Hallo,
ich finde eigentlich nicht, dass sich
Astronomie und Astrophysik auf der einen und Philosophie und der gesunde Menschenverstand auf der anderen Seite laufend im Wege stehen
- jedenfalls nicht mehr als viele andere Bereiche der Naturwissenschaft auch.
Man muss zunächst mal akzeptieren, dass es Bereiche gibt, für die unser gesunder Menschenverstand nicht geschaffen ist. Ich denke, das liegt daran, dass die Evolution bei uns nur etwas hervorbringen konnte, was dem täglichen Leben und Überleben dient. Darüberhinaus erarbeiten wir uns ggw. neue Erkenntnisse, die darüber hinausgehen.
Davon betroffen sind ja nicht nur Astronomie und Astrophysik, sondern auch andere Bereiche:
Die Frage des freien Willens (nach einer mechanistischen Theorie ist das Universum ein Uhrwerk, nach der Quantenmechanik regieren die Wahrscheinlichkeiten; einen Platz für echten freien Willen kann ich da schlecht erkennen).
Eine realistische Interpretation der Quantenmechanik (nach ggw. Erkenntnisstand zu Doppelspaltexperiment, verschränkten Zuständen, Bellscher Ungleichung, Dekohärenz, etc. kann sie experimentell wohl ausgeschlossen werden).
Die Grundpfeiler der Physik (wie Raum und Zeit) werden ja nicht auf einmal falsch. Für den Alltagsgebrauch sind sie weiterhin gültig und richtig. Kein Mensch würde sich vom Begriff des Wassers abwenden, nur weil er weiß, dass es Quarks und Elektronen gibt.
Die Frage ist eher, ob wir diese Ansätze physikalisch oder auch philosophisch über den zulässigen Bereich hinaus strapazieren dürfen. Es besteht ja aber auch kein echter Widerspruch darin, dass sich z.B. Elementarteilchen nicht gemäß unserem gesundem Menchenverstand verhalten. Wir können sie nicht direkt beobachten, also sehen wir ka nie etwas, was uns wirklich widersprüchlich erscheint. Was widersprüchlich ist, ist nur der Versuch, unsere alltäglichen Begriffe auf diese Welt des Allerkleinsten auszudehnen. Wenn dieser Versuch scheitert, dann scheitert ja nicht unsere Begriffswelt selbst, sondern nur ihre Anwendung in einem Bereich, den wir eh nur indirekt erschließen können.
Astronomie und Astrophysik auf der einen und Philosophie und der gesunde Menschenverstand auf der anderen Seite stehen sich m.E. dann nicht im Wege, wenn wir uns der jeweiligen Gültigkeitsbereiche und Beschränkungen bewusst sind.
Gruß