Hallo belgariath,
dass hier öffentlich zur Schau gestellt wird dass für den Spaß einiger weniger die Lebensgrundlage der Menschheit geschädigt wird.
Es war schon immer so, dass die Spiele der Reichen kosten- und ressourcenintensiver sind als die Spiele der Ärmeren. Was früher das Treiben bei Hofe in Versailles und anderswo gewesen ist, ist heute das Treiben mit irgendwelchen Raketen und Raumkapseln oder meinetwegen Luxusparties auf Luxusyachten in Übersee - Feuerwerk und Schampusbad im bordeigenen Whirlpool bei laufender Klimaanlage inklusive. Der ganze Zirkus um Formel 1 ist ebenfalls so ein Luxus-Spiel, womit man aber noch eine größere Menge Fans bespaßen und an ihnen eine Menge Geld verdienen kann.
Aber wie hier schon angemerkt wurde: Die Summe macht's, und da fällt die Bilanz zuungunsten der Spiele der Ärmeren aus, die wegen der größeren Menge an Autos, Wohnungsinventar und Konsumaktivitäten den größeren Ausstoß an klimaschädlichen Gasen verursachen als die geringe Menge der Spiele der Reichen, die sich ihren Luxus leisten, weil sie es sich leisten können (und dann auch wollen, um zu zeigen, was man hat und was man kann).
Was also die Schädigung der Lebensgrundlage der Menschheit betrifft, liegt der Ball nicht bei den wenigen Reichen und Mächtigen, die mit ihren Milliarden protzen, sondern bei den vielen Millarden Ärmeren und Machtlosen, die milliardenfach mit ihren wenigen Geldbeträgen ihren mehr oder minder bescheidenen Wohlstand finanzieren und sich eben auch die Dinge kaufen, die sie sich leisten wollen und können (was dann über den Konsum die Wirtschaft am Laufen hält, die diesen Wohlstand generiert).
Um also am richtigen Hebel anzusetzen, muss man das Konsumverhalten der Bevölkerungsmehrheit ändern, was dann über das Prinzip Angebot und Nachfrage auf die Wirtschaft rückkoppelt. Der Staat kann hier gesetzgeberisch regulierend eingreifen, aber dabei das Prinzip der Preisbildung nicht aushebeln, welches sich über das Konsumverhalten reguliert.
Das Problem ist jedoch, dass man Menschen in großem Umfang zwar dirigieren und per Sanktionierungen in eine gewünschte Richtung lenken kann, aber damit nicht die innere Verfasstheit der Menschen ändert, die sich in den Konsumwünschen und dann im Konsumverhalten Bahn bricht. Die Begehrlichkeiten sind ja dennoch vorhanden und drängen - das nötige Kleingeld zur Finanzierbarkeit vorausgesetzt - zur Verwirklichung. Um hier auf Dauer etwas zu bewirken, muss man die freie Marktwirtschaft in eine staatlich gelenkte Planwirtschaft umwandeln, bei der nur dort investiert werden darf, wo staatlicherseits Konsumwünsche vorgegeben werden.
Das widerspricht aber der Verfasstheit der Staaten - zumindest in der westlichen Welt - deren Prosperität auf einer freien Marktwirtschaft basiert. Auch die chinesische Wirtschaft prosperiert nur deswegen, weil es einen Weltmarkt gibt, der liberal geregelt ist und nicht planwirtschaftlich. Darum haben dort die Staatsbetriebe relativ großzügige Freiheiten, gemessen an der kommunistischen Prämisse der Staatsverfassung, die ja eigentlich antikapitalistisch ist. Ohne Kapitalismus geht es also auch in China nicht. Das Gegenbeispiel ist Nordkorea, wo man hin und wieder ebenfalls versucht, über Kooperationen mit Südkorea einen marktwirtschaftlichen Sektor zu etablieren, der an den Weltmarkt angeschlossen ist.
Die wenigen Milliardäre, die Ausflüge in den erdnahen Raum verkaufen und dabei nicht mehr Ressourcen verbrauchen wie z.B. NASA und ESA sowie Rosskosmos im üblichen Betrieb (irgendwoher müssen die vielen Satelliten ja kommen, die uns und den Spionen das Leben erleichtern), stellen da keinen nennenswerten Beitrag zur allgemeinen Klimaerwärmung dar. Das was da relevant ist, ergibt sich aus dem ganz gewöhnlichen Funktionieren von Weltmarkt und Welthandel, an dem wir alle partizipieren, weil wir - jeder für sich - halbwegs gut leben wollen, ohne Not zu leiden.
Und mal im Ernst: Wenn wir es schaffen, bis 2100 unter drei Grad Erwärmung zu bleiben, sind wir gut, denn trotz politisch popularisiertem Klimaschutz steigen die CO2-Emissionen immer noch jährlich auf neue Rekordwerte, so dass sich hier seit rund 50 Jahren (Bericht des Club of Rome) rein gar nichts bezüglich der Reduktion von Treibhausgasen getan hat - im Gegenteil: Der Energiehunger steigt weiter und wird durch erneuerbare Energien in der CO2-Bilanz immer noch nicht kompensiert, geschweige denn reduziert.
Was das betrifft, ist der Zug bereits abgefahren und wir können nur noch sukzessive gegensteuern, wenn es mal wieder ganz schlimm mit der Schadensbilanz durch Wetterkatastrophen gekommen ist, die über Versicherungen und mit Steuergeldern refinanziert werden muss. Irgendwann schlägt das wirtschaftlich so stark zu Buche, dass man sich auf einige Regulierungen einigen wird, aber niemals so, dass dadurch das System aus Weltmarkt und Welthandel nennenswert beeinträchtigt oder gar umgestaltet werden wird.