deltaxp hat geschrieben:klar beweisen kann ich das nicht. aber ich als Materialist sehe das so.
Moment, als Materialist musst du nur annehemen, dass Leben überhaupt spontan aus unbelebter Materie entstehen kann.
Über die Wahrscheinlichkeit dafür kannst du daraus aber nichts ableiten, außer, dass sie irgendwo zwischen 0 und 1 liegen muss.
D.h. du darfst diese Wahrscheinlichkeit auch als Materialist zunächst genauso z.B. bei 10^-100000000 ansetzen wie bei 1-10^-100000000.
deltaxp hat geschrieben:leben auf der erde hat sich schon nach sehr kurzer zeit gegeben,
Richtig. Und das schaut nach einem starken Argument aus. Bei näherer Betrachtung ist es aber ein schwaches, denn aus einem einzigen Fall/Befund kann man nunmal keine Wahrscheinlichkeiten ableiten.
deltaxp hat geschrieben:und da war die erde nicht so friedlich wie jetzt.
Vielleicht war auch gerade das notwendig für die Lebensentstehung, dass die Erde aus unserer heutigen Sicht damals sehr unwirtlich, extrem war?
Vielleicht bedeutet "für uns unwirtlich" für die Lebensentstehung gerade "sehr gute Bedinungen"? Wir wissen es (noch) nicht.
deltaxp hat geschrieben:leben gibt es an den unwirklichsten stellen auf diesem Planeten, bei den 400 grad heissen schloten im mehr, in extrem salzhaltigen Gewässern, tief unter der erde, im eis. einzige Voraussetzung , zugang zu wasser und irgendeine Energiequelle.
Ja. Und daraus lässt sich ableiten, dass Leben,
nachdem es erst einmal entstanden ist und sich zumindest bis auf ein gewisses Niveau hinauf entwicklen konnte, äußerst robust ist, sich festsetzt, insbesondere mikrobielles Leben.
Über die Wahrscheinlichkeit,
dass Leben überhaupt aus unbelebter Materie ensteht, lässt sich aus diesem Befund heraus aber leider gar nichts ableiten. Das ist also auch kein wirklich stichhaltiges Argument.
deltaxp hat geschrieben:wenn dann noch von dem kosmologischen Prinzip ausgeht, dass wir nichts besonderes sind, kommt man zu dem schluss, dass wo immer die Bedingungen für leben gegeben sind, es sich wohl auch entwickelt, weil es eben nichts besonderes ist.
Ja. An der Stelle überstrapaziert man das kosmologische Prinzip meiner Meinung nach allerdings enorm.
Im Gegenteil deuten doch alle Daten darauf hin, dass die Erde etwas ganz besonderes sein muss, eine echte Seltenheit, also ganz und gar nicht der Normalfall. Der Normalfall ist, dass Materie unbelebt ist. Mit Sicherheit ist im Universum 99,99999999999999999999...% der Materie unbelebte Materie, mit Sicherheit sind fast alle Himmelskörper unbelebt, die Sterne ja sowieso. Selbst auf der Erde ist fast alle Materie unbelebt. Alles was es hier gibt, ist ein im Verhältnis mikroskopisch dünner "grüner Flaum" an der Oberfläche.
Außerdem besagt das anthropische Prinzip, dass wir gerade
weil wir da sind und solche Fragen stellen können, diese Entstehung von Leben aus unbelebter Materie bei uns zuvor stattgefunden haben muss,
ganz gleich wie unwahrscheinlich sie war, solange P mindestens infinitesimal >0 war. Dieses Argument sticht also auch nicht wirklich.
Und damit haben wir ein Patt.
Einen Ausweg aus dieser Situatiuon sehe ich nur in zwei Wegen:
1. Man findet im Weltraum belebte Himmelskörper. Oder man findet eben keine und weist nach, dass man aufgrund der Technik längst welche hätte finden müssen.
2. Man synthetisiert Leben aus unbelebter Materie und weist dabei plausibel nach, dass es zumindest im Prinzip auch auf der Urerde so vonstatten gegangen sein kann. Und man leitet aus diesen Erkenntnissen Wahrscheinlichkeiten ab.
Man ist an beidem dran, aber das ist noch ein weiter Weg.
Bei 1. haben wir im Moment noch fast nichts in der Hand. (Einen ungefähr erdgroßen Planeten in einer habitablen Zone zu finden entspricht hier wieder dem Fund von Trachyt bei dem Gleichnis mit der Kathedrale, mehr noch nicht! s.u.)
Und bei 2. ist man auch noch nicht wirklich weit, wenn man ehrlich ist.
Denn was man auf dem chemischen Weg von unbelebter Materie zu Leben bisher zeigen konnte entspricht etwa dem:
Wenn Leben gleich einer Kathedrale wäre, so etwas wie dem Kölner Dom und man weiß, dass dieser zum Teil aus behauenen Steinen besteht, die aus dem Gestein Trachyt bestehen, dann konnte man (im übertragenen Sinne) bisher nachweisen, dass Trachyt von alleine entstehen kann, allerhöchstens konnte man noch halbwegs plausible Wege aufzeigen, wie aus diesem Material von alleine behauene Steine entstehen
könnten, mehr nicht! Wie sich aus Steinen und vielen anderen Zutaten dann eine Kathedrale von selbst zuzammenfügen soll, mit all den Bildern, Fresken, den Säulen, den Verzierungen, dem Dach, der Orgel, usw., usw. -und vor allen Dingen mit welcher Wahrscheinlichkeit- davon haben wir noch keinen Plan.
Und dieser Vergleich ist noch eine sehr starke Untertreibung.
D.h.: Es ist immer noch unklar, ob P(spontane Lebensentstehung) auf einem Planeten selbst mit Optimalbedingungen innerhalb von Millionen oder Milliarden Jahren eher bei 10^-1000 oder eher bei 1-10^-1000 liegt.
Und so lange dem so ist, ist äußerste Zurückhaltung angesagt.
Gruß
seeker