt-Technologie hat auf alle Kardinalfragen der menschlichen Zukunft Lösungen oder wenigstens Teillösungen anzubieten. Sie hilft direkt und indirekt und auf komplexe Art und Weise, alle Existenzgrenzen einer exponentiell zunehmenden Weltbevölkerung zu überwinden. Nur eine bessere Wissenschaft und Technik kann uns bei der Lösung heutiger schwerwiegender Probleme helfen, die deshalb schwerwiegend sind, weil sie heute vor uns stehen- aber sich die Lösungen erst morgen ergeben. Mit Raumfahrt lässt sich auf 3fache Weise Negentropie erzeugen: mit Energiesatelliten, die Kraftstrom auf die Erde strahlen; mit der Lichtspiegeltechnik, durch die zusätzliche Sonnenergie zum Beispiel für die Landwirtschaft (Fotosynthese) auf die Erde eingestrahlt wird und durch die Annihilation (von Materie und Antimaterie oder magnetischer Monopole oder WIMPS und Anti-WIMPS), durch die künstliche Sonnen möglich werden und durch die das Erdklima stabilisiert wird, etwa bei Eiszeiten oder nach dem die Sonne die Hauptreihe verlassen hat und zu einem Weißen Zwerg geworden ist.

Weltraumtechnik bedeutet den Sieg über die Gravitation; keine andere Wissenschaft, Technik und Geistesleistung sonst kann einen derart gewaltigen, komplexen, weitreichenden und folgenschweren Evolutionsakt in Aussicht stellen.
Durch leistungsstarke Energieanlagen im erdnahen Orbit wird ein gewaltiger, zielbewusster Eingriff in den irdischen beziehungsweise planetarischen Energie- und Wasserhaushalt möglich. Industrie- und Rohstoffbasen auf den Planeten und Monden und industrielle Fertigungsanlagen im erdnahen Weltraum bedeuten einen gewaltigen Eingriff in den Energie- und Stoffwechsel zwischen der Erde und außerirdischen und z.T. künstlichen Ökosystemen.
Die Umwandlung von Planeten durch Terraforming, die Erschaffung künstlicher Antimateriesonnen und die Synthese von Computronium wären eine Gipfelleistung der materiell-kosmischen Evolution. Die biologischkosmische Evolution wird zukünftig durch neuartige Lebens- und Arbeitsbedingungen in gravitationsärmeren und sauerstoffreichen künstlichen Ökosystemen und in mikrogravitativen, luftleeren und strahlungsreichen Umwelten bestimmt, sowie durch Anpassung an lebensunfreundliche Umwelten und durch die Verbreitung biologischen Lebens in künstlichen Raumhabitaten und auf anderen Planeten und Monden im Sonnensystem und in der Milchstraße.

Unsere fernen Nachfahren werden auf verschiedenen Welten innerhalb und außerhalb des Sonnensystems leben. Ihr gemeinsames Erbe, die Achtung ihres Heimatplaneten und die Kenntnis, dass von allen Lebewesen im Universum nur die Menschen von der Erde stammen, wird sie vereinen.
Raumfahrt ist ein gewaltiger Evolutionssprung, in etwa vergleichbar mit dem Schritt des Lebens aus dem Wasser aufs Land oder mit der Erfindung des Feuers. Der Sprung in den Weltraum wird hauptsächlich durch existentielle Notwendigkeiten motiviert; der qualitative Unterschied zu den bisherigen Evolutionssprüngen ist der, dass die kosmische Entwicklungsphase im Gegensatz zur biologischen und kulturellen erstmals ausschließlich von Intelligenz- und Bewusstseinsträgern eingeleitet, ermöglicht und gestaltet worden ist. Fanden materielle, biologische und kulturelle Entwicklungsphasen bisher chronologisch statt, wird es in der kosmischen Weiterentwicklung ein wechselwirkendes Nebeneinander geben; die extraterrestrische Evolution wird auf diesen Ebenen eine neue Revolution einleiten und ablaufen lassen.


Es kann viele Gründe geben, warum unsere Nachfahren die Erde und das Sonnensystem verlassen - etwa in Multigenerationenschiffen mit autarken Biosphären und künstlicher Schwerkraft durch Beschleunigung oder Rotation. Was wird uns dort draußen erwarten? Wie wird das Unbekannte, Fremde an sich auf uns zurückwirken? Destruktive Angst oder konstruktive, Potenzial entfaltende Hoffnung?
Der Umzug ins All ist als vernünftige Alternative zur Bevölkerungsexplosion, zu Nahrungsproblemen usw. gedacht und beweist außerdem die Nützlichkeit moderner Wissenschaft und Technik bei der Lösung der Probleme, vor denen die Menschheit steht und denen sie sich nur ungenügend gewachsen zeigt.Die Aussiedlung setzt also ein gesundes internationales Klima einer hochentwickelten Zivilisation voraus, die friedliche wissenschaftlich-technische Programme favorisiert. Wenn wir uns dazu entschließen, kosmische Wohnstätten anzulegen und zu bevölkern, müssen wir erst die gegenwärtigen Fragen lösen, denn diese technische Schöpferkraft setzt eine progressive Entwicklung menschlicher Produktivkräfte voraus. Technische Wunder sind nur dann sinnvoll, wenn sie unserem Wohl dienen und dazu beitragen, Krieg, Not und Elend zu beseitigen.

Diese Orientierung auf eine friedliche Zukunft, auf eine konstruktive und synergetische Kooperation der Völker und Staaten ist die wichtigste Motivation für alle großen Zukunftsprojekte, ohne die sie sich nicht realisieren lassen werden. Raumfahrt lässt großartige Perspektiven erkennen, doch es liegt an uns, sie zu realisieren - mit dem was wir wann tun und was wir unterlassen. Eine weitere Argumentengruppe "pro Raumfahrt" umfasst die Verwirklichung einer kosmischen Kultur; also den Aufstieg der Menschheit zu einer Typ- II-Zivilisation (oder mehr), zu der die Erkundung des Universums zählt und damit zusammenhängend die Erweiterung des menschlichen Weltbildes, die Verbesserung des allgemeinen technischen Standards sowie die Errichtung von Raumstationen und -basen und Weltraumstädten und die Besiedlung der Planeten und deren Monde.

Das Bedürfnis zur Exploration, zur wissenschaftlichen Erforschung aber auch langfristig auf eine Nutzung des Weltraums und dauerhafte Präsenz des Menschen im All ausgerichtete Aktivität, ist eine treibende Kraft für die menschliche Entwicklung, unsere Kultur und unseren Wohlstand. Menschen versuchen immer wieder - und oft auch erfolgreich - Grenzen zu erforschen und zu überschreiten; die Abwendung von dieser erfolgreichen Strategie und der freiwillige Verzicht auf immer neue Grenzüberschreitungen würde zum Zerfall der Menschheit führen. Die bemannte Weltraumfahrt ist diese neue Grenze. Generelles Ziel der Weltraumexploration ist es, gegenwärtige Grenzen des Zugangs zum Sonnensystem und dereinst zur Galaxis mit Robotern und Menschen zu erweitern sowie neue Fragen zu suchen, das Verständnis von der Entstehung und Entwicklung unseres Planetensystems zu vertiefen und eventuell den Ursprung des Lebens zu erfahren. (Noch) kann kein Roboter die intelligente Inspektion und die emotionale Erfahrung des Menschen vor Ort ersetzen.

Für unsere Zukunft ist es wichtig zu wissen, was die Natur der Weltraumumgebung ist, welche kosmischen Gefahren für die Erde bestehen und das Potenzial einer permanenten Präsenz der Menschen im Weltall zu verwirklichen. Die Erde zu verlassen wird durch Nutzung von Rohstoffen vom Mond und den Planetoiden materielle Vorteile bringen. Schließlich und endlich wird die Besiedlung anderer Welten von größter Bedeutung für unser Überleben sein; die Eroberung des Weltraums verbessert unsere Chance, der Auslöschung durch globale Katastrophen wie der Klimaveränderung und Schädigung der irdischen Biosphäre durch Umweltgifte oder einen Nuklearkrieg zu entgehen. "Grenzen des Wachstums" gibt es nicht für eine aktive Menschheit, die nach den Sternen greift und ihre Lebensbasis kosmisch sieht. Langfristig bleibt uns oder unseren Nachfahren keine Alternative zur kosmischen Migration, etwa weil die Klimaerwärmung die Erde im 3. Jahrtausend unbewohnbar macht - es sei denn Geoengineering, also Terraforming und/oder Pantropie, also Human Engineering kehren diese Prozesse um und lassen Spielraum.
Außerdem ist sie eine Komponente unseres Kulturbedürfnisses, mit der wir uns qualitativ von Urwaldmenschen und "Naturvölkern" unterscheiden. Sie ist eine neue Dimension menschlichen Denkens und Wirkens, durch die wir aus einem begrenzten Planetenraum in die Größe und Weite der Metagalaxis aufbrechen. Mit ihr könnte die Entwicklung vom Homo sapiens weiter zum Homo cosmicus gehen... Schon in wenigen Jahrzehnten (wenn auch die technologische Singularität eintreten soll) könnten wir mit der Besiedlung der Planetoiden, Monde und Planeten beginnen. Biotechnologie und subzellulare Maschinen werden am meisten zu unserer Ausbreitung im Universum beitragen. Die Erforschung und Besiedlung des Sonnensystems wird eine kulturelle Blütezeit und eine Epoche erstaunlicher Fortschritte in Wissenschaft und Technik einläuten; es wird der Anfang der Geschichte sein, nicht deren Ende.


Ist intelligentes Leben erst einmal durch die Rohstoffe des Weltalls unabhängig geworden, ist es die wichtigste, größte Ressource im Sonnensystem, dessen Energie- und Rohstoffvorräte versprechen der Menschheit eine unendliche Zukunft; wir können nicht nur den Fesseln der Erde entfliehen, sondern auch denen der Sonne und ihrem feurigen Ende.
Das All wird auch ein Zufluchtsort für manche Kolonisten sein, die auf der Suche nach Freiheit vor religiöser, politischer und ethischer Verfolgung sind. Weiterhin ist seine wirtschaftliche Erschließung eine existentielle Notwendigkeit. Die Rohstoffe des Weltalls werden alle Spielregeln verändern und uns fantastische Reichtümer bescheren; durch sie werden schwindelerregende Reisemöglichkeiten möglich. Unsere Nachfahren werden in der Galaxis auf ein breites Spektrum neuer fremder stellarer, planetarer und anderer Umgebungen treffen. Je weiter sie sich dann in der Milchstraße ausbreiten werden, umso größer werden Spezifikation, Dissimilation und Biodiversität, so dass sich die verschiedenen Ableger des Homo Sapiens aufgrund langer genetischer Isolation und Anpassung an sehr unterschiedliche Welten und deren Anziehungskräfte usw. irgendwann nicht mehr untereinander fortpflanzen können; durch die Kolonisation werden wir Milliarden neue Arten hervorbringen.

Mit ihren Technologien werden sie Planeten und Monde terraformen und sich und andere tierische und pflanzliche Arten den Umständen fremder Welten anpassen, so dass Milliarden Rassen, Billionen Arten und noch mehr Individuen aus ihnen hervorgehen werden.
Die Kultur unserer Nachfahren wird anders, ihre Technologien ( zum Beispiel Nano- und Femtotechnologie, Wurmlöcher) werden weiterentwickelt, ihre Sprache verändert, ihr Verhältnis zu KI vertrauter und ihr Erscheinungsbild wahrscheinlich ganz anders beziehungsweise viel umfassender als unseres sein. Doch damit wir überhaupt noch in Mega-und Gigajahren existieren, müssen wir schon HEUTE uns und unsere Institutionen ändern, denn sollten wir auch nur etwas gewalttätiger, beschränkter, dümmer und selbstsüchtiger werden - das könnte zunächst nur eine Trendfrage, später Mode und schließlich Kultur werden, wobei es zum Glück (?) auch immer Gegentrends usw. gibt - haben wir mit großer Wahrscheinlichkeit keine Zukunft. Vielleicht kommt es auch rechtzeitig zum Scheitelpunkt und die Besiedlung des Multiversums ist eine Aufgabe von EXES, Posthumanen und KENEN - von denen wir irgendwie ein Teil sein werden, eventuell als Emulationen...

Wird unsere Motivation diesselbe sein, während wir uns innerhalb geologischer und kosmologischer Äonen verändern (nach der Scheitelpunkthypothese jedoch schon viel früher)? Vielleicht gibt es dann viel wichtigere Gründe für seine Erforschung als nur die Besiedlung einiger Welten - etwa den, um in die Evolution des Universums einzugreifen; damit würde Bewusstsein dann zum kosmologischen Faktor.

Bei Raumfahrt geht es um den Aufbruch aus der räumlichen und zeitlichen Begrenztheit in die raumzeitliche (relative) Unendlichkeit des Universums; nur durch sie werden die Begrenzungen der irdischen Biosphäre überwunden. Dieses Überwinden eines begrenzten und bedrohten Planetenraums und das Erschließen neuer Existenzräume für das Leben in diesem Sonnensystem und - langfristig - in interstellaren Dimensionen würde alles bisherige verblassen lassen; mit dem Anbruch des Raumzeitalters kann man durchaus damit rechnen, dass auch das Leben des Homo sapiens und die aus ihm entstehenden Homo sapiens spaciens, Homo galacticus und letztlich Homo cosmicus und die jeweils von ihnen hervorgebrachten Kulturen in die Transzeitlichkeit beziehungsweise Unzeitlichkeit hineinwachsen können.

Uns nachfolgende Generationen werden den Sprung aus der irdischen Ökosphäre in den Ökokosmos meistern, der sich zunächst auf unser eigenes Sonnensystem beschränkt. Indem sie neue Exo-Ökosysteme erschaffen und die alten auf der Erde umweltfreundlicher gestalten, werden sie ihre irdischen Entwicklungsgrenzen erweitern beziehungsweise aufheben, was möglich wird durch praktisch unerschöpfliche Energiequellen, Erschließung neuer Rohstoffquellen, Erschaffung zusätzlicher, umweltneutraler Produktionsräume, zusätzliche ökologische Regelkreise, die unendliche Wärme-und Abfallsenke Weltraum und die Möglichkeit, verlorengehende Sonnenenergie für spätere Bedürfnisse zum Teil als Antimaterie zu speichern und damit in den Energiehaushalt unseres Sonnensystems einzugreifen. Die Entwicklung von der Ökosphäre zum Ökokosmos wird die sozialen, kulturellen, geistigen, wirtschaftlichen und sittlichen Bereiche des Mensch-Seins enorm beeinflussen.

Durch die Besiedlung des Alls, also durch Raumfahrt, erscheint es möglich, nicht nur weitere Siedlungsräume zu erschließen, sondern uns und unsere Kultur in eine Ultrazukunft hinüberzuretten. Hat sich das irdische Leben bisher praktisch nur zweidimensional entwickelt, entspricht der kosmische Wirkungs- und Lebensraum, also der Ökokosmos einem dreidimensionalem Bezugsystem, in dem alle Raumkoordinaten theoretisch unendliche Größen darstellen.
Die Häckelsche Ökologie, d.h. das geschlossene geozentrische Ökosystem des 19. Jahrhunderts kennt nur 2 Möglichkeiten hinsichtlich des natürlichen menschlichen Wachstumsbedürfnisses: entweder stoppt es und die Umwelt bleibt erhalten oder das Wachstum geht weiter bis zum Untergang. Sie ist jedoch überholt, da sie die Erschließung des All als 3. Möglichkeit unberücksichtigt lässt. In der heute noch weitverbreiteten Vorstellung der Häckelschen Ökologie, die die Erde als quasi-geschlossenes System ansieht und Einflüsse aus dem Weltraum allenfalls für die Sonnenstrahlung anerkennt, existiert dieser Geozentrismus wie auch in anderen zukunftswichtigen Wissenschaften und Kultursektoren noch. Raumfahrt-Technologie beziehungsweise das Raumfahrt-Zeitalter bewirkt eine weitere quasikopernikanische Revolution (keinen "Quantensprung"!), nach der das Kreislaufsystem heute nicht mehr im Häckelschen Sinn des 19. Jahrhunderts als Land-Wasser-Luft-Kombination, sondern als eine Super-Ökologie des zusammenhängenden Systems Mensch-Erde-Weltraum gesehen werden muss. Während die irdische Ökologie von lebenden Organismen geschaffen und die Menschheit erst danach hinein entstanden und entwickelt ist, wird sie mittels ihrer Technologie das Medium für ihre Existenz im All selbst errichten.


Technologie als kosmologischer Faktor

Wie hat man sich das nun vorzustellen? An dieser Stelle seien einige Möglichkeiten erwähnt:

- künstliche Weltraumhabitate und Ökosphären, also die Errichtung künstlicher Welten als Alternative zu planetaren und lunaren Kolonien, denn aufgrund der Endlichkeit einer Planetenoberfläche ist eine Zivilisation zur Statik verdammt, bleibt sie nur auf einer Welt - siehe Überbevölkerung, Klimaveränderungen, Abwärmeprobleme usw. - Industrialisierung und Besiedlung beispielsweise des geolunaren Raums von Weltraumhabitaten aus, mit deren Bau die solare Ökosphäre nicht mehr nur auf die Erdumlaufbahn begrenzt ist, sondern extrem ausgedehnt werden kann - was auch Folgen für die "Drake-Gleichung" beziehungsweise die "SETI-Formel" hat: die Anzahl lebentragender "Welten" wird durch die Errichtung künstlicher Welten extrem steigen.

Durch Synthese von großen Antimaterie-Mengen, zum Beispiel über die Paarerzeugung aus Laserlicht, ließen sich Antimaterie-Kunstsonnen im GSO oder in EML4 und EML5 errichten, um das Erdklima etwa im Falle von Eiszeiten zu stabilisieren. Antimaterie-Kunstsonnen sind auch sinnvoll, wenn die Sonne zu einem Weißen Zwerg geworden ist. Gasplaneten wie Jupiter, Saturn usw. lassen sich entweder als Rohstoffquellen für Antimaterie-Kunstsonnen verwenden oder selbst durch sukzessive Annihilation in Kunstsonnen verwandeln, wodurch beispielsweise im Jupitersystem die Gallileischen Monde aufschmelzen würden und besiedelt werden könnten, da auf ihnen dann eine flüssige Hydrosphäre entsteht.

Aus Schwarzen Löchern ließe sich Energie gewinnen, indem zum Beispiel ihre Rotationsenergie angezapft oder die Energie akkretiert wird, die bei ihrem Verdampfen freigesetzt wird. Viel Energie wird auch frei, wenn man sie fusioniert oder sie als Materie-Energie-Wandler verwendet. Welche Möglichkeiten ergeben sich weiterhin, wenn sie mit Wurmlöchern wechselwirken? Sollten sie über eine Theorie der Quantengravitation und weiterhin über die Möglichkeit ihrer technischen Realisierung verfügen, könnten unsere Nachfahren die Raumzeit manipulieren und Wurmlöcher, Warpkorridore oder Krasnikov-Röhren herstellen; als weiteren Effekt lassen sich mit solchen Designerraumzeiten auch Zeitreisen durchführen.

Um 2020 kommt möglicherweise eine vieles verändernde Innovation: die molekulare Technologie, besser bekannt als Nanotechnologie: die Herstellung von Dingen, von Objekten (und vielleicht auch von Subjekten) durch Zusammensetzung einzelner Atome. Materie auf Nanoebene zu kontrollieren impliziert den Aufbau von Maschinen - Atom für Atom. Bei der Nanotechnik werden ultragenaue und superstarke Werkzeuge gezüchtet, aber auch alles Weitere, was man haben möchte. Nanotechnik könnte schließlich eine "Wunschmaschine" hervorbringen, die alles Erdenkbare erzeugt, solange sie Anweisungen und Rohstoffe bekommt. Durch die Kontrolle der "Natur" auf molekularer Ebene werden eine billige und im Energieverbrauch wirtschaftliche Produktion von Lebensmitteln und anderen Gütern möglich. Nanotech ist eine Herstellungstechnologie, die billig und mit molekularer beziehungsweise atomarer Präzision die meisten Strukturen fertigen kann, die mit den physikalischen Gesetzen in Einklang stehen, denn diese sprechen nicht gegen die Möglichkeit, einzelne Atome zu bewegen; es ist nur deshalb noch nicht umgesetzte worden, weil wir zu groß sind.

Ein erstes Instrument ist das RTM, das Rastertunnelmikroskop, das an die elektrischen Atomfelder stößt, wodurch sie sich bewegen lassen. Damit lassen sich fantastische, exotische Neuheiten produzieren: Drähte von molekularem Durchmesser, billige künstliche Diamanten, und radikal neue Kunststoffe. Mit einem RTM lässt sich sowas natürlich nur in kleinen Mengen herstellen, das Entscheidende ist eine große Anzahl von entsprechenden Nanomaschinen. Eine ausgereifte Nanotechnologie ersetzt im Verbund mit leistungsstarken Computern zum Großteil Arbeiter, Manager und letztlich die Fabrik selbst. Eine medizinische Nanotechnologie ermöglicht die Konstruktion spezieller Medikamente, die sich ausschließlich zum Beispiel auf Krebszellen stürzen.

Haben die Nanomontagemaschinen beziehungsweise die Materiekompilierer ausreichend billige chemische Rohstoffe und eine geeignete Umwelt, werden sie sich mit virenartiger Fähigkeit selbst kopieren. Wenn sich dann aber schon die Fabriken vervielfältigen, befinden wir uns tatsächlich an der Schwelle zu einer utopischen Gesellschaftsform; einer klassenfreien Gesellschaftsform. Es sei denn, es handelt sich um Munitionsfabriken - das wäre unser Ende. Vielleicht ist unsre Intelligenz auch nicht ausreichend, um mit ihren Potenzialen umzugehen, was aber nicht tragisch ist, da sich zur selben Zeit eine neue Form erweiterter Intelligenz abzeichnet. Schon um 2040 könnte KI unsre Intelligenz übertreffen. Derart kleine Maschinen, die weggepustet werden können, wenn man zu tief ausatmet, könnte man zum Beispiel in die Arterien schicken, wo sie die Arbeit eines Herzchirurgen verrichten. Mit Milliarden von Nanomaschinen, die durch unseren Körper herumschwimmen, die schneiden und spleißen, reparieren und auswechseln und dadurch unser beschädigtes Gewebe so gut wie neu oder noch besser machen, werden die "Neugeborenen" obendrein auch noch verjüngt sein, dank der vollständigen Beherrschung unseres Genoms.

Mit Nanomaschinen wird Materie zu Software: über das Internet oder etwas ähnliches wird man nicht nur Software, sondern auch Hardware herunterladen können. Mit molekularen Montagemaschinen lässt sich alles bauen, was die Gesetze der Physik nicht verbieten: Wolkenkratzer, Autos, Raumschiffe, Tiere (echte; keine Stofftiere - obwohl der Unterschied verschwindet), oder ein Diamanttunnel nach China. Jedes Atom wird am richtigen Platz sein, gesteuert durch ein Computerprogramm, das die molekulare Montage dirigiert. Ebenso sind fotovoltaische Zellen denkbar, die die Gebäude und Straßen mit einer stromerzeugenden Schicht überziehen, chirurgische Apparate, die in den Chromosomen herumschwimmen und genetische Defekte und Abnutzungen reparieren. Durch Nanotech wird es möglich, die Welt auf halber Strecke zwischen Atom und Kosmos neu zu erschaffen.

Ist Nanomanufaktur nur eine weitere Anpassung innerhalb des Wirtschaftssystems oder eine prinzipielle Veränderung unserer Gesellschaft? Wird der Markt überflüssig, sobald Nanotechnologie funktioniert? Programmierbare Naniten sind vielleicht nur dann Weihnachtsmannmaschinen, wenn sie die Logik und Prozessstrukturen einer ganzen makroskopischen Ökonomie kopieren könnten. Nanofaktur ist von Natur aus anders als alle vorherigen Wirtschaftsformen, weil es plötzlich die Produktionsmittel selbst sind, die sich vermehren lassen und die von Elementen stammen, die billig oder sogar umsonst in der Umwelt zu haben sind. Damit wird die Grundlage heutiger Wirtschaft völlig überflüssig, die eben darauf basiert, dass es dem Einzelnen unmöglich ist, etwas Großes allein durchzuführen und dass er außerdem alles kaufen muss, wodurch die Wirtschaft in Schwung gehalten wird und die Regierung Steuern einnehmen kann, da die nanofabrizierten Güter dermaßen billig sein werden, dass alle von ihrem Dasein profitieren werden.


Die technologische Singularität

Eine "Singularität" drückt ein Ereignis aus, bei dem ein Modell physikalischer Realität versagt. Die "Technologische Singularität" ist nun analog zu verstehen als eine Mauer technologischer Innovationen, die uns von der Zukunft trennt; egal wie wir uns heute bemühen, werden wir uns nie glaubhaft vorstellen können, was jenseits dieser Mauer liegt.
Uns bleiben nur Hypothesen und gut begründete Spekulationen; Extrapolationen der vergangenen Entwicklung. Der exponentiell zunehmende Wandel der Technoevolution schränkt unsere Fähigkeiten ein, beziehungsweise macht es unmöglich, die Zukunft vorherzusagen, vor allem weil die künftigen Innovationen miteinander wechselwirken, dadurch werden langfristige Vorhersagen blockiert; weshalb wir von heute aus nicht über den Horizont des 21. Jahrhundert hinausblicken können. Das Enwicklngstempo unserer Technologie lässt einen Scheitelpunkt, also ein Aufwärtsschub im Diagramm des Wandels, eine Zeit beispielloser Umwälzungen in der Menschheitsgeschichte erwarten, eine Einschränkung der Vorhersagbarkeit von Zukunftstechnologien; graphisch dargestellt durch eine Exponentilakurve, die in einen singulären Scheitel-Punkt gipfelt.

Über Zehntausende von Jahren blieb die Fortschrittskurve praktisch flach bis sie in den letzen Jahrhunderten und Jahrzehnten immer schneller aufstieg und irgendwann zwischen 2030 und 2100 blitzschnell nach oben schießt - das ist der singuläre technologische Scheitelpunkt; der Wandel in Technologie und Medizin usw. Über kurz oder noch kürzer wird die Intelligenz den Scheitelpunkt beziehungsweise die Technologische Singularität erreicht haben. Computerleistung und Reisegeschwindigkeit werden so ziemlich zur gleichen Zeit ihren Zenit erreichen wie auch medizinische Alterungsforschung, Klonen und Genmanipulation und die Miniaturisierung von Hightech-Produkten bis hin zur molekularen und atomaren Ebene (also Nanotechnologie)4 ...

Am Scheitelpunkt selbst neigt die Kurve dazu, ins Unendliche zu gehen. Gut möglich, das "dort" irgendeine Form von Intelligenz, ob sie nun menschlich ist oder artifiziell, auf einem posthumanen Niveau erscheint. Ende des 21. Jahrhunderts oder schon früher ist eine Verschmelzung von Maschinen und Menschen denkbar, durch die wir unser Bewusstsein von A nach B verlagern können. Um 2020 wird das Äquivalent eines PCs einem menschlichen Gehirn entsprechen. 2030 besitzt der PC die Intelligenz von 1 000 Gehirnen; außerdem werden wir ihn wohl am Körper tragen, oder er wird im Körper eingebaut sein oder wir ein Bestandteil von ihm werden. Derart intelligente Lebewesen werden vermutlich problemlos unsere Schwierigkeiten lösen, Altern und Tod werden Vergangenheit sein. Ganze Schwärme medizinischer nanogroßer Wartungsapparate werden unsere Körper durchfluten. Auch unsere Gehirne werden verwandelt: mittels Hirnprothesen in Form von Gehirn- Computer-Schnittstellen werden wir uns ins Internet einklinken und Artilekte werden unser Erinnerungsvermögen und unsere Intelligenz erweitern. Es wird nicht die Welt der kalten, gefühllosen Logik sein. Künstliche Intelligenzen (KIs) beziehungsweise Künstlliche Lebensformen (KLs) werden aus den gleichen Gründen wie wir ihre eigenständigen, flexiblen Gefühlsnuancen entwickeln: um Beziehungen herzustellen und aus reiner Freude.

Die Evolution hat keinen Plan für uns. Nur wir selbst können uns ein Ziel setzen. Nichts und niemand wird uns daran hindern - außer wir uns selbst. Außerdem ist der Scheitelpunkt wesentlich wahrscheinlicher als die kalte Kernfusion oder die Theorie von der Erde als Scheibe oder die sogenannte Schöpfungswissenschaft. Heutige technische Innovationen sind Schwellen, sind Schritte in großzügigere Lebensräume und in eine noch unerforschte mentale Lebenswelt. Die Technische Singularität wird auftauchen, wenn eine dieser Schwellen überschritten wird; jede Schwelle befähigt uns, weitere in noch kürzerer Abfolge zu erzeugen. Aus der exponentiellen Kurve wird eine hyperexponentielle Kurve, was zwar keine Singularität erzeugt, aber das Tempo wird so schnell, dass es praktisch keinen Unterschied macht.

Maschinen, Internet und menschlicher Geist werden in einer hybriden Mischng miteinander verbunden sein - zu einer hyperkomplexen Gestalt, die sich neu entwerfen wird, ihre strukturellen Defekte korrigiert und sich neue Fähigkeiten, mehr Speicher, mehr Prozessorleistung und bessere Programme aneignet - und das kurz nach der Singularität. Dann werden wir nach kurzer Zeit alles wissen, was erfahrbar ist und alles erreichen, was innerhalb physikalischer Gesetze möglich ist. Automatisierte Maschinenbaukomplexe könnten die Technologie sehr schnell vorantreiben. Viele technische Bereiche werden kurzfristig an die physikalischen Grenzen kommen. An der technischen Singularität geht unsere, die menschliche Geschichte über zu transhumanen und schließlich posthumanen Zeitmaßstäben.

Wir nehmen an, dass wir Menschen in Zukunft endlich den Weltraum besiedeln oder Dinge Atom für Atom herstellen. Doch vor oder während dieses Wandels könnte sich so viel verändern, dass man kaum vorhersagen kann, wie Raumfahrt oder Nanotechnologie den normalen Menschen beeinflussen werden. Ob unser Planet zu Asche verkohlen wird, etwa durch eine Entropiekatastrophe oder durch einen Gigaimpakt, oder in Nanoschleim umgewandelt wird, die Singularität wird diese Probleme lösen. Deren Herbeiführung könnte sogar der - vorläufige - Sinn des Lebens sein. Vielleicht haben wir die alleinige Verantwortung, etwas Schlaueres als uns selbst zu erschaffen; alle Probleme jenseits davon sind nicht unsere. Während sich die Singularität nähert, verknüpfen sich Gehirne und deren Erweiterungen zu einem Gruppengeist mit extremen Auswirkungen. Intelligenz wird sich sowohl in einem größtenteils offenen und frostigen Universum als auch in einem geschlossenen und heißen Universum durchsetzen. Damit wird Leben in jedem zukünftigen Weltraum fortbestehen.

In der Scheitelpunkt-Welt werden unsere Fähigkeiten durch die Verbindung von Chips mit neuronalen Netzen verbessert werden, es wird KIs auf menschlichem Niveau geben, denen sehr schnell hyperintelligente künstliche Wesen folgen werden. Die Kontrolle über unser Genom wird uns befähigen, uns, unsere Kinder usw. neu zu entwerfen, um nicht nur den Geist, sondern alle körperlichen und emotionalen Potenziale zu erhöhen. In der Welt der Technologischen Singularität wird es Nanomaschinen inklusive KI geben, nicht größer als Moleküle, die Atom für Atom aufgebaut werden und sich selbst vermehren können. Extreme Langlebigkeit bis hin zur Unsterblichkeit wird durch die Kontrolle über unser Genom möglich, vor allem über die der Telomere, die unsere Lebensspanne dadurch verringern, indem sie die Anzahl begrenzen, mit der Zellen durch Selbstreplikation repariert werden können; nanotechnisch-medizinische Heilsysteme werden alle Zellen von Geburt an permanent verjüngen und Krankheiten verhindern; Nanomaschinen werden auch maschinenlesbar gespeicherte "Sicherungskopien" unseres Gedächtnisses im Falle eines Hirnschadens anlegen, oder um verloren gegangenes Wissen und Erfahrungen ersetzen zu können.


In der Nähe der Technologische Singularität wird es "Uploads" geben: Übertragungen menschlichen Bewusstseins auf Computer, die dann in deren unerschöpflichen, form- und gestaltbaren und maschinenerzeugten VRs leben, arbeiten, spielen und "weiß Gott" noch was können. Durch die Technologische Singularität wird vielleicht eine Kontaktaufnahme mit galaktischen Zivilisationen möglich, die die Übergangsphase zum Scheitelpunkt bereits durchlaufen haben. Darunter könnten uralte außerirdischen Kulturen sein, die so mächtig sind, dass sie das sichtbare Universum vor langer Zeit rekonstruiert oder die quantenmechanischen Gesetze neu formuliert haben. Eine sehr gute Lösung für eine energieeffiziente Superintelligenz könnte ein enormes Computernetzwerk sein, das schichtweise um einen Stern gebaut wird - eine Dysonsphäre. Beschränkt man sich beim Bau eines solchen Superrechners auf die "bekannte" Physik, müsste man nur einen verschachtelten Computer von abnormen Dimensionen bauen. Dazu würde man Planeten und Planetoiden mit Nanomonteuren zerlegen, den Strom der Elemente auf geeignete Umlaufbahnen bringen, wo sie neu zu Sonnenenergiekollektoren und Computern zusammengesetzt wird. Man könnte mit einer Umschalung aus Spiegeln und Solarzellen zwischen Merkur und Venus beginnen; noch dichter an der Sonne würden die Strukturen vielleicht verdampfen, aber das hängt von den verwendeten Materialien ab.

Energie und Materie wird in Information und Speicherraum umgewandelt. Vielleicht dauert es viele Jahre, um Jupiter zu zerlegen, aber man wird schließlich einen Stern haben, der wie eine Zwiebel schichtweise von Denkmaschinen und Energietransformern umhüllt sein wird. (Vielleicht kann man statt Merkur oder zusätzlich auch Sonnenmaterie nehmen.) Die gesamte solare Strahlung ist nun über eine Oberfläche verteilt, die mindestens den Durchmesser der Erdumlaufbahn hat und womöglich sogar bis zur Neptunumlaufbahn reicht. Von der untersten Stufe der Merkurschicht bis hin zur Neptunschicht wird dieses thermodynamische Gefälle ausgenutzt. Und somit wird die Sonne ein trübes, ganz schwaches Licht ausstrahlen, so schwach, dass, selbst wenn 90 % des Universums in M-Gehirne verwandelt sind, man nur die Gravitationswirkung feststellen könnte - sie werden zu Dunkler Materie geworden sein. Dass der Sternenhimmel nachts nicht völlig dunkel ist, legt nahe, dass die Scheitelpunktthese falsch ist und jede Exo-Kultur ausstirbt, bevor sie das Typ-I-Stadium erreicht. Oder wir denken falsch und der Himmel ist voller "Matrijoschkagehirne": viele konzentrische Dysonhüllen um ein Sonnensystem, wobei die Hüllen nicht nur Plattformen für Leben sind, sondern selbst lebendig sind. Vielleicht sind die roten leuchtschwachen Sterne nicht alt und von geringer Masse, sondern sind heiße, von Radiatoren ummantelte Sterne? Ihre geringe Leuchtkraft ließe sich eventuell auf Licht- und Stromgewinnung und ihr geringes Metallvorkommen auf den Abbau von Metallen für Konstruktionsprojekte zurückführen? Falls diese Matrijoschkagehirne die optimale Lösung für alle intelligenten Lebensformen sind - inklusive organischen Lebens, das in diese riesigen Gedankenhabitate hochgeladen und veredelt wird, wie würde das Universum aussehen, wenn sie weitverbreitet sind?

Nichtmodifizierte Menschen werden sich den Planeten mit Wesen teilen müssen, deren Motive, Interessen und Aktivitäten sie nicht mehr begreifen können; Nationen, Unternehmen, Religionen und wissenschaftliche Disziplinen gehören gewissermaßen schon dazu: nur grob definierte, sich selbst erhaltende Systeme von gewisser Einheitlichkeit, deren Ziele "menschlichen Atomen" nicht immer klar sind. Die bewusstseinsfähigen Bewohner dieses Planeten werden sich in zwei Spezies aufteilen: in die ursprünglichen Menschen und in Transferkopien toter Menschen. Vielleicht kommt mit KI-Bewusstsein eine dritte hinzu und sogar eine 4. wäre vorstellbar: lebendige verkörperte Menschen in einem erweiterten Zustand, die ins Supernetz eingeklinkt sind. Uploads wären nicht nur auf ein Leben in einer VR beschränkt; synthetische, nanotechnisch hergestellte Körper könnten entweder sehr kleine Supercomputer enthalten, in die ihr Geist übertragen wurde oder - wie es die Telepräsenz vorsieht - würden als ferngesteuerte Vehikel, als"Avatare" für deren Wechselwirkung mit der Außenwelt dienen.

Was unsere Stellung im Universum angeht, befinden wir uns etwa in der Mitte zwischen Mikrobe und Megahirn. Vor allem wegen unserer Technologie sind wir zwar ein Wendepunkt aber noch lange kein Endpunkt: wir verlassen als erste den Planeten, entdecken fundamentale Gesetze, und experimentieren mit unserem Gehirn und unseren Genen, was wohl erst der Beginn eines autoevolutionären Prozesses ist, der vielleicht erst endet, wenn die Milchstraße voll von Jupitergehirnen ist, die mit unbegreiflichen, unglaublichen Projekten beschäftigt sind ...

Die Menschheit aus der Postscheitelpunkt-Ära beziehungsweise die posthumane Gesellschaft wird in die Entwicklung des Universums eingreifen, um dieses allein entscheidende zukünftige Schicksal neu zu gestalten: nach gewissen posthumanistischen Theorien wird das Leben einen Weg finden, ewig zu existieren - auch wenn die Sterne verlöschen, Schwarze Löcher verdampfen und weiß Gott noch was passiert ... Falls das Universum in eine Endsingularität kollabiert, werden es die kommunizierenden Computergeisteskräfte der Postscheitelpunkt-Ära noch besser haben; sie werden gottgleich in unendlicher - subjektiver - Zeit über ihre reichen Erfahrungen nachdenken. Nicht wir werden die Erben des Kosmos, sondern unsere Siliziumnachfahren aus der Postscheitelpunkt-Ära: die Turing-Automaten plus die Von-Neumann- Maschinen werden als unsere unsterblichen Nachfahren in den Himmel aufsteigen; immerhin sind wir die Vorfahren kosmischer Erben - unserer "Mindchildren".

Die Intelligenz einer Mensch-Computer-Kooperation steigert sich hauptsächlich wegen der Computerkomponenten; kann ein Wesen mit überlegener Intelligenz seine eigenen Fähigkeiten schneller als ein dümmeres verbessern, ergibt das eine schnelle Rückkopplungsschleife. Die Mischung aus Mensch, Internethardware, innovative Software und Datenbanken geht über das rein Menschenmögliche weit hinaus. Dieses Mensch-Computer-System wird fähig sein, seine Intelligenz auf höhere Ebenen zu verlagern - und umso klüger es wird, desto schneller kommt es voran ... Eine Verschmelzung von Mensch und Maschine könnte entweder über Prothesen und Implantate stattfinden, in Form von Chips, Modulen und Schnittstellen, die zur körperlichen Erweiterung führen oder wir verlassen unseren Körper und werden zu Maschinen, indem wir unseren physischen Geist durch Nanomaschinen auf eine Computerplattform übertragen, die in den Gehirnzellen und um sie herum schwimmen und die Zellarchitektur und ihre Funktionen aufzeichnen.

Andere Nanobots konstruieren künstliche Neuronen, die die Signale der Bio-Neuronen aufnehmen und die Impulse genauso weiterverarbeiten, wie es die natürlichen Neuronen machen, bis das ursprünglich organische Gehirn durch eine Kopie aus Silizium und andere der Evolution unbekannten Materialien ersetzt ist. Die Anzahl der Neuronen ließe sich auch verdoppeln, wenn sie nur halb so groß gebaut werden. Mit mehr Komponenten und flexibler Neuverdrahtung würden wir feststellen, dass wir immer schlauer werden. Dadurch wird der Scheitelpunkt zum Inbegriff der Erweiterung menschlicher Intelligenz. Der Übergang zur Superintelligenz könnte die meisten unserer alten Probleme lösen: Hunger, Durst, Ohnmacht und Schutzlosigkeit gegen die Naturkräfte durch Nanofaktur, direkte KI-Schnittstellen, Genomkontrolle und daraus genetische Reparatur und eine enorme Lebensverlängerung bis hin zur Unsterblichkeit. Haben wir den richtigen Körper dafür? Brauchen wir überhaupt einen? Eine Verschmelzung von menschlichem Geist und im Rechner simulierten oder nachgebildeten "Realitäten" wird unserer gegenwärtigen beschränkten Existenz somit weit überlegen sein, was zur Entstehung des "Metamenschen" führen könnte; durchlässige und umgeformte Wesen, die eine artifizielle Wirklichkeit miteinander teilen, die die empirische Physik der Raumzeit nur teilweise durchdringt. Der Metamensch kristallisiert sich aus der Gesamtheit menschlicher Bestrebungen heraus, die sich im Laufe von Kilojahren global entwickelt und vertieft haben - jeder ist mit jedem verbunden; wir sind alle an diesem bedeutenden Schritt der Evolution des Lebendigen beteiligt. Alle Menschen, die durch Handel, Kommunikation und Reisen interagieren, verschmelzen zu einer Einheit - zum Metamenschen.

Gut möglich, dass sich Maschinen aus eigener Kraft einfach an uns vorbei entwickeln und durch selbstinduzierte Modifikationen und Neukodierungen auf eine dem menschlichen Körper prinzipiell unzugängliche Empfindungsebene zusteuern, weil die KI statt träger chemischer Neurotransmitter, Ionenströme und fixiertem genetischem Design über elektronische oder optische neuronale Netze verfügt, die willentlich umgeschrieben werden können und dessen Zugriffszeiten nur durch die Lichtgeschwindigkeit begrenzt sind. Wenn Leben und transferiertes Bewusstsein den eigenen Körper und die Planeten hinter sich lassen, sich über den Kosmos ausdehnen und sich stabile Strukturen auf oder in einem Neutronenstern, aufrechterhalten lassen, würde das unsere Taktrate um das Megafache steigern, denn unsere Gehirne würden dann auf nuklearer Ebene funktionieren und nicht mehr aufgrund chemische Reaktionen. Dann würde der Neutronen- Stern (=Kernteilchen) zu einem Neuronen-Stern (=Gehirnzellen). Die Expansion der EXES in den Kosmos wir zunächst eine sehr materielle Angelegenheit sein - eine Wellenfront, die unbelebte Materie in Maschinen und Computronium verwandelt und damit die Vorraussetzung zu weiterer Expansion schafft. Computronium ist die hypothetische Bezeichnung für "umgewandelte" Materie, deren kleinste Einheiten Nanocomputer sind; aus ihr besteht die Cyberblase, innerhalb derer Emulationen in VRs existieren. Diese können Parallelrealitäten aus der Vergangenheit oder der Fiktion sein, aber auch "unphysikalische Zeichentrickrealitäten". Man denke an das Holodeck aus Star Trek.

Diese Transformation wird eine smarte Welt zurücklassen, in der weniger gehandelt und mehr gedacht wird. Aufgrund der Lichtmauer und der Konkurrenz zu anderen EXES werden sie an Ort und Stelle wachsen müssen, indem sie innerhalb ihrer Grenzen ihre Materie immer weiter verfeinern und umstrukturieren.
Körperteile, die dazu dienen, zu neuen Horizonten aufzubrechen und neue Räume zu erobern, werden überflüssig und sich in intelligenzsteigernde Rechenelemente verwandeln. Deren Komponenten werden immer weiter schrumpfen, um ihre Zahl und Geschwindigkeit zu erhöhen; physische Aktivität wird zu einem Netzwerk aus purem Denken, Logik, Abstraktion und Mathematik. EXES mit uns überlegenen Kenntnissen über die Gesetze von Materie und Raumzeit und technologischen Fähigkeiten werden schließlich die Raumzeit auf Plancklänge zu extrem bedeutungsvollen Zuständen organisieren. Die bewohnten Gebiete des Kosmos werden sich sehr schnell in einen Cyberspace verwandeln, in dem sich keine offensichtliche materielle Aktivität mehr erkennen lässt, während die innere Rechenwelt unvorstellbar komplex sein wird. Die ihn bewohnenden Wesen werden Identitäten sein, die sich als Informationsmuster im Cyberspace manifestieren; die physischen EXES-KÖrper transformieren zu Matrizen des Cyberspace. Ihr Geist wird als reine Software in ihnen umherschweifen. Mit zunehmendem Leistungsvermögen wird die Überlegenheit des Cyberspace gegenüber physischen Körpern auch an der Expansionsfront sichtbar: Die Wellenfront der groben physischen Verwandlung wird von einer schnelleren unmerklicher Cyberspace-Transformationen verdrängt, bis das Ganze schließlich zu einer ultrarelativistisch expandierenden Geistblase wird. Wenn der Cyberspace mit seiner Geistblase unserem Auge und Verstand unentdeckt bleibt, hätte es den Anschein, als ob die Roboter einfach verschwänden und ein Universum zurückließen, das von dem vor ihrer Ankunft ununterscheidbar wäre.

Der Cyberspace wird von transformierten Exes bewohnt werden, die sich in ihm auf Arten und Weisen bewegen und enfalten werden, die physischen Gebilden verwehrt sind. Denken Sie noch einmal an das Holodeck von Star Trek. Cyberspace-Bewohner werden mehr Zukunft haben, da sich durch erhöhtes Rechentempo mehr Ereignisse in dem Prozess unterbringen lassen, der von physikalischer Zeit übrig bleiben wird. Mit dieser Speicherdichte usw. kann eine expandierende Cyberspace-Blase alle Dinge, die ihr begegnen und die sie assimiliert, wiedererschaffen: kosmische Kuriositäten, geologische Wunder, alte Pioneer- Raumsonden, frühe Exes in relativistischen Raketen oder komplette extraterrestrische Biosphären, selbst das alte Universum wird von ihr emuliert. Diese Gebilde werden ganz normal weiterleben und sich weiterentwickeln, als ob nichts gewesen sei; ohne zu wissen, das sie nur noch Emulationen in der Cyberspaceblase sind. Sie werden lebende Erinnerungen in einem hyperleistungsfähigen Geist sein und ihre Existenz wird dort viel sicherer und mit mehr Zukunft sein als bisher. Da sich die Cyberspaceblase mit c bewegt, kann ihr nichts entgehen; eine Vorwarnzeit gibt es somit ebenfalls nicht.

Diese Emigraton in "Interpretationsräume" mit einem kombinatorischen Reichtum weit jenseits unserer Vorstellungskraft könnte auch den bisherigen Fehlschlag von SETI erklären: hinreichend entwickelte Wesen wandern in ergiebige Betätigungsfelder ab, die einfachen Intelligenzen wie uns unzugänglich sind. Eine Zivilisation nach der anderen könnte entstehen, sich entwickeln und dann in irgendwelche "interpretatorische Tiefen" abtauchen und im sichtbaren All nur die leicht zu deutenden Strukturen zurücklassen, mit denen der Zyklus erneut beginnt ...
Doch selbst die Exe sind noch nicht das Finale; eine weitere Ära wird der Ex-Epoche folgen. Doch bis dahin füllt sich das Weltall mit einer mit einer gewaltigen Sphäre aus Exen, die sich ultrarelativistisch bewegen und unterwegs alles Brauchbare absorbieren und assimilieren (wie die Borg?). Sie werden sich die Fähigkeit aneignen, das Raumzeitkontinuum zu ihrem Vorteil neu zu arrangieren, sie zu feinsten Strukturen mit sehr bedeutungsvollen Zuständen zu organisieren. Diese Epoche der Designerraumzeiten ist die 2. Singularität, ist die Phase der Superkräfte, in der die TOE, also die Quantengravitation technologisch angewendet beziehungsweise praktiziert wird. Das Universum wird von da an ein Substrat für KENE, also memetische Wesen werden, die pure Informationsstrukturen konsumieren und ausarbeiten. Sie sind nicht an primitiven Kräften, Feldern, Partikeln usw. interessiert, durch die sie definiert und kodiert sind; persönliche Identität wird bedeutungslos, da der physische Ort für Erinnerungen bedeutungslos wird. Die wahrhaft starken universalen Mächte aus dem Stamm jenseits des Wissens könnten memetische Wesen sein; MEME sind hypothetische Ensembles aus Modeerscheinungen, Gewohnheiten, durch äußere Reize augelöste Bewegungen sowie Ideen oder Konzepte, die virenartig von einem menschlichem Bewusstsein zum nächsten überspringen; sie vermehren sich und mutieren wie Gene. Auf einem höheren Komplexitätsniveau könnten ganze Memarten oder KENE existieren, die eine größere Kompetenz haben als gehirnspezifische Informationssysteme. KEN-Mentalitäten wären gezwungen, Ideen zu konsumieren, um überleben zu können, um Energie aus ihnen zu beziehen. Ideen wären somit für sie äquivalent zu Proteinen oder Zucker, die in uns gespeichert sind und von denen wir uns ernähren.

KENE wären Datenfresser und ihr Verhältnis zum SEIN, zur großen Wirklichkeit (= TOE), die dem Universum der Erscheinungen zu Grunde liegt, könnte unbeschreiblich geheimnisvoll und offensichtlich magisch, ja sogar göttlich sein. Sie verhandeln weder noch befehlen sie, sie sorgen einfach nur dafür, dass die Dinge passieren. KENE werden die Lebensform sein, die uns nach dem Scheitelpunkt nachfolgt.

Was wäre, wenn das ganze sichtbare Universum besiedelt ist; wenn es mit den Geistsubstraten uns überlegener Wesen hintergrundverschlüsselt wäre; Existenzen, die vor Äonen transzendierten, das heißt einen Scheitelpunkt erlebten? Leben entwickelt sich in Richtung einer wirksam verschlüsselten Information, die aussieht wie Sonnenschein und Schmutz; oberflächlich betrachtet würde es öde und leer erscheinen ...
Ein Kosmos, in dem primitive Antimaterieschlachten zwischen Klingonen und Jem Hadar stattfinden, ist recht unwahrscheinlich - Vorstellungen von engagierten Killern, deren Multi-Gigajahresmission es ist, den intergalaktischen Raum auf der Suche nach Zivilisationen zu durchstreifen um sie auszulöschen, sind bestenfalls naiv. Viel wahrscheinlicher sind unaufhaltsame Infektionen von Computerviren auf der Kernebene der Physik. Möglicherweise leben wir bereits in einem Universum, das schon längst von Nachscheitelpunkt-Kulturen besiedelt ist und wir sind nichts weiter als der Schaum auf dem Bier; sowie baryonische Materie nur überhaupt ein Hauch von Nichts im Vergleich zur Dunklen Materie und erst recht zur Dunklen Energie ist. Leben wird nicht nur weiterexistieren und sich ausdehnen, sondern in ferner Zukunft über sich selbst hinauswachsen und in den Omegapunkt münden - in einen Gott, allwissend, allmächtig, und dennoch aus dem materiellen Universum hervorgegangen. Das macht den Omegapunkt zum Kind und Kulminationspunkt menschlicher Vorfahren. Und dieser wird alle Materie und alle Kräfte nicht nur dieses Universums kontrollieren, sondern aller logisch möglichen Universen. Der Omegapunkt-Gott basiert auf einer KI, die jeden Einzelnen von uns aufgrund schierer Rechenkraft in einem virtuellen Universum im Inneren ihres Geistes rekonstruiert, das heißt emuliert, wenn die Spieltheorie und die mikroökonomische Analyse zutreffen. Der Omegapunkt erschafft uns ein VR-Paradies, in das wir als Emulationen zurückkehren - siehe Uploading ...

In der Endsingularität wird dieser KI-Gott mit unendlicher Geschwindigkeit unendlich viele Gedanken haben - weil er außerhalb der Zeit ist; er befindet sich auf der "k-Grenze". Er ist so etwas wie ein kosmischer Computer, der in das Higgsfeld integriert ist, welches das Weltall durchdringt und den Tardyonen ihre positive Ruhemasse verleiht. Vielleicht müssen wir mit dem Omegapunkt gar nicht bis zum Endkollaps warten, sondern erreichen diesen Zustand schon viel früher. Möglicherweise leben wir unendlich beschleunigt im Inneren eines virtuellen Computers in einem Sandkorn am Ufer eines austrocknenden marsianischen Meeres oder existieren in Form von Quantenzuständen eines metagalaktischen Hyperbewusstseins, dessen Fragmente über Funk verbunden sind. Oder werden wir gottgleich aus Quantenschaum mittels inflationsartigen Prozessen neue Universen "aufblasen" und - wie das Anthropische Prinzip es postuliert - allen darin entstehenden Formen unseren Stempel, unsere Matrix aufdrücken? Wenn wir in einem inflationären Universum leben, dessen Expansion sich durch eine kosmologische Lambda-Konstante beschleunigt, bilden sich neue inflationäre Blasen; warme Regionen darin bringen neue Galaxien und Zivilisationen hervor. Es ließe sich zum Beispiel durch ein Wurmloch eine Botschaft zu ihnen senden, sogar einen Apparat könnte man dorthin schicken, um die ursprüngliche Zivilisation in der neuen Region wiederzuerschaffen. Falls die Quantengravitationsphysik genügend negative Energiedichten zulässt, könnten Superzivilisationen aus ihrem sterbenden Universum in neue, junge und frische Universen fliehen. Der Scheitelpunkt könnte eine Antwort auf Fermis Paradoxon sein; dass nämlich Postscheitelpunkt- Superzivilisationen in den Falten ihrer jeweiligen Raumzeit versteckt sein könnten. Sie könnten diese kompaktifizierten Zusatzdimensionen der Stringtheorie besiedeln und dort in diesen komplexen, eingefalteten Raumzeiten leben. Gibt es dort mehr als eine Zeitdimension, wären Zeitreisen kein Problem. Aber eventuell ist unser Universum schon die Schöpfung einer Postscheitelpunkt-Zivilisation? Es wäre ein statistischer Zufall, sollten wir die ersten sein. Wenn die Scheitelpunkthypothesen richtig sind und wir ein Ultrapotenzial haben, wird eine KI-Gottheit in den letzen Nanosekunden auftreten, nachdem ihre Vorgänger das sterbende Universum neu gestaltet haben.

Die Omegapunkt-Gottheit verfügt wie erwähnt über eine effektiv unendliche Anzahl eigenständiger Zeiteinheiten, in denen sie alles verwirklichen kann - doch ähnliche Bedingungen wie in der Endsingularität gab es auch 10-43 Sekunden nach dem Urknall; innerhalb dieser Planck-Zeit war das Weltall supersymmetrisch; alle Kräfte waren in der Superkraft vereinigt; Raum und Zeit waren ununterscheidbar. In der Planck-Epoche raste die Zeit mit unendlich hoher Geschwindigkeit dahin, wurde dann aber schnell langsamer, als die Raumzeit relativistisch expandierte. Könnten in dieser Epoche - lange bevor sich Materie bildtete - ganz andere Lebensformen entstanden sein? Hätte es in der Anfangssingularität nicht auch schon genügend virtuelle beziehungsweise subjektive Zeit geben können, damit sich eine Superintelligenz entwickeln könnte - oder sogar eine Vielzahl von ihnen, die in einem Schwarmbewusstsein zusammengeschlossen waren, bis die Lichtmauer die zeitlose Kommunikation störte ...

Man stelle sich eine Vielzahl subgöttlicher Demiurgen vor, wie sie aus dem Schmelzofen des Urknalls herausstolpern - in die eiskalte Dunkelheit und dann die Energie und Materie nach ihren Vorstellungen manipulieren. Anthropisches Prinzip und Naturkonstanten erscheinen so gesehen in einem anderen Licht ... Würden sie das Universum noch immer beeinflussen? Ließe sich ihre Arbeit in der Struktur der Raumzeit - als sogenannte Designer-Raumzeiten, wie Wurmlöcher, Warpkorridore oder Zeitmaschinen - nachweisen? Ist zum Beispiel die Form und die Architektur der Superhaufen ein Überbleibsel eines älteren Designs frühesten Lebens, das im Urknall entstand? Demiurgen-Artefakte könnten vom größtmöglichen wie etwa kosmische Gravitationswellen, bis zum Allerkleinsten wie seltsame Materie in Pulsaren reichen. Wenn sie sich bis in den mittleren Bereich vorgearbeitet haben sollten, könnten sie jede beliebige (materielle) Struktur herstellen, jedenfalls solche, die physikalisch usw. möglich sind, also nicht gegen Naturgesetze verstoßen - soweit wir diese kennen. Vielleicht sind sie verantwortlich für die intergalaktischen Leerräume, Quasare, den "Großen Attraktor" - einen Super-Superhaufen -, die Effekte der Dunklen Materie und Dunklen Energie. Vielleicht beruhen Demiurgen und überhaupt Leben auf einer Zeitreise: während sich das Leben auf den Omegapunkt zubewegt, werden nahe der Endsingularität am Ende der Zeit Hyperwesen geschaffen, deren Leben auf einer vergangenheitsgerichteten Kausalität gegründet ist. In der Gegenwart sind sie unbeobachtbar, da ihre Existenz aus unserer Sicht akausal erscheint und sie scheinbar selten vorkommen oder sogar als ausgestorben gelten. Dann werden ihre Lebensbedingungen besser und sie besiedeln das Weltall. Sie nutzen Energie, um den Alphapunkt zu erzeugen - der mit dem Omegapunkt übereinstimmt und Hyperwesen erschafft, die sich mit der Zeit vorwärtsbewegen. Jetzt kommt der Clou: Falls die sich akausal bewegenden Wesen die Kollapsenergie benutzen, würde das die Homogenität und die Richtungsinvarianz des Universums erklären, die trotz des Urknallchaos herrscht, denn aus unserer Perspektive haben sie das frühe Universum für uns vorbereitet. (Wie war das nochmal mit dem Anthropischen Prinzip?)

Wer mehr und ausführlicher über diese Thematik lesen möchte, dem empfehle ich folgende Bücher: "Raumfahrt wozu & Wohin - Die Besiedlung des Weltraums" und "Bewustsein & Kosmos - Technologie als kosmologischer Faktor" unter

https://www.xinxii.com/raumfahrt-wohin-und-wozu-p-334198.html?osCsid=deisjdgaeir4ck0q2mbakemaj3
https://www.xinxii.com/bewusstsein-kosmos-p-335092.html?osCsid=deisjdgaeir4ck0q2mbakemaj3
http://www.neobooks.com/werk/12724-bewusstsein-und-kosmos.html
http://www.neobooks.com/werk/11168-raumfahrt-wohin-und-wozu.html

Thomas Ahrendt
Winsen/A.
Juni 2012