Pippen hat geschrieben: ↑29. Aug 2017, 03:23
Genau so und die Ausnahme kann damit begründet werden, dass ansonsten das Modell inkonsistent wäre und alle anderen Annahmen außerhalb der Ausnahme höchst plausibel wären, was sie ja wohl auch sind, so dass sich die Ausnahme geradezu aufdrängt.
Was spricht dagegen, stattdessen 1. fallen zu lassen, zu sagen: "1. kann nicht richtig sein"? Dann wäre auch alles in Ordnung. Spricht nur dagegen, dass dir dieser Gedanke nicht gefällt und dass er deiner menschlichen Wahrnehmung vordergründig widerspricht, die dir dein biologisches System vorgaukelt? Das reicht nicht! Nicht um als Grundlage einer Physik zu dienen!
Was spricht dagegen unsere Modelle auf einer potentiell unendlich großen Leinwand zu "malen", in der konkret natürlich nur im Endlichen gerechnet werden kann (das ist ja immer so!), genau so wie Tom es tut?
Was du da tust, geht parallel mit mit mittelalterlichen Gottesbeweisen, so dann (D):
1. Ein Modell "Annahme eines ausnahmslosen Vergehens der Zeit t(x)->t(x+1) auf grundlegendster Ebene, wobei wir selbst uns in der Gegenwart zu einem Zeitpunkt t(g) befinden", trifft mit einer einzigen Ausnahme auf die Natur zu.
2. Es existiert ein Anfang t(0), bzw. befindet sich dieser in endlicher Vergangenheit (von t(g))
3. Die Ursache von t(0) bzw. die Ausnahme ist Gott. Gott steht außerhalb/jenseits und begründet/verursacht sich selber.
Damit ist 3. aber zirkulär, unerklärlich, unerfindlich, widersprüchlich, jenseits auch der Logik! Und: Willst du das?
Ebenso könnte ich dann auch problemlos ein (E) kreieren:
1. Ein Modell "Annahme eines ausnahmslosen Vergehens der Zeit t(x)->t(x+1) auf grundlegendster Ebene, wobei wir selbst uns in der Gegenwart zu einem Zeitpunkt t(g) befinden", trifft auf die Natur zu.
2. Es existiert kein Anfang, bzw. befindet sich dieser in aktual unendlicher Vergangenheit (von t(g))
3. Der Widerspruch zwischen 1. und 2. wird durch Gott aufgehoben. Gott steht außerhalb/jenseits von allem, auch der Logik, begründet/verursacht sich selber und kann deshalb auf unerfindliche Weise solches bewirken.
(E) ist nicht schlimmer als (D), verstehst du?
Wie auch immer ist die Sache dann die:
Es kann so sein oder auch anders, vielleicht ist 1. richtig, vielleicht falsch, vielleicht ist 3. richtig, vielleicht falsch... der Punkt ist: Wir wissen es nicht, wir
können es
beweisbar nicht wissen!
Sollten wir unsere Wissenschaft auf so etwas aufbauen? Sollten wir dogmatisch an 1. festhalten, wo wir es doch nicht wissen?
Genau auch wegen solchen Dogmen war das Mittelalter das Mittelalter. Es hat sich gezeigt, dass uns solches Denken nicht voranbringt sondern stattdessen hemmt.
Warum zum Teufel sollten wir, in Anbetracht unseres Nichtwissens, uns von vorne herein so einschränken, dass wir eine endliche Leinwand wählen?
Pippen hat geschrieben: ↑29. Aug 2017, 03:23
Gerade die moderne Physik "dogmatisiert" doch da noch viel schlimmer herum, Stichworte Inflation, DM, DE, um nur ein paar zu nennen.
Das ist etwas völlig anderes. Das sind keine Dogmen! Das sind Vorschläge, Vermutungen, die zur Überprüfung, "zum Abschuss" freigegeben sind. Es sind sozusagen Bilder auf einer Leinwand, dein Vorschlag betrifft die Leinwand selbst.
Die Vorschläge/Ideen der Physik können falsifiziert werden, zumindest besteht die Aussicht dazu (falls es sich noch herausstellt, dass dem nicht so ist, werden diese Vorschläge dann auch nicht mehr viel wert sein).
Bei deinem Vorschlag ist es aber so, dass wir von vorne herein genau wissen, dass er prinzipiell nicht falsifizierbar ist:
Die Unendlichkeit ist prinzipiell nicht messbar, sie ist somit nicht Teil der messbaren Welt und somit nicht Teil der Physik!
Die Unendlichkeit ist ein abstraktes, gedankliches Konzept, das sich bei bestimmten Problemstellungen für uns als nützlich erwiesen hat, mehr wissen wir nicht, mehr
können wir
beweisbar nicht wissen: Wir wissen nicht, ob diesem Konzept etwas Reales "da draußen" entspricht oder nicht!
Jede weitergehende Aussage zur Unendlichkeit fischt daher im Trüben. Deshalb fischen auch alle Argumenationen, die sich darauf stützen, im Trüben, deshalb fischt auch deine Argumentation im Trüben. (Bei deiner Argumentation ist die Unendlichkeit wesentlich/notwendig, denn du brauchst sie um eine RAA zu kreieren.)
D.h.: Deine Gedanken bewegen sich in Wahrheit im philosophischen bis religiösen Bereich. Dort kann man das trefflich diskutieren.
Die Überschneidung mit der Physik besteht allein darin, dass die Philosophie in der Lage ist der Physik zu sagen, wie sie vernünftige Physik betreiben soll. An dem Punkt herrscht aber heute einigermaßen Konsens: wir wollen keine Dogmen, wir wollen nicht zurück ins Mittelalter (s.o.), wir wollen uns nicht ohne Not einschränken!
Einziger Ausweg noch für dich:
Du könntes hergehen und dein Konzept nicht als Dogma, sondern als unbeweisbare Idee sehen, die insoweit überprüft werden soll, wenn schon nicht falsifizierbar, ob damit wenigstens etwas besser, ertragreicher, einfacher, eleganter, nützlicher modelliert werden kann. Aber dazu besteht doch keine Aussicht! Wo sollen denn dort Vorteile zu finden sein? Einschränkungen bieten gewöhnlich keine Vorteile, im Gegenteil.