SETI
Verfasst: 30. Sep 2012, 16:40
Hallo Gemeinde
auch ich möchte meinen Senf zu diesem wohl ewigen Thema dazugeben; mit einer neuen Perspektive die Diskussion bereichern. Folgendes habeich aus dem Buch "Intelligentes Leben im Universum" von Marcus Chown:
"Lautet also, weil wir die Ersten sind, die deprimierende Antwort auf Fermis Frage »Wo sind sie alle?«: Nirgends? Nicht unbedingt. Es gibt jemanden, der sagt, dass intelligentes Leben zwangsläufig entsteht. Das Dumme ist nur: Es ist ein Haken bei der Sache. Intelligentes Leben entsteht zwangsläufig - aber wir werden es niemals entdecken (jedenfalls nicht, indem wir draußen in der Galaxis danach suchen). Zum Beweis erinnert der britische Physiker Stephen Wolfram an unsere Kommunikationssignale. Um - sei's bei Mobilfunkgesprächen, sei's bei Computerdaten - immer mehr Information in
sie hineinzuzwängen, entfernen wir jegliche Redundanz, jegliche Struktur aus ihnen." Wenn sich irgendetwas in einem Signal wiederholt, kann es unbedenklich entfernt werden. Aber durch dieses Entfernen jeglicher Struktur erhält das Signal ein immer regelloseres Ansehen - ja wird dem regellosen »Radiorauschen«, das von Sternen und interstellaren Gaswolken auf die Erde niedergeht, ziemlich ähnlich. Würde jemand die Kommunikationssignale, die wir selber im 21. Jahrhundert benutzen, aus dem All auf uns niederstrahlen, würde uns die Entscheidung schwerfallen, ob sie artifiziellen oder natürlichen Ursprungs sind. Wie groß sind unter diesen Umständen unsere Chancen, die Kommunikationen Außerirdischer von dem natürlichen kosmischen Hintergrund eines allgemeinen Radiorauschens unterscheiden zu können?
Nicht anders als mit den extraterrestrischen Signalen verhält es sich mit den extraterrestrischen Artefakten. Auch sie, so Wolfram, können nur unidentifizierbar sein, wenngleich dies schwieriger einzusehen ist. Er veranschaulicht das mit dem Beispiel eines aus so großer Höhe beobachteten Bahnhofs, dass keinerlei Einzelheiten der Züge mehr zu erkennen sind. Dass es sich bei dem Bahnhof um ein technisches Produkt handelt, könnte der Beobachter aus der geregelten Folge erschließen, in der die Züge eintreffen und abfahren. Eine derartige Planmäßigkeit, sagt Wolfram, wird es jedoch bei den Beförderungssystemen der Zukunft absolut nicht mehr geben. Nach seiner Überzeugung werden diese mit einer großen Menge von Kleintaxis arbeiten, die jeweils zum Zeitpunkt des auftretenden Bedarfs in Anspruch ge-
uornrrten werden. Ein solches - computergesteuertes - System würde aus großer Höhe betrachtet vollkommen regellos wirken. Es würde viel eher den Eindruck eines natürlichen als eines technischen Artefakts machen.
Zurzeit, so Wolfram, sind technische Artefakte wie Autos und natürliche Objekte wie Bäume noch leicht zu unterscheiden. Ein Baum ist weitaus komplexer. Aber das liegt schlicht und einfach an der Primitivität unserer technischen Artefakte. Je mehr sie an Komplexität zunehmen - wobei Computer-Prozessoren sie dazu befähgen, Augenblicksentscheidungen zu treffen -, desto mehr werden sie genauso komplex wie Bäume oder Menschen oder Sterne aussehen. Wie groß sind also unsere Chancen, ein extraterrestrisches Artefakt von einem natürlichen Himmelskörper unterscheiden zu können? Im Prinzip gleich null, meint Wolfram. Falls er recht hat und es da draußen Außerirdische gibt, wir sie aber nicht erkennen können - nicht an ihren Kommunikationssignalen und auch nicht an ihren Artefakten -, dann könnten sie sich selbstverständlich hier im Sonnensystem aufhalten, ohne dass wir etwas davon mitbekommen, und das wäre eine elegante Lösung des Fermi-Paradoxons. Dieser Baum da an der Ecke Ihrer Straße könnte ein Außerirdischer sein. Wolfram hält dergleichen allerdings für unwahrscheinlich. Ja, er glaubt, einen hieb- und stichfesten Grund zu kennen, warum es Außerirdische nicht auf die Erde - und übrigens auch nicht nirgend wohin - zieht. Und die Hauptrolle spielen dabei Computer. Das Folgende ist nicht leicht zu glauben. Wolfram will hinter das große Geheimnis der Natur gekommen sein: wie sie die Komplexität der realen Welt - von Rhododendren über Bäume bis hin zu Balkenspiralgalaxien - erzeugt. Sie tut das, so Wolfram, indem sie wieder und wieder einfache Regeln anwendet - ein einfaches Computerprogramm ablaufen lässt, wenn Sie so wollen. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kam er Anfang der 1980er Jahre, als er herausfand, dass ein Computerprogramm einfachster Art - ein sogenannter zellulärer Automat - unendlich hohe Komplexität zu generieren vermag, wenn sein Output immer wieder als nächster Input verwendet wird.
Wolfram - und das ist der Punkt von entscheidender Bedeutung - sieht Anhaltspunkte dafür, dass die Sorte Computerpro-
gramm, die unendlich hohe Komplexität erzeugt, nicht nur in Systemen biologischer Moleküle, sondern in physikalischen Sys-
temen aller möglichen Art - chaotischen Gaswolken, subatomaren Teilchensystemen und so weiter - implementiert sein kann. Er folgert daraus, dass Leben - wenn auch definitiv nicht Leben, wie wir es kennen - überall im Universum spontan aufkommen kann. Es ist eine fundamentale Eigenschaft der Materie. Das hört sich zunächst wie eine gute Nachricht an. Allein, nicht nur ist extraterrestrisches Leben aus den bereits dargelegten Gründen unerkennbar, sondern es verspürt Wolfram zufolge auch keine Neigung, auf die Erde zu kommen. Der Grund dafür ist ein diffiziler. Für Wolfram ist alles im Universum Produkt eines Computerprogramms. Ja, vor seinem inneren Auge steht das Bild eines abstrakten Cyber-Universums aller denkbaren Computerprogramme, vom allereinfachsten bis zum allerkomplexesten. Dieses »computatorische Universum« umfasst die gesamte Palette vom Apple-Macintosh-Betriebssystem bis hin zum Programm für die Herstellung eines überlichtschnellen Raumschiffs. Die Existenz dieses computatorischen Universums nun ist der entscheidend wichtige Faktor. Denn würde irgendeine außerirdische Zivilisation Kontakt mit uns aufnehmen, sagt Wolfram, was könnte sie mit uns austauschen? Nach seiner Meinung könnten die Extraterrestrischen zu uns nur sagen: »Hier habt ihr ein paar nützliche Programme, die wir im computatorischen Universum ausfindig gemacht haben. Und was habt ihr da entdeckt?« Aber in Wirklichkeit wäre es einfacher und effizienter: zu Hause zu bleiben und mit Hilfe eines Computers das computatorische Universum nach nützlichen Programmen zu durchsuchen, statt sich die Information auf die Weise beschaffen zu wollen, dass man zwischen den rund 200 Milliarden Sternen der Galaxis Jagd nach Aliens macht, die man befragen könnte. »Es ist ein schlichtes Lotteriespiel«, meint Wolfram. Vielleicht denken Sie jetzt, dass die reisefaulen Extraterrestrischen sich um das Vergnügen bringen, uns kennenzulernen und aus erster Hand etwas über unsere Zivilisation - oder meinetwegen auch alle möglichen anderen Zivilisationen - zu erfahren. Aber denken Sie noch mal nach! »Vergessen Sie nicht, alles ist per Computerprogramm erzeugt - Sie und ich eingeschlossen«, sagt Wolfram. »Irgendwer in einem fernen Winkel der Galaxis könnte auf das Programm für Sie gestoßen sein und führt vielleicht genau in diesem Augenblick eine Unterhaltung mit Ihnen.« Falls Ihnen Wolframs ziemlich unorthodoxe Lösung des Fermi-Paradoxons nicht zusagt, können Sie im Prinzip nur noch zwischen den folgenden zwei plausiblen Optionen wählen: Entweder gibt es da draußen in der Galaxis eine mordlustige Spezies wie die von Saberhagen geschilderten »Berserker« - in diesem Fall sollten wir uns vielleicht doch hüten, unsere Existenz im Weltall öffentlich bekannt zu geben -, oder wir sind die erste Form von Intelligenz, die in der Milchstraße aufgekommen ist, und daher mutterseelenallein hier. Andererseits wiederum könnte es immer noch eine Erklärung geben, auf die bisher niemand gekommen ist. Vielleicht hat irgend jemand am Rand des Sonnensystems ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift: »Die Erde ist voll. Geht wieder heim.«
Weiterhin möchte ich an die "Boltzmann-Gehirne" erinnern!
Bevor ihr voreilig und überstürzt antwortet, schlaft 1-5 Nächte drüber, lasst es euch langsam auf der Zunge zergehen!!
viel Spaß
auch ich möchte meinen Senf zu diesem wohl ewigen Thema dazugeben; mit einer neuen Perspektive die Diskussion bereichern. Folgendes habeich aus dem Buch "Intelligentes Leben im Universum" von Marcus Chown:
"Lautet also, weil wir die Ersten sind, die deprimierende Antwort auf Fermis Frage »Wo sind sie alle?«: Nirgends? Nicht unbedingt. Es gibt jemanden, der sagt, dass intelligentes Leben zwangsläufig entsteht. Das Dumme ist nur: Es ist ein Haken bei der Sache. Intelligentes Leben entsteht zwangsläufig - aber wir werden es niemals entdecken (jedenfalls nicht, indem wir draußen in der Galaxis danach suchen). Zum Beweis erinnert der britische Physiker Stephen Wolfram an unsere Kommunikationssignale. Um - sei's bei Mobilfunkgesprächen, sei's bei Computerdaten - immer mehr Information in
sie hineinzuzwängen, entfernen wir jegliche Redundanz, jegliche Struktur aus ihnen." Wenn sich irgendetwas in einem Signal wiederholt, kann es unbedenklich entfernt werden. Aber durch dieses Entfernen jeglicher Struktur erhält das Signal ein immer regelloseres Ansehen - ja wird dem regellosen »Radiorauschen«, das von Sternen und interstellaren Gaswolken auf die Erde niedergeht, ziemlich ähnlich. Würde jemand die Kommunikationssignale, die wir selber im 21. Jahrhundert benutzen, aus dem All auf uns niederstrahlen, würde uns die Entscheidung schwerfallen, ob sie artifiziellen oder natürlichen Ursprungs sind. Wie groß sind unter diesen Umständen unsere Chancen, die Kommunikationen Außerirdischer von dem natürlichen kosmischen Hintergrund eines allgemeinen Radiorauschens unterscheiden zu können?
Nicht anders als mit den extraterrestrischen Signalen verhält es sich mit den extraterrestrischen Artefakten. Auch sie, so Wolfram, können nur unidentifizierbar sein, wenngleich dies schwieriger einzusehen ist. Er veranschaulicht das mit dem Beispiel eines aus so großer Höhe beobachteten Bahnhofs, dass keinerlei Einzelheiten der Züge mehr zu erkennen sind. Dass es sich bei dem Bahnhof um ein technisches Produkt handelt, könnte der Beobachter aus der geregelten Folge erschließen, in der die Züge eintreffen und abfahren. Eine derartige Planmäßigkeit, sagt Wolfram, wird es jedoch bei den Beförderungssystemen der Zukunft absolut nicht mehr geben. Nach seiner Überzeugung werden diese mit einer großen Menge von Kleintaxis arbeiten, die jeweils zum Zeitpunkt des auftretenden Bedarfs in Anspruch ge-
uornrrten werden. Ein solches - computergesteuertes - System würde aus großer Höhe betrachtet vollkommen regellos wirken. Es würde viel eher den Eindruck eines natürlichen als eines technischen Artefakts machen.
Zurzeit, so Wolfram, sind technische Artefakte wie Autos und natürliche Objekte wie Bäume noch leicht zu unterscheiden. Ein Baum ist weitaus komplexer. Aber das liegt schlicht und einfach an der Primitivität unserer technischen Artefakte. Je mehr sie an Komplexität zunehmen - wobei Computer-Prozessoren sie dazu befähgen, Augenblicksentscheidungen zu treffen -, desto mehr werden sie genauso komplex wie Bäume oder Menschen oder Sterne aussehen. Wie groß sind also unsere Chancen, ein extraterrestrisches Artefakt von einem natürlichen Himmelskörper unterscheiden zu können? Im Prinzip gleich null, meint Wolfram. Falls er recht hat und es da draußen Außerirdische gibt, wir sie aber nicht erkennen können - nicht an ihren Kommunikationssignalen und auch nicht an ihren Artefakten -, dann könnten sie sich selbstverständlich hier im Sonnensystem aufhalten, ohne dass wir etwas davon mitbekommen, und das wäre eine elegante Lösung des Fermi-Paradoxons. Dieser Baum da an der Ecke Ihrer Straße könnte ein Außerirdischer sein. Wolfram hält dergleichen allerdings für unwahrscheinlich. Ja, er glaubt, einen hieb- und stichfesten Grund zu kennen, warum es Außerirdische nicht auf die Erde - und übrigens auch nicht nirgend wohin - zieht. Und die Hauptrolle spielen dabei Computer. Das Folgende ist nicht leicht zu glauben. Wolfram will hinter das große Geheimnis der Natur gekommen sein: wie sie die Komplexität der realen Welt - von Rhododendren über Bäume bis hin zu Balkenspiralgalaxien - erzeugt. Sie tut das, so Wolfram, indem sie wieder und wieder einfache Regeln anwendet - ein einfaches Computerprogramm ablaufen lässt, wenn Sie so wollen. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kam er Anfang der 1980er Jahre, als er herausfand, dass ein Computerprogramm einfachster Art - ein sogenannter zellulärer Automat - unendlich hohe Komplexität zu generieren vermag, wenn sein Output immer wieder als nächster Input verwendet wird.
Wolfram - und das ist der Punkt von entscheidender Bedeutung - sieht Anhaltspunkte dafür, dass die Sorte Computerpro-
gramm, die unendlich hohe Komplexität erzeugt, nicht nur in Systemen biologischer Moleküle, sondern in physikalischen Sys-
temen aller möglichen Art - chaotischen Gaswolken, subatomaren Teilchensystemen und so weiter - implementiert sein kann. Er folgert daraus, dass Leben - wenn auch definitiv nicht Leben, wie wir es kennen - überall im Universum spontan aufkommen kann. Es ist eine fundamentale Eigenschaft der Materie. Das hört sich zunächst wie eine gute Nachricht an. Allein, nicht nur ist extraterrestrisches Leben aus den bereits dargelegten Gründen unerkennbar, sondern es verspürt Wolfram zufolge auch keine Neigung, auf die Erde zu kommen. Der Grund dafür ist ein diffiziler. Für Wolfram ist alles im Universum Produkt eines Computerprogramms. Ja, vor seinem inneren Auge steht das Bild eines abstrakten Cyber-Universums aller denkbaren Computerprogramme, vom allereinfachsten bis zum allerkomplexesten. Dieses »computatorische Universum« umfasst die gesamte Palette vom Apple-Macintosh-Betriebssystem bis hin zum Programm für die Herstellung eines überlichtschnellen Raumschiffs. Die Existenz dieses computatorischen Universums nun ist der entscheidend wichtige Faktor. Denn würde irgendeine außerirdische Zivilisation Kontakt mit uns aufnehmen, sagt Wolfram, was könnte sie mit uns austauschen? Nach seiner Meinung könnten die Extraterrestrischen zu uns nur sagen: »Hier habt ihr ein paar nützliche Programme, die wir im computatorischen Universum ausfindig gemacht haben. Und was habt ihr da entdeckt?« Aber in Wirklichkeit wäre es einfacher und effizienter: zu Hause zu bleiben und mit Hilfe eines Computers das computatorische Universum nach nützlichen Programmen zu durchsuchen, statt sich die Information auf die Weise beschaffen zu wollen, dass man zwischen den rund 200 Milliarden Sternen der Galaxis Jagd nach Aliens macht, die man befragen könnte. »Es ist ein schlichtes Lotteriespiel«, meint Wolfram. Vielleicht denken Sie jetzt, dass die reisefaulen Extraterrestrischen sich um das Vergnügen bringen, uns kennenzulernen und aus erster Hand etwas über unsere Zivilisation - oder meinetwegen auch alle möglichen anderen Zivilisationen - zu erfahren. Aber denken Sie noch mal nach! »Vergessen Sie nicht, alles ist per Computerprogramm erzeugt - Sie und ich eingeschlossen«, sagt Wolfram. »Irgendwer in einem fernen Winkel der Galaxis könnte auf das Programm für Sie gestoßen sein und führt vielleicht genau in diesem Augenblick eine Unterhaltung mit Ihnen.« Falls Ihnen Wolframs ziemlich unorthodoxe Lösung des Fermi-Paradoxons nicht zusagt, können Sie im Prinzip nur noch zwischen den folgenden zwei plausiblen Optionen wählen: Entweder gibt es da draußen in der Galaxis eine mordlustige Spezies wie die von Saberhagen geschilderten »Berserker« - in diesem Fall sollten wir uns vielleicht doch hüten, unsere Existenz im Weltall öffentlich bekannt zu geben -, oder wir sind die erste Form von Intelligenz, die in der Milchstraße aufgekommen ist, und daher mutterseelenallein hier. Andererseits wiederum könnte es immer noch eine Erklärung geben, auf die bisher niemand gekommen ist. Vielleicht hat irgend jemand am Rand des Sonnensystems ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift: »Die Erde ist voll. Geht wieder heim.«
Weiterhin möchte ich an die "Boltzmann-Gehirne" erinnern!
Bevor ihr voreilig und überstürzt antwortet, schlaft 1-5 Nächte drüber, lasst es euch langsam auf der Zunge zergehen!!
viel Spaß