So, ich bin wieder da!
Du hast ja sehr viel geschrieben... Man ist fast erschlagen...
Grundsätzlich muss ich sagen dass ich die Sache sehr ähnlich wie positronium sehe und auch seine Bedenken teile.
Wie bisher auch will ich versuchen einige Gedankenanregungen und Hinweise zu geben und versuchen auf Probleme hinzuweisen.
Fangen wir an:
Fuzzlix hat geschrieben:Ich sammle in einer Wüste alles ein, was ich bekommen kann und siebe dann aus, in der Hoffnung einige kleine Knöchelchen, Holzkohlenreste oder Versteinerungen zu finden. Ich muss also den Sand vom Fundstück trennen. Nur was ist Sand und was ist Fundstück. Die Fundstücke sollten sich anhand ihres Alters erweisen. und das Ganze sollte eine fraktale Struktur haben. Ausserdem sollten die ersten Gesetze so grundlegend sein, dass diese heute nahezu überall zu beobachten und selbstverständlich sind. Was meine ich damit? Nehmen wir ein anschauliches Beispiel aus unserem Leben. Mensch, Mann, Frau, Tier, Schaf, Pferd, Säugetier, Lebewesen.
Ohne den Begriff Lebewesen kein Tier. Lebewesen ist also älter.
So stelle ich weitere Zusammenhänge her. Ohne Säugetier kein Mensch und kein Tier. Ohne Tier kein Schaf und kein Pferd.
Was ist mit Mann und Frau? ohne Mensch kein Mann und keine Frau. Was ist mit Hengst und Stute? Diese Begriffe sind fraktal ähnlich zu Mann und Frau. Gibt es da einen gemeinsamen Vorfahren? Ja, z.B. Männchen und Weibchen.
Männchen und Weibchen sind in meinem Modell also älter als Mann und Frau und Hengst und Stute. Nun werfe ich die Begriffe Mann, Frau, Hengst und Stute weg - ich habe diese ausgesiebt. Damit kann ich nun natürlich nicht mehr das Liebesleben der Pferde beschreiben aber das will ich ja auch nicht. Ich will zum Anfang.
Was passiert nun wenn mir ein Begriff fehlt? Nehmen wir uns vor, den begrifflichen Vorfahren von Pferd und Mensch zu beschreiben (das wäre wohl das Säugetier). Wir können Beschreibungen von Mensch und Pferd benutzen: (Wir arbeiten uns also Richtung Anfang vor.)
- Es gibt 2 Geschlechter. - Die Kinder werden gesäugt. - Es trabt. - Es läuft auf 2 Beinen. - Es kann sich fortbewegen. usw.
Nun müssen wir die Aussagen aussieben, die Mensch von Pferd unterscheiden. Den Rest behalten wir:
- Es gibt 2 Geschlechter. - Die Kinder werden gesäugt. - Es kann sich fortbewegen.
So reduzieren wir nach und nach Aussagen, Begriffe, Naturgesetze aus.
Die Idee finde ich grundsätzlich gut.
Hier bewegst du dich auf sprachlicher Ebene, d.h. wir reden hier
nicht über
das was ist, sondern über begriffliche
Beschreibungen.
Das Wort "älter", das du bei diesem Verfahren verwendest ist evtl. falsch. Eigentlich muss man genauer das Wort "allgemeiner" verwenden.
Interessant hierbei:
Je mehr man verallgemeinert, desto unschärfer wird das, was dabei herauskommt:
Das eine Extrem ist: Man kann maximal viel über maximal wenige , ganz spezielle Dinge/Objekte aussagen.
Das andere Extrem ist: Man kann maximal wenig über maximal viele Dinge/Objekte aussagen.
Im Extremfall sagt man entweder
alles über Nichts oder man sagt
nichts über alles aus. Man kann aber nicht alles über alles aussagen!
Das liegt einfach daran, dass bei Verallgemeinerungen notwendigerweise Details, die nicht allgemein sind, verloren gehen müssen.
Darin scheint wirklich eine Ähnlichkeit zur QM-Unschärfe vorzuliegen.
Beispiel:
Ich kann einen einzelnen Menschen prinzipiell in allen Details beschreiben.
Wenn ich aber allgemeine Beschreibungen machen will (über die Menschheit, oder die Lebewesen, oder...), also allgemeine Gesetze, Gemeinsamkeiten suche, dann gehen automatisch die Details der einzelnen Objekte verloren, wenn sich diese voneinander auch in einigen oder in vielen Details unterscheiden, was
immer der Fall ist. Selbst bei Elementarteilchen: Diese nehmen zumindest immer verschiedene Positionen in der Raumzeit ein - außer in Singularitäten.
Der zwingende Schluss daraus ist: In Singularitäten existieren keine vereinzelten Objekte! Eine echte Singularität ist immer ein einziges, nicht weiter teilbares Objekt.
Problem hierbei:
Wenn man sprachlich/begrifflich bis zum Ende so vorgeht, wie du das tust, was erhält man dann am Ende, als allererste/allerallgemeinste Aussage?
Ich denke man erhält das Aussagenpaar: "Es ist!" und "Es ist nicht!"
Diese Aussagen enthalten aber
gar keine Information mehr, weil die Details vollständig fehlen! (Was bedeutet hier "ist"? Das ist eben nicht erklärt.)
Um eine informationshaltige Aussage machen zu können brauchst du einen minimalen Rest an Details!
Beispiel:
Fuzzlix hat geschrieben:Ohne Säugetier kein Mensch und kein Tier. Ohne Tier kein Schaf und kein Pferd.
Ja. Und als nächstes landest du bei den Lebewesen. Wenn aber kein einziges Lebewesen mehr in deiner Betrachtung existiert, dann wird die Aussage "Es ist ein Lebewesen" inhaltsleer.
Daher folgt daraus neben deiner Schlussfolgerung (ohne Tier kein Schaf) auch: Ohne
irgendein spezielles Tier (z.B. ein Schaf, eine Kuh, ...) auch kein "Tier" an sich!
D.h.:
Eine Verallgemeinierung existiert nur dann, wenn auch mindestens ein Beispiel des Speziellen existiert, das verallgemeinert wurde!
Deshalb ist die Wahrheit oder zumindest die Vollständigkeit dieser Aussage zweifelhaft:
Fuzzlix hat geschrieben:Ohne den Begriff Lebewesen kein Tier. Lebewesen ist also älter.
Wenn du deinen Ansatz weiter ausbauen und festigen willst musst du dieses Problem noch lösen.
Außerdem lässt sich jede Aussage prinzipiell auch negativ formulieren. So würde ich versuchen gleich zu Anfang des Verallgemeinerungsprozesses Aussagenpaare zu generieren.
Beispiel:
Die Aussage über ein Objekt "Es ist männlich!" lässt sich auch so formulieren: "Es ist nicht weiblich, nicht geschlechtslos, nicht zwitter, nicht..."
Das machen wir gewöhnlich deshalb nicht, weil die negative Formulierung am Anfang (bei Betrachtung aller Details) praktisch unendlich lang ist. Man wir nicht fertig.
Wenn man aber verallgemeinert ändert sich das, nähert sich die negative Formulierung der positiven Formulierung immer mehr an (in der Menge dessen, was man alles angeben muss).
Am Ende des Verallgemeinerungsprozesses erhält man mit positiver wie negativer Formulierung dieselbe Aussage mit derselben Länge, man erhält:
1. Es ist! (=positiv)
2. Es ist nicht nicht! (=negativ)
Ich denke das reicht für den Anfang. Das Thema ist höchst weitreichend und komplex. Daher kann man nicht alle Punkte auf einmal abhandeln.
Grüße
seeker