Pippen hat geschrieben:Es gibt keine Gravitation, sondern es gibt lokale Gravitation und globale Gravitation. Erstere finden wir in Sonnensystemen, zweitere finden wir auf größeren Skalen wie Galaxien. Vereinfacht ausgedruckt gilt: Globale Gravitation = lokale Gravitation + Eigenschaften, die man DM zuerkennt. Warum schraubt man nicht an den NG, sondern führt DM als neue Materieform ein? Für mich ist da kein einleuchtender Grund ersichtlich....
Z.B. mit dem MOND-Ansatz probiert man ja auch das aus.
Und vielleicht ist auch der Begriff "Dunkle Materie" etwas unglücklich gewählt, denn wenn wir das hören, dann verbinden wir das mit einigen Vorstellungen, die möglicherweise nicht zutreffen. Bei "Materie" denken wir an Teilchen, die zwar vielleicht einige ungewöhnliche Eigenschaften haben (geringe WW-Neigung, keine EM-WW, hauptsächlich nur gravitative Wechselwirkung), die aber ansonsten genau dasselbe sind, wie die Materie, die wir schon kennen. Das mag vom Suchvorgang sicher naheligend sein: Wenn ich schon viele Häuser in meiner Umgebung gesehen habe und diese bei mir in der Umgebung ausnahmslos aus Steinen gebaut sind und ich nun davon höre, dass es in weiter Ferne vermutlich auch noch Häuser geben sollte, dann werde ich natürlich zunächst davon ausgehen, dass auch diese aus Steinen sind. Das kann aber falsch sein, vielleicht sind diese unbekannten Häuser auch aus Holz?
Was ich damit sagen will: Die Effekte, die wir im Weltraum sehen, können auch von etwas viel seltsameren als von "gewöhnlichen Materieteilchen mit geringer Wechselwirkungsneigung" hervorgerufen werden, auch von Dingen, die mit "Materie", so wie wir das verstehen, nichts mehr zu tun haben, die völlig andersartig sind.
Vorsichtiger wäre es daher heute besser von "Unbekannten Gravitations- und Trägheitsquellen, UGT" zu sprechen.
Um wirklich sagen zu dürfen "DM ist die Ursache!" ist es unabdingbar diese Teilchen auch direkt nachzuweisen.
Und es gibt auch noch die Möglichkeit, dass es nicht DIE eine Ursache (z.B. DM) für die beobachteten Phänomene gibt, sondern, dass eine Kombination vorliegt, z.B. DM plus MOND plus Braneneinflüsse von benachbarten Universen, etc.
Der Punkt ist aber, dass es einen Unterschied gibt, zwischen dem was in der Natur tatsächlich vorliegt, und wie man sich dem am besten theoretisch annähert: "Was liegt tatsächlich in der Natur vor?" und "Wie gehe ich vor, um mich bei der Modellbildung am erfolgversprechendsten der Natur annähern zu können?" sind zwei ganz verschiedene Fragen.
Und wenn ich die letztere Frage verfolge, dann ist es bei neuen Phänomenen naheliegend erst einmal vom schon Bekannten auszugehen, bevor ich ganz neue Erklärungsversuche in Erwägung ziehe, man muss ja auch aufpassen, dass man sich nicht verirrt. Das ganze ist ein Prozess.
Und Kombinationsursachen sind sehr schwer zu erfassen, deshalb ist es sinnvoll erst einmal eine Ursache anzunehmen, zu hoffen, dass falls das nicht die einzige Ursache ist, dass es zumindest die Hauptursache ist und dann zu schauen, wie weit man damit kommt.
Falls das Erfolg hat, gut, falls nicht, probiert man etwas anderes aus.
Und wenn es Erfolg hat und man aber irgendwann bemerkt, dass aber z.B. 20% der Beobachtungen dennoch noch nicht recht ins Bild passen, dann schaut man, was man als zweite Ursache noch heranziehen und ins Modell einbauen könnte, usw.
Grüße
seeker