Hallo seeker,
Und "funktionales Genom" klar zu identifizieren und zu definieren ist wohl auch alles andere als einfach.
Zumal auch die sogenannte "Junk-DNA" Funktionen erfüllt, die mit der Bereitstellung von verschiedenen RNA-Sorten zu tun haben, welche bei der Regulation der Genaktivität eine Rolle spielen. So einfach ist es also tatsächlich nicht.
nur Panspermien vorstellbar, wenn die Wege kurz bis sehr kurz sind
Das ist aber selbst innerhalb des Sonnensystems nicht gegeben, da Mars-Meteoriten ebenfalls mehrere Millionen Jahre unterwegs sind, um den Weg zur Erde zu finden, obwohl die Distanz zur Erde relativ kurz ist im Vergleich zur Distanz bis zu den Gasplaneten oder gar dem Kuiper-Gürtel bzw. der Oortschen Wolke. Und letztere wäre in etwa die zu erwartende Distanz, wenn sich zwei Sterne einander annähern und Brocken mit lebendem Material austauschen. Das Problem ist hier die Kleinheit des zu erreichenden Ziels, welches die Chance, es zu verfehlen, ungleich höher werden lässt, als es zu treffen.
Je wärmer das umgebende Universum noch ist, desto einfacher.
Die warme Umgebung verhindert zwar das Durchfrieren in kleineren Körpern, so dass dann innerhalb der ca. 10 bis 20 Millionen Jahren potentiell ein erfolgreicher Transfer zu einem Planeten stattfinden kann, weil die Mikrobenfracht am Leben bleibt (wobei man noch eruieren müsste, ob bei der Kleinheit des Lebensraums die Mikroben nicht irgendwann am eigenen Abfall, der nicht mehr als Nahrung verwertbar ist, ersticken und zugrunde gehen müssten, wie es in Bakterienkulturen unter Laborbedingungen der Fall ist), aber die Problematik des Aufpralls und des Aufschmelzens während des Impakts bleibt auch bei kleineren Brocken von ca. Kilometergröße bestehen.
Oder ein großer, der dann irgendwann in kleinere zerbricht. Z.B. auch durch gravitative Auswirkungen eines nahen Vorbeiflugs.
Das müsste dann schon ein seltener Zufall sein, dass die Brocken bei einem Streifschuss dann auch in der Atmosphäre verbleiben und ohne Verglühen auf die Oberfläche herabregnen. Eher schon dürften die Brocken dann über einen Swing-by-Effekt beschleunigt und irgendwo hin treiben, ohne auf den Planeten zu treffen. Sicher: nicht ganz ausgeschlossen, aber eben sehr unwahrscheinlich, um einen nennenswerten Beitrag zur Panspermie zu leisten.
Wenn es aber vor 5 Mrd Jahren 100 Millionen davon gegeben hätte, dann sähe das immerhin etwas besser aus.
Das Problem ist hierbei aber, dass die Mikroben nach erfolgter erstmaliger Infektion im Rahmen eines warmen Universums dann dort festhängen, während sich das Universum nachfolgend immer mehr abkühlt, so dass dann die Gefahr des Durchfrierens noch hinzukommt, sollten sich Mikroben in einem Brocken befinden, der irgendwie von einem Planeten abgetragen worden ist und nun durch das All treibt. Das heißt, dass auch vor 5 Milliarden Jahren das Universum schon so kalt gewesen ist, dass eine erfolgreiche Panspermie eher unwahrscheinlich gewesen ist - selbst wenn es in der Galaxis zu dieser Zeit rund 100 Millionen Planeten mit Leben gegeben haben sollte.
Ob da ein Stern in der Nähe ist, spielte ja damals nicht die Rolle, weil es eh überall warm war.
Da bleibt ja noch die Frage, ob Wasser auf so kleinen Brocken überhaupt flüssig gewesen sein könnte, wenn keine Atmosphäre dagewesen ist. Wenn, dann im Innern des Gesteins, denn Eisbrocken konnte es damals ja nicht gegeben haben. Und dann ist die Frage, ob die Bedingungen innerhalb des Gesteins hinreichend gewesen sein konnten, dass Lebewesen in Gestalt von Zellen hätten entstehen können. Aber wenn wir es mal wohlwollend betrachten und diese Kritikpunkte außen vor lassen - ja, was dann?
Dann treiben also eine Menge von mehr oder minder großen Brocken durchs All, die im Innern Mikroben enthalten - und wenn sie nicht gestorben sind, dann treiben sie immer noch durchs All, bis sie irgendwann auf einen größeren Himmelskörper treffen und sich alles in Matsch verwandelt - sei es, weil die Bedingungen in Impaktnähe zum Verkochen und Verglühen führen oder weil die inzwischen eingefrorenen Mikroben nach dem Auftauen nicht mehr lebensfähig sind.
Wenn, dann wäre eine Entstehung von Leben auf einem bereits fast fertigen Planeten erfolgversprechender, weil dann die Unwägbarkeiten der Panspermie keine Rolle spielen. Das kontaminierende Material würde dann im Zuge der Planetenentstehung auf den Planeten gelangen und dann dort unter den Bedingungen, die flüssiges Wasser und einige andere begleitende Bedingungen erlauben, an Ort und Stelle entstehen und dann auch dort verbleiben und sich dort entwickeln, bis die Rahmenbedingungen es nicht mehr zulassen. Gern auch auf einem Free-Floating-Planet, der ohne stellare Bindung durch das noch warme All treibt, aber dann eben nur mit begrenzter Haltbarkeit, bevor erst der Ozean und später die Atmosphäre zufriert.
Ich vermute auch, dass man das gar noch nicht so im Detail weiß, wie das damals war.
Da es damals noch keine "Schneegrenze" gegeben hat, dürften auch kaum Gasriesen entstanden sein. Kometen ebenfalls nicht, und die Sterne müssen damals wegen der nicht gegebenen Kühlungseffekte, die heute durch CO erfolgen und durch die niedrige Temperatur des Universums begünstigt werden, sehr massereich gewesen sein, damit das Jeans-Kriterium erfüllt werden konnte.
Das wiederum bedeutet extrem kurzlebige und strahlungsintensive Sterne mit einer Menge Supernovae binnen kurzer Zeiträume und mit entsprechend hoher Frequenz, was dann die Dynamiken der Gaswolken zusätzlich zur hohen Umgebungstemperatur antreibt. Das muss damals ziemlich chaotisch gewesen sein. Frank hatte ja in seinem Beitrag darauf verwiesen.
dass wir m.E. überhaupt keine Theorie zur Lebensentstehung haben, die wir heute seriös als "gesichert bis offensichtlich höchstwahrscheinlich" deklarieren könnten.
Na ja, um Polymerbildung kommen wir nicht herum, und die erfordert einige Rahmenbedingungen, die erwartbar nur auf oder unter der Oberfläche von Planeten bzw. großen Monden vorhanden sind, aber nicht auf Kleinkörpern, und die zudem Zeit erfordern, um die nötige Komplexität heranwachsen zu lassen. Und Zeit ist ja in einem sich abkühlenden Universum dann der limitierende Faktor, wenn man von einem Temperaturintervall von 100 °C bis 0 °C ausgeht. Das könnte dann schon knapp werden ...