Ich möchte auch noch eine Antwort zu deinen Fragen vom 20. Oktober beisteuern, Kephalopyr, denn es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen!
Kephalopyr hat geschrieben: ↑20. Okt 2023, 22:30
Wenn ich sage, dass es durchaus möglich ist, erforschen und nachweisen zu können, dass die Entstehung von Leben singulär also einzigartig sein kann, dann ist dies doch keine Behauptung, oder?
Je nach Kontext kann das von deinen Gesprächspartnern so oder so verstanden werden...
Aber allgemein, wissenschaftlich gedacht, kann man das völlig sauber als wissenschaftliche These in den Raum stellen:
These: "Es durchaus möglich, dass die Entstehung von Leben (auf der Erde) singulär, also einzigartig ist!"
Das ist selbstverständlich eine völlig valide wiss. These, weil sie prinzipiell überprüfbar (falsifizierbar) ist und weil man zu ihrer Überprüfung auch angeben kann, was zu tun ist, um sie zu prüfen, nämlich weiterforschen, weitersuchen.
Wer etwas anderes sagt, hat nicht verstanden, wie Wissenschaft funktioniert oder äußert sich nicht im wissenschaftlichen Rahmen.
(Nur nebenbei: Viele bekannte Wissenschaftler tun das leider zuweilen, ohne das sauber zu markieren, auch in Interviews und in popwiss. Büchern! Nämlich sich nicht rein streng wissenschaftlich äußern und Vermutungen, eigene Haltungen, die eigene Meinung, philosopische Überlegungen und Grundeinstellungen, den eigenen Glauben, die eigene Ideologie, usw. mit in den Raum werfen und das zu vermischen, ohne zu markieren, dass sie in dem Moment als Privatperson und nicht als Wissenschaftler sprechen. Also Obacht!)
Kephalopyr hat geschrieben: ↑20. Okt 2023, 22:30
Wenn Jemand hingegen sagt, derartiges wäre wissenschaftlich GRUNDSÄTZLICH nicht falzifizierbar, so ist dies doch ne absolute Tatsachenbehauptung und man stellt simit der Wissenschaft eine klare Grenze auf, obwohl dies nicht möglich ist, denn wir wissen ja nicht mal wie Leben entstanden ist....
Das ist Unsinn! Sie ist nur nicht endgültig verifizierbar, falls es nicht gelingt sie zu falsifizieren. Natürlich ist die obige These falsifizierbar, sogar leichter falsifizierbar als andere Thesen, wie z.B. "Es gibt im Universum auf zahreichen Himmelskörpern Leben!"
Grund:
Die These, dass das Leben auf der Erde singulär ist, wäre schon falsifiziert, falls man z.B.
innerhalb unseres Sonnensystems auf einem
einzigen Himmelskörper von uns unabhängig entstandenes Leben (z.B. auf Enceladus) nachweisen könnte.
Wohingegen für die These, dass Leben im Universum häufig ist, auf
extrem vielen Himmelskörpern, auch
außerhalb unseres Sonnensystems nachgewiesen worden sein müsste, dass sie Leben oder kein Leben tragen, was natürlich viel schwieriger ist.
Schwieriger wird es allerdings, wenn und so lange man nichts findet, den so lange das so ist, muss man immer weiter und weiter weg suchen. Und dann nähert sich der Schwierigkeitsgrad der beiden Thesen an, hinsichtlich der Schwierigkeit entscheiden zu können, was denn nun der Fall ist.
Außerdem muss man noch berücksichtigen, dass die These "wir sind allein im Universum" letztlich nicht verifizierbar sein wird, denn dafür müsste man alle Himmelskörper des Universum untersucht haben und nichts gefunden haben, was mindestens praktisch unmöglich ist.
Gleiches gilt auch für die Negation "wir sind nicht allein im Universum", so lange nur Negativbefunde (= anderswo kein Leben gefunden!) vorliegen.
Allerdings:
Dieser Umstand betrifft grundsätzlich ALLE naturwissenschaftlichen Thesen (so lange ausschließlich Negtivbefunde vorliegen):
Es ist grundsätzlich unmöglich die Nichtexistenz von irgendetwas zu beweisen!
Das ist ja gerade auch ein Hauptgrund dafür, dass wir heute in den empirischen Wissenschaften für alle Thesen die Falsifikationsfähigkeit und nicht nur die Verfifikationsfähigkeit fordern.
Deshalb ist das kein tragfähiges Argument.
Und noch eines:
In der Naturwissenschaft geht man bei der Forschung üblicherweise von einer sogenannten "Nullhypothese" als Anfangspunkt aus.
Diese besagt: "So lange die Existenz von X nicht nachgewiesen ist, ist vorläufig, bis zum Gegenbeweis, davon auszugehen, dass X nicht existiert!"
Auf unseren Fall bezogen: Streng genommen ist die These "Leben gibt es nur auf der Erde!" daher bis zum Gegenbeweis wohl die sauberste wissenschaftliche Haltung, weil das am ehesten die Nullhypothese ist, man kann das zumindest so argumentieren.
Ja, ich weiß... wir wissen bereits dass (X) Leben existiert... von daher kann man dieses Argument auch angreifen und das anders sehen...
Wir wissen aber nicht, ob Leben anderswo existiert, also sollte man bis zum Gegenbeweis auch davon ausgehen, dass es nur hier existiert.
Dagegen spricht nur eine andere Grundannahme der Naturwissenschaften, nämlich: "Wie hier so überall!"
Von daher kann man es sich in diesem Fall wohl doch heraussuchen... aber sicher ist: Keiner sollte den anderen wegen seiner Wahl angreifen!