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Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Entstehung und Entwicklung von Leben, Wahrscheinlichkeit für extraterrestrisches Leben
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Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von seeker » 24. Feb 2011, 12:30

Hallo liebes Forum!
Ich habe mich gestern folgendes gefragt:

Wie wahrscheinlich ist es eingentlich, dass wir (intelligentes, bewusstes Leben) gerade jetzt auf der Bildfläche des Universums erscheinen, 13,7 Milliarden Jahre nach seiner Entstehung?

Ich möchte dabei zunächst davon ausgehen, dass wir relativ optimale Bedingungen vorgefunden haben und dass die Zeitspanne zwischen der Entstehung eines Sonnensystems und dem Auftreten von intelligentem Leben in diesem System daher immer so ca. 4,5 Milliarden Jahre dauert.

Der Zeitpunkt, zu dem der Grundstein unserer Existenz gelegt wurde, war also bei einem Alter des Universums von ca. 9 Milliarden Jahren.

Nun kann man feststellen, dass ein lebensfreundliches Sonnensystem nicht beliebig viel früher entstanden sein kann, da viel früher (z.B. bei der 1. Sternengeneration) noch nicht genügend schwere Elemente zur Verfügung standen.

Auf der anderen Seite kann ein solches Sonnensystem auch nicht beliebig viel später entstehen, weil dem z.B. durch die Entropiezunahme irgendwann eine Grenze gesetzt ist.
Welche Grenzen gibt es da noch? Wann wird die Entstehung eines solchen Sonnensystems sehr unwahrscheinlich bzw. selten werden?

Meine Frage lautet also auch:
Zu welcher Zeit entstehen in einer Galaxie wieviele potentiell lebensfreundliche Sonnensysteme?

Hintergrund:
Sind wir zu einer wahrscheinlichen Zeit entstanden oder zu einer sehr frühen oder späten Zeit?
Ist also unser Sonnensystem gerade zu einer Zeit entstanden, als sehr viele potentiell lebensfreundliche Sonnensysteme entstanden? Wann ist das Maximum?

Die Beantwortung dieser Frage sollte uns weitere Indizien in die Hand geben, um abzuschätzen, ob und wie viel auserirdisches Leben im Universum vermutlich existiert.
Denn: Sollte sich z.B. herausstellen, dass wir schon zum frühestmöglichen Zeitpunkt auf der Bildfläche erschienen sind, dann darf man vermuten, dass jedes lebensfreundliche Sonnensystem mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Leben hervorbringen wird.


Beste Grüße
seeker
Zuletzt geändert von seeker am 26. Feb 2011, 10:17, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße
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Re: Zeit und Leben

Beitrag von gravi » 24. Feb 2011, 19:14

Das ist natürlich höchst schwer oder gar nicht zu beantworten.
Einfach aus dem Grund, weil wir "nur uns haben" und jede andere Vergleichsmöglichkeit fehlt.

Eines hast Du schon angedeutet: Es müssen zuerst genügend schwere Elemente erbrütet und dann auch noch im interstellaren Raum verteilt werden, damit überhaupt (Gesteins-) Planeten entstehen können. Das braucht erst mal Zeit.

Dass die heutige Zeit - ich bleibe bewusst mal nur in unserer Galaxis - recht günstig ist, sieht man ja an uns. Es wird sicherlich auch noch viele Milliarden Jahre lang möglich sein, dass sich lebentragende Planeten bilden. Zumindest so lange, bis die interstellare Materie verbraucht ist und keine neuen Sterne mehr gebildet werden. Dieser Zeitraum ist jedoch nur schwer abzuschätzen.

Ein weiterer Punkt wäre die Einbeziehung Roter Zwerge (wir diskutierten das schon in einem anderen thread). Wenn diese Planeten haben, könnte sich dort noch Leben in Hunderten von Milliarden Jahren entwickeln.

Übrigens: Werft mal einen Blick in die Gastbeiträge. Da gibt es zwei neue Abschätzungen zum Thema, die nicht die Drake- Formel verwenden, sondern es auf rein statistischer Basis versuchen...

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Re: Zeit und Leben

Beitrag von belgariath » 24. Feb 2011, 19:15

Interessante Frage(n)! Ich denke wir sind eher bei den ersten Einwohnern im Universum dabei. Denn: Wie du schon sagtest: Zu der Zeit als es nur Wasserstoff und Helium gab ist Leben sehr unwahrscheinlich. In einigen zehn Milliarden Jahren, also zu der Zeit, zu der es viele schwere Elemente geben wird, kann ich mir durchaus Leben vorstellen.
Aber man muss eigentlich mehr über Leben wissen, um deine Fragen zu beantworten. In welchen Ausprägungen erscheint Leben? Gibt es vielleicht doch Leben nur aus Wasserstoff und Helium? Benötigt Leben ein ganz bestimmtes Verhältnis von Kohlenstoff zu schwereren Elementen? Kann Leben auch unter Abwesenheit von Kohlenstoff entstehen? In den meisten Science Fiction Geschichten sehen Außerirdische immer uns Menschen sehr ähnlich, meistens basieren Außerirdische auf Kohlenstoff, seltener auch auf Silizium. Ist das wirklich anzunehmen?
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Re: Zeit und Leben

Beitrag von positronium » 24. Feb 2011, 19:46

Kohlenstoff oder alternativ Silizium müsste schon in ausreichender Menge fusioniert worden sein, weil sonst die organische Chemie fehlen würde, und für uns spielen ja Kohlenwasserstoffverbindungen eine fundamentale Rolle. Bei anderen Elementen sieht es mit der Kettenbildung schlecht aus. D.h. ohne die beiden Elemente hätte Leben wohl eher keine Chance.

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Re: Zeit und Leben

Beitrag von seeker » 24. Feb 2011, 22:17

Mir ist schon klar, dass es sehr viele Unwägbarkeiten gibt und dass man sich bei dem Thema leicht verzetteln kann.

Deshalb versuche ich einzugrenzen und noch spezieller zu fragen, nach der grundsätzlichen Möglichkeit für Leben, so wie es auf der Erde entstand:

Zu welcher Zeit entstanden bzw. entstehen in unserer Milchstraße wie viele Klasse M Planeten?
Wann können die ersten erdähnlichen Planeten in der habitablen Zone eines sonnenähnlichen Sterns frühestens entstanden sein?
Vor 9 Milliarden Jahren? Vor 12 Milliarden Jahren? Wann?

Mehr will ich erst einmal gar nicht fragen.
Dazu muss es einfach Theorien geben... Es geht hierbei auch um die Galaxienentwicklung.

Z.B. habe ich hier
http://www.usm.uni-muenchen.de/people/s ... ode68.html
gelesen, dass elliptische Galaxien (sie entstehen aus Kollisionen von Galaxien) direkt bei der Kollision sehr viele Sterne bilden und danach praktisch keine neuen Sterne mehr bilden, weil alles Gas verbraucht ist. Bei Spiralgalaxien würde dahingegen ständig weiteres Gas in die Galaxienscheibe einfallen, sodass diese über lange Zeiträume hinweg ständig neue Sterne bilden können. Ja gut... aber wie lange und wann wie viele? Soweit es unsere Milchstraße betrifft und ich das recht verstanden habe, werden nach der Kollision mit der Andromedagalaxie noch einmal sehr viele Sterne auf einmal entstehen und dann ist Feierabend! Wie viele milchstraßenähnliche Galaxien werden ein ähnliches Schicksal erleiden? Wie groß ist/war eigentlich die Wahrscheinlichkeit für eine Galaxienkollisionen innnerhalb von -sagen wir mal- 50 Milliarden Jahren und für eine milchstraßenähnliche Galaxie? Wie groß ist die "habitable Zeit" des Universums für die Entstehung von menschenähnlichen Lebewesen höchstens?

Grüße
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Re: Zeit und Leben

Beitrag von gravi » 25. Feb 2011, 18:17

Nun, das sind dann doch eine Menge Fragen, die Du hier stellst:

Ja, nach der Kollision mit der Andromeda ist es hier Essig mit neuer Sternbildung, also so in etwa 3,5 Mrd. Jahren beginnt ja das Schauspiel und wird sicher nochmals 1-2 Mrd. Jahre dauern. Bis dahin kann sich aber noch eine Menge tun, es können Planeten wie die Erde entstehen und neues Leben hervorbringen, wenn man unsere Entwicklungszeit einfach mal als Standard setzt.

Ich denke auch, frühestens 9 Mrd. Jahre nach dem Urknall könnte sich erstes Leben entwickeln - es müssen halt erst die Vorbedingungen geschaffen werden.

Selbstverständlich kann sich auch in elliptischen Galaxien Leben entwickeln - ich würde das nicht einmal in den Kugelsternhaufen ausschließen, wenn auch die Bahnen der Sterne dort ziemlich chaotisch sind (was müsste das ein genialer Nachthimmel sein, den man von dort aus dem Halo der Milchstraße hätte!). Das ist sicher nicht zuträglich für ruhige, ungestörte Entwicklungen. Allerdings sind die Sterne dort schon sehr alt und wir rätseln ja noch immer, wie sie überhaupt dorthin kommen.

Wie lange noch das Universum Leben entstehen lassen kann ist höchst schwierig abzuschätzen. Die absolute Obergrenze dürfte allerdings bei 10[up]33[/up] Jahren liegen - der Halbwertszeit der Protonen...

Gruß
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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von seeker » 26. Feb 2011, 11:15

Danke für die Antworten!

Ich habe noch was in Wiki gefunden, die Sache hat einen Namen: "Kosmisches habitables Alter" oder "cosmic habitable age, CHA".
http://de.wikipedia.org/wiki/Habitable_ ... bles_Alter
Kosmisches habitables Alter [Bearbeiten]

Dem Konzept des habitablen Alters des Universums (cosmic habitable age, CHA) liegen die chemische Entwicklung der Galaxien seit dem Urknall und die Erkenntnisse über die Strukturentwicklung der Galaxien und Galaxienhaufen zugrunde. Ausgehend von den Erfahrungen der chemischen Evolution auf der Erde kann im Universum seit mindestens 3,5 Milliarden Jahren Leben existieren und wahrscheinlich seit höchstens 5 Milliarden Jahren. Andererseits wird sich in Zukunft die Nukleosynthese durch Sterne soweit verlangsamen, dass in voraussichtlich 10 bis 20 Milliarden Jahren geologisch wichtige radioaktive Elemente nicht mehr in ausreichender Menge im interstellaren Medium vorhanden sein werden, um auf einem neu entstandenen Planeten Plattentektonik in Gang zu halten, und ihn so durch den Carbonat-Silicat-Zyklus für die Bildung von Leben im Sinne der zirkumstellaren habitablen Zone geeignet zu machen.[17]
Aus Wikipedia, Habitable Zone, http://de.wikipedia.org/wiki/Habitable_Zone, gefunden am 26.02.2011

Folgt man dieser Darstellung, dann erstreckt sich (aus meiner Sicht) das CHA etwa vom Zeitpunkt (=Alter des Universums) t(1) = 9 Mrd Jahre bis etwa t(2) = 40 Mrd Jahre (wobei der Wert t(1) die deutlich größere Sicherheit hat), wenn man davon ausgeht, dass ein typischer lebensfreundlicher Planet etwa 5 Milliarden Jahre in der habitablen Zone seines Sterns verweilen kann.

Das ist doch schon einmal ein Anfang! Grob geschätzt kommt man damit auf eine kosmische habitable Zeitspanne von nur 30 Milliarden Jahren, wobei das Leben auf der Erde scheinbar sehr früh (gleich innerhalb der ersten höchstens 2 Milliarden Jahre dieser Zeitspanne) entstanden ist - und das ist doch interessant?
Jetzt wäre es noch interessant zu wissen, wie denn ein Diagramm aussehen würde, in dem man die Häufigkeit der Entstehung von M-Planeten gegen die Zeit (Alter des Universums) aufträgt? Aus den Flächen würden sich Wahrscheinlichkeiten ableiten lassen...

Könnte es in etwa so aussehen?
CHA1.jpg
CHA1.jpg (19.77 KiB) 14001 mal betrachtet

Ich habe noch das hier gefunden:
http://arxiv.org/ftp/astro-ph/papers/0503/0503298.pdf
Das will aber erst noch gelesen und verstanden werden... :wink:
Mal sehen, was ich sonst noch findet.

Grüße
seeker
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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von gravi » 26. Feb 2011, 19:59

Mit Deinem Diagramm könntest Du ganz schön richtig liegen...

Ich möchte aber die "habitable Zeit" doch noch weiter ausdehnen, siehe mein vorhergehendes posting.

Netten Gruß
gravi
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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von belgariath » 27. Feb 2011, 11:53

Das gilt aber nur für die Entstehungswahrscheinlichkeit von Leben, oder?
Was meint ihr:
Angenommen unsere Nachfahren oder irgendeine andere Zivilisation von Außerirdischen sind technisch extrem fortschrittlich (haben z.B. keine Probleme mit interstellarem Raumflug). Wie lang könnte eine solche Zivilisation überleben?
Irgendwann, werden die wohl Probleme mit Energieerzeugung bekommen, oder? Wenn die Sterne nicht mehr für Solarenergie taugen. Kernfusion ist auch nicht mehr möglich da es so gut wie keine leichten Elemente mehr gibt. Ich könnte mir aber vorstellen dass man die Magnetfelder von Neutronensternen, Magnetaren anzapfen könnte um Energie zu gewinnen oder dass man Energie gewinnt indem man Materie in Potentialtöpfe (z. B Schwarze Löcher) wirft.
Zusätzlich dürfte ein gravierendes Ernährungsproplem bestehen, denn man kann ja nicht nur Eisen, Nickel und ähnliches essen. Dadurch dass in ferner Zukunft keine leichten Elemente mehr vorhanden sind kann es ja keine für uns verträgliche Nahrung (Kohlenwasserstoffe) mehr geben.
:(
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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von gravi » 27. Feb 2011, 18:46

Das sind durchaus interessante Aspekte, die Du hier aufzählst.

Ja, diese Art der Energieversorgung durch Magnetare oder besser noch Schwarze Löcher ist durchaus realistisch. Bei Magnetaren ist allerdings das Magnetfeld viel zu stark - es wäre für Organismen absolut tödlich. Um ein Schwarzes Loch könnte man einen großen Ring erstellen, der Spulen aus supraleitenden Materialien enthält. Damit könnte die Energieversorgung für Milliarden Jahre sichergestellt werden.

Zu futtern dürfte es auch in Zukunft noch genug geben. Es wird ja nicht alle Materie in Eisen und Nickel verwandelt. Diese hierzu führenden Prozesse laufen ja nur in den Sternzentren ab.

Nimm als Beispiel einmal die Erde. Die kann man als abgeschlossenes System betrachten, aus dem nichts entfernt wird und auch nichts hinzu kommt. Die hier vorhandenen Elemente wie Kohlenstoff oder Sauerstoff bleiben erhalten. Sie werden höchstens ständig in andere, neue Verbindungen umgewandelt, z.B. Salat, Maikäfer oder Menschen - bis sie irgendwann kompostiert werden und ein neuer Kreislauf beginnt. Aber die Mengen an Kohlenstoff oder Sauerstoff bleiben stets unverändert. Das Wasser, welches wir trinken, dürfte schon durch manchen Dinosaurier oder ägyptischen Pharao gelaufen sein und die Currywurst war früher vielleicht mal ein Riesenfarn... :wink:

Künftige Generationen stehen somit "nur" vor der Aufgabe, neue Lebensräume zu erschließen. Verhungern müssen sie aber nicht.

Gruß
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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von seeker » 28. Feb 2011, 23:09

In dem arxiv-pdf steht, dass unser Sonnensystem (mit der Erde) wahrscheinlich am Peak der Sonnensystementstehung mit-entstanden ist. Die obige Grafik müsste also entsprechend angepasst werden, vielleicht auch vorne steiler und auch hinten flacher abfallend, wie gravi fordert.

Ich möchte nochmal genauer darstellen, worauf ich hinaus will:

Nehmen wir an, dass sich auf einem Klasse M-Planet nur in extremst seltenen Fällen Leben entwickelt.
Das wäre dann so, wie wenn man einen Würfel mit 1 Milliarde Milliarden Seiten hat und dann eine 1 würfeln soll. Wann würde man in diesem Fall erwarten die "1" zu sehen? Sicher nicht gleich beim 1. Wurf - das wäre zwar möglich aber extrem unwahrscheinlich. Man würde in diesem Fall also erwarten, dass man sehr oft würfeln muss, bis die 1 erscheint. Auf unserer Kurve würde man daher erwarten den Entstehungszeitpunkt der Erde erst recht weit hinten zu finden.

Nehmen wir umgekehrt an, dass ein entstehender Klasse M-Planet eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit hat, dass sich auf ihm Leben entwickelt, dass also fast jeder Klasse M-Planet Leben entwickelt.
Wo würde man dann erwarten die Erde auf der Zeitkurve zu finden?

Na ja, irgendwo auf der Kurve, am wahrscheinlichsten am Peak. Es wäre ja genauso, wie wenn man z.B. einen 6-seitigen Würfel hat und eine Eins würfeln soll. Würde es uns überraschen, wenn die 1 gleich innerhalb von 10 Versuchen oben liegt? Nein, es wäre im Gegenteil sehr verwunderlich, wenn erst beim ein-millionsten Versuch die 1 das erste Mal oben liegt. Wir würden hier also erwarten, dass die "1" ständig erscheinen würde.

Ergo:
Es geht also um die Integrale der Kurve vor und hinter dem Entstehungszeitpunkt unseres Sonnensystems: Sie ergeben die Anzahl der entstandenen Sonnensysteme vor und nach uns.
Wenn es sich erhärtet, dass unser Sonnensystem (mit der Erde) zum Peak-Zeitpunkt (oder früher) entstand, dann hat man ein gutes Indiz dafür, dass die Wahrscheinlichkeit für Leben auf M-Planeten nicht extrem unwahrscheinlich sein kann.

Daher darf man erwarten, dass Leben zwar relativ selten sein kann - aber nicht extrem selten und dass daher davon ausgegangen werden kann, dass man im Universum (und auch in der Milchstraße) öfters Leben findet (in Anbetracht der Unzahl der Sterne).

Jedenfalls wäre es auch wegen dieses Zusammenhangs sehr lohnenswert mehr über das CHA herauszufinden.

...oder habe ich einen Fehler in meinen Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen? Dann bitte ich um Aufklärung!

Grüße
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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von positronium » 1. Mär 2011, 10:09

Die Idee finde ich recht interessant, aber ich sehe zwei Probleme: Zum einen hat man zur Wahrscheinlichkeitsberechnung nur einen Wert, was eigentlich zu wenig ist, und zum anderen sind gerade wir dieser eine Wert. - Wir betrachten also nicht von aussen und können somit nicht sagen, dass wir zwar eine extrem kleine Menge an Werten (einen) haben, und annehmen können, dass dieser durchschnittlich ist, sondern wir müssen sehen, dass wir selbst dieser eine Wert sind, und damit lässt sich keine Aussage über Wahrscheinlichkeiten treffen.
Würden wir zumindest wenige Planeten mit Leben kennen, wäre das etwas anderes. Aber auch dann bestünde immer noch die Unsicherheit darüber, wie es in anderen Regionen des Universums aussieht - wir könnten ja in einer Region leben, in der die Bedingungen für Leben optimal sind.

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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von gravi » 1. Mär 2011, 19:27

positronium hat geschrieben:Würden wir zumindest wenige Planeten mit Leben kennen, wäre das etwas anderes. Aber auch dann bestünde immer noch die Unsicherheit darüber, wie es in anderen Regionen des Universums aussieht - wir könnten ja in einer Region leben, in der die Bedingungen für Leben optimal sind.
Das würde ich gerne etwas abändern:
Wenn man die "anderen Regionen" nur auf die Milchstraße bezieht, dann bin ich einverstanden. So ist z.B. die Region um das Zentrum herum sicherlich keine habitable Zone. Auch nicht z.B. im Orion- Nebel - hier entstehen ja gerade erst Sterne. Die Außenbezirke der gasarmen Spiralarme sind da schon eher ein Ort, wo man suchen könnte.

Die Regionen des Universums jedoch kann man nicht in habitable Zonen einteilen. Der Kosmos ist in alles Richtungen ähnlich strukturiert - die Bedingungen zur Entstehung von Leben daher prinzipiell überall gegeben.

Unsere Abschätzungen werden sich dann verbessern lassen, wenn uns größere Instrumente zur Verfügung stehen, die Spektren extrasolarer Planeten aufzeichnen können. Dann brauchen wir "nur" noch Planeten mit Sauerstoff und Wasser in der Atmosphäre entdecken - die allerdings in deutlicher Minderzahl vorhanden sein dürften. So realistisch muss man das schon betrachten, sieht man sich die bislang entdeckten extrasolaren Planeten an.

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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von positronium » 1. Mär 2011, 20:48

gravi hat geschrieben:Unsere Abschätzungen werden sich dann verbessern lassen, wenn uns größere Instrumente zur Verfügung stehen, die Spektren extrasolarer Planeten aufzeichnen können. Dann brauchen wir "nur" noch Planeten mit Sauerstoff und Wasser in der Atmosphäre entdecken - die allerdings in deutlicher Minderzahl vorhanden sein dürften. So realistisch muss man das schon betrachten, sieht man sich die bislang entdeckten extrasolaren Planeten an.
Liegen solche Instrumente im Bereich des theoretisch machbaren? Derzeit ist es doch so, dass man nur mit viel Mühe anhand von Abschattungen der Sterne und durch Gravitation hervorgerufene Bahnveränderungen Planeten nachweisen kann. Ist es realistisch, wenn man davon ausgeht, dass die Technik es eines Tages ermöglichen wird, selbst nur die Milchstrasse beim Planetensuchen zu überblicken, geschweige denn andere Galaxien?

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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von seeker » 1. Mär 2011, 22:56

Hmm... ja, die Einwände sind natürlich berechtigt! Deshalb spreche ich auch nur von einem Indiz (für das ich meine Hand nicht ins Feuer legen würde)...
Insbesondere muss man die komplexen Zusammenhänge noch besser verstehen, die sich auch aus dem Zusammenspiel der kosmischen habitablen Zeit, der galaktischen habitablen Zone und der stellaren habitablen Zone ergeben.

Also was die Teleskope angeht, dann scheint da noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein.

Schau dir z.B. mal das hier an:
http://de.wikipedia.org/wiki/Terrestrial_Planet_Finder

Besonders das hier wäre natürlich ein absoluter Traum:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22210/1.html

Es gibt Finanzierungsprobleme, gut. Wichtig ist aber dass wir hier nicht über reine Science Fiction sprechen, sondern über Dinge die bereits heute im Bereich des technisch Machbaren liegen.

Bei fremden Galaxien sehe ich dennoch schwarz - glücklicherweise ist jedoch unsere eigene Galaxie groß genug um noch sehr viel in Erfahrung bringen zu können.

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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von Skeltek » 2. Mär 2011, 10:31

Ganz interessante Gedankengänge. Allerdings halte ich die Betrachtung, wie viele inteliggente Rassen in einer Galaxie im Durchschnitt gleichzeitig existieren für interessanter.
Ich schätze die Lebensdauer einer intelligenten Spezies auf maximal einige Zehntausend Jahre, wovon sie aber nur einen extrem kleinen Teil im hochtechnisierten und Energie-fressenden Überschuss existieren können. Weiß nicht ob es jemand ausrechnen möchte, aber ich glaube wenn man guckt, wieviele pro Galaxis gleichzeitig existieren, werden es vermutlich deutlich weniger sein, als man es zunächst annehmen würde.

Ob die Chance gleichzeitigen existierens nun um ein bis drei Zehnerpotenzen hin oder her schwappt dürfte nicht viel ausmachen. Was mich interessiert ist die ungefähre Größenordnung.
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  • Widersprüchlich - Dieser Satz ist falsch.

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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von positronium » 2. Mär 2011, 10:57

seeker hat geschrieben:Also was die Teleskope angeht, dann scheint da noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein.

Schau dir z.B. mal das hier an:
http://de.wikipedia.org/wiki/Terrestrial_Planet_Finder

Besonders das hier wäre natürlich ein absoluter Traum:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22210/1.html
Interessant, was offenbar möglich ist. 8) Ohne selbst Wissen in der Hinsicht zu haben, hätte ich nicht gedacht, dass Bilder in der Auflösung und Entfernung bei so schwachem Licht möglich sein können.
seeker hat geschrieben:Es gibt Finanzierungsprobleme, gut. ...
Die werden wohl in Zukunft nicht geringer werden. Und man muss bedenken, dass die Suche nach Leben im Weltraum keine Priorität hat. Aber vielleicht führt ja die kommerzielle Raumfahrt zu drastischen Kostensenkungen.

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Re: Zeit und Leben: Kosmisches habitables Alter (CHA)

Beitrag von gravi » 2. Mär 2011, 18:51

Zu den Teleskopen, die heute möglich wären, hat seeker ja schon geantwortet.

Da wäre sicherlich eine Menge machbar, auch Arrays, die mehreren 100 Metern entsprechen. Warum nicht gleich Kilometerteleskope? Dass klingt vielleicht utopisch, ist aber sicher technisch realisierbar. Ich schlage vor, die inzwischen eingefrorenen Konten der nordafrikanischen Diktatoren für solche Zwecke zu nutzen - da könnte man sogleich mit der Planung loslegen! :wink:

Das große Problem sind leider in erster Linie immer wieder die Kosten, und natürlich die Politik, die scheinbar liebend gerne Finanzen für die Forschung streicht.

Doch schon das James Webb Space Telescope, der Hubble- Nachfolger, wird uns ganz neue Möglichkeiten erschließen und erste Spektren von extrasolaren Planeten liefern.

Mein Traumteleskop würde allerdings auf dem Mond stehen. Aufgrund der geringen Schwerkraft könnten dort viel größere Instrumente als auf der Erde errichtet werden. Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass man dort vielleicht 10 oder 20 solcher Großteleskope kombinieren würde, ja dann könnte man E.T. beim Frühstück zusehen :lolol:

Nun, das ist natürlich alles realitätsfremd. In Zukunft wird sich aber bestimmt so manches realisieren lassen. Es ist ja eh unsere einzige Chance, etwas über andere, evtl. belebte Planeten zu erfahren.

Übrigens bin ich der Meinung, dass nicht die Suche nach anderen Intelligenzen in unserer Milchstraße unbedingt im Vordergrund stehen muss. Mir würde es genügen überhaupt einen Planeten zu finden, von dem man mit Sicherheit sagen könnte, er ist belebt. Das wäre dann eine tragende Säule meiner Überzeugung...

Netten Gruß
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