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Fünfte Kraft?

Physik der Elementarteilchen, Teilchenbeschleuniger; insbs. eine einführende Artikelserie in das Thema
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Fünfte Kraft?

Beitrag von AlTheKingBundy » 7. Apr 2011, 17:25

Bin auf diese Meldung gestoßen:

http://www.n-tv.de/wissen/Fuenfte-Grund ... 44406.html

Tom weiß bestimmt mehr.

Gruß Al
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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von Frank » 7. Apr 2011, 18:40

Hier noch ein etwas längerer Spiegelartikel.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 97,00.html

Das wäre ja der Hammer.Ich möchte auch mal bei was Großem Zeitzeuge sein.... 8)
Mit freundlichen Grüßen

Frank

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von gravi » 7. Apr 2011, 19:15

Wenn das zutrifft, müssen sicher einige Kapitel der Physik neu geschrieben werden.
Für denkbar halte ich es allerdings. Es wird immer wieder Neuerungen geben - das Bohrsche Atommodell war ja auch einmal lange Zeit Stand der Dinge und die Atome waren schön brav aus 3 Teilchen zusammengesetzt. Bis man die Quarks entdeckte.

Wenn diese neue Kraft nur auf kleinsten Skalen wirksam ist, wird ihr Reich wohl das subatomare sein.
Ich bin jedenfalls äußerst gespannt, ob vom LHC eine Bestätigung kommt...

Danke für die Links!

Gruß
gravi
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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 7. Apr 2011, 22:49

Gruß
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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 8. Apr 2011, 07:35

Hab ein bisschen gesucht, was denn so Sache sein könnte; Fermilab ist noch sehr zurückhaltend bzgl. möglicher Interpretationen
- Fluktuation, die bei besserer Statistik (= mehr Daten) wieder verschwindet (ist bei der jetzigen Güte nicht ausgeschlossen, aber doch sehr unwahrscheinlich)
- neuer Effekt im QCD-Hintergrund (d.h. keine Phyik außerhalb des Standardmodells, aber ein grundsätzlich unverstandener Effekt der QCD)
- neues Teilen / neue Kraft (z.B. Technipion / Technicolor)

Es ist wirklich noch zu früh zu spekulieren, was es ist, aber Fermilab ist ziemlich sich sicher, dass da etwas ist ...
Gruß
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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von AlTheKingBundy » 8. Apr 2011, 12:23

Weiß man schon etwas über die Struktur dieser angeblich neuen 5. Kraft, also z.B. ob vektorieller oder skalarer Art? Ich würde auf eine skalare Kraft tippen, ich halte sie für notwendig, allerdings meine ich damit nicht das Higgsfeld.
Gruß Al

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 8. Apr 2011, 12:55

Man weiß noch nicht mal, ob es überhaupt eine neue Kraft ist.

Ich habe Spekulationen über Techni-Pionen gelesen; das klingt nach s-Wellen und demnach nach einer skalaren Kraft; im Falle von Techni-Pionen wäre diese skalare Kraft jedoch nicht fundamental und es könnte auch höhere Resonanzen geben. Man muss abwarten, bis die Statistiken besser werden und auch andere Experimente (ein zweites am Tevatron sowie der LHC) diese Daten bestätigen.
Gruß
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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 8. Apr 2011, 16:24

Mal eine kurzer Erklärung, wie denn (neue) Teilchen identifiziert werden. Man betrachtet dazu ein Feynmandiagramm, in dem das Teilchen entstehen kann, oder in dem es als virtuelles Teilchen vorübergehend existieren (und anschließend wieder zerfallen) kann. Dann präparert man die Eingangsteilchen (am LHC: Protonen p), mit denen die Kollision durchgeführt werden soll. Am LHC kommen also nur Prozesse in Frage, die sich aus Feynmandiagrammen zusammensetzen lassen, in denen einlaufende Quarks q existieren; z.B. einlaufende Elektronen in Feynmandiagrammen können am LHC nicht untersucht werden.

Dann berechnet man den sogenannten Streuquerschnitt, d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass der Eingangszustand X (mehrere Teilchen, z.B. die Protonen) in einen Ausgangszustand Y oder ggf. einen Zwischenzustand Y* (wieder mehrereTeilchen) übergeht, also X => Y* => Y. Außerdem betrachtet man häufig sogar den differentiellen Streuquerschnitt, wobei der Winkel des Ausgangszustandes bezogen auf die Einfallsrichtung berechnet wird. Am einfachsten ist es, wenn man Y direkt identifizieren kann, aber bei kurzlebigen Teilchen funktioniert das nicht, man findet nur die Zerfallsprodukte, aus denen wieder auf Y* (den Zwischenzustand) zurückgerechnet werden kann. Dazu müssen die Impulse einiger hundert Teilchen in Y summiert und daraus der Impuls des virtuellen Teilchens Y* rekonstruiert werden.

Die Theoretiker haben es da einfacher, sie berechnen ein sogenanntes Überangsmatrixelement <Y*|T|X> wobei T der Streu-Operator ist, der den Übergang von X nach Y* beschreibt. Dabei werden teilweise verschiedenen Kanäle betrachtet, also neben Y* => Y auch noch Y* => Y', Y* => Y'', ..., wenn verschiedene Zerfälle von Y* möglich sind. Die Frage ist, ob die Experimentatoren diese unterscheiden können. Zu Beginn eines Experiments ist dies oft nicht möglich, d.h. weder kennt man die genaue Winkelverteilung der Endzustände Y', Y'', ... noch kann man diese unterscheiden. Man kann schon froh sein, wenn man die Kandidaten herausfindet, die das virtuelle Teilchen Y* produzieren. Dazu muss man theoretisch alle anderen möglichen Prozesse X => Z, X => Z', X => Z'', ... usw. berechnen und vom Detektorsignal subtrahieren (der sogenannte Hintegrund). Was dann noch übrig bleibt ist die sogenannte "neue Physik".

Im Falle des LHCs ist das extrem schwierig, da der Hintergrund stark verrauscht ist. Man betrachte nämlich eigtl. keine Prozesse X(pp) => Y*, sondern x(qq) => Y*, denn man ist an der elementaren WW zweier Quarks qq interessiert. Die restlichen vier Quarks stören und verrauschen den Hintergrund ganz erheblich. Besser wäre ein X(eq) mit einem einlaufenden Elektron, aber leider sind die gewünschten hohen Energien für Elektronen ggw. noch nicht realsiierbar (Synchrotronstrahlung, deswegen benötigt man hier Linearbeschleuniger).

Das minimale Indiz ist eine Erhöhung der Streuquerschnitts für den Prozess X => Y bzw. X => Y*, d.h. ein Ansteigen des Wirkungsquerschnitts, d.h. wiederum ein Ansteigen der Anzahl der Ereignisse. Dazu betrachtet man die Energieabhängigkeit des Wirkungsquerschnitts, also letztlich des Übergangsmatrixelements <Y*|T|X>. Man findet häufig soetwas wie die Formel



d.h. eine Funktion f(E) der Schwerpunktsenergie E mit einem Peak bei der Masse M des (vermuteten) Teilchens Y*, sowie einer Zerfallsbreite, d.h. einer endlichen Lebensdauer.

Diese Funktion, die sogenannte Breit-Wigner-Resonanz, tritt häufig zumindest in Approximationen auf. Fitten der experimentellen Daten an diese Funktion ermöglichen es, die Masse sowie die Lebesdauer (die inverse Breite) aus den Daten zu extrahieren. So wurden z.B. auch die W- und Z-Bosonen vor ca. 30 Jahren identifiziert.
Gruß
Tom

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von AlTheKingBundy » 9. Apr 2011, 20:10

Hallo Tom, eine sehr schöne Kurzbeschreibung über die Vorgehensweise zur Entdeckung neuer Teilchen.

In diesem Fall (fünfte Kraft) muss aber etwas anderes festgestellt worden sein. Eine Resonanz, in deren Maximum die neue Teilchenmasse zu finden ist, kann es nicht sein, da eine neue Wechselwirkung vermutet wird. Ich denke, es wird eher eine Abweichung bekannter Wirkungsquerschnitte sein, bekannt in dem Sinne, dass sie mit Hilfe der schwachen, elektromagnetischen und/oder starken WW berechnet wurden und nicht in Einklang mit den experimentellen Ergebnissen gebracht werden konnten. Dies lässt dann z.B. auf eine neue Kraft schließen.
Gruß Al

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Laura87

Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von Laura87 » 9. Apr 2011, 20:12

Hi,

ich hab mal eine (wahrscheinlich ziemlich blöde) Frage zu dem Thema:

Warum wurde dieses neue Teilchen/Effekt/oder als was es sich auch hrausstellt, erst jetzt entdeckt? Der Teilchenbeschleuniger ist doch schon einige Zeit in Betrieb, es müsste doch schon längst Kollisionen bei diesen Energien (und darüber) gegeben haben, oder? Warum wurde da noch nichts festgestellt?

Gruß
Laura

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 9. Apr 2011, 22:47

AlTheKingBundy hat geschrieben:Hallo Tom, eine sehr schöne Kurzbeschreibung über die Vorgehensweise zur Entdeckung neuer Teilchen.
Immer gerne
AlTheKingBundy hat geschrieben:Eine Resonanz, in deren Maximum die neue Teilchenmasse zu finden ist, kann es nicht sein, da eine neue Wechselwirkung vermutet wird. Ich denke, es wird eher eine Abweichung bekannter Wirkungsquerschnitte sein, bekannt in dem Sinne, dass sie mit Hilfe der schwachen, elektromagnetischen und/oder starken WW berechnet wurden und nicht in Einklang mit den experimentellen Ergebnissen gebracht werden konnten. Dies lässt dann z.B. auf eine neue Kraft schließen.
Das ist ja so ziemlich dasselbe; gut, von einer Resonanz spricht man, wenn es sich letztlich um eine Anregung eines stabilen Teilchens handelt; aber die Signatur einer Resonanz und eines instabilen Teilchens sind im wesentlichen identisch.

In dem von mir verlinkten Paper in arxiv findet man das Signal (Anzahl der Ereignisse aufgetragen über der Energie) sowie die Resonanzstruktur nach Subtraktion de Untergrundes bekanner Effekte.
Gruß
Tom

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von AlTheKingBundy » 10. Apr 2011, 09:40

Hallo Tom,

ich muss mir wohl doch mal die Zeit nehmen, den Artikel genauer zu studieren. Mit Abweichungen meinte ich eben keine Resonanzstruktur, denn das würde auf die Entdeckung eines neuen Teilchens hindeuten (was ja auch ein Austauschboson der 5. Kraft sein könnte). Ich dachte eher an eine Art Wirkungsquerschnittoffest, der nicht durch die bekannten Wechselwirkungen erklärt werden kann.

Gruß Al
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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von deltaxp » 10. Apr 2011, 09:58

Laura87 hat geschrieben:Hi,

ich hab mal eine (wahrscheinlich ziemlich blöde) Frage zu dem Thema:

Warum wurde dieses neue Teilchen/Effekt/oder als was es sich auch hrausstellt, erst jetzt entdeckt? Der Teilchenbeschleuniger ist doch schon einige Zeit in Betrieb, es müsste doch schon längst Kollisionen bei diesen Energien (und darüber) gegeben haben, oder? Warum wurde da noch nichts festgestellt?

Gruß
Laura
ist doch klar, sage ich mal ketzerisch, weil es droht, dass der geldhahn zugedreht wird. bei so einer entdeckung sicherlich nicht :P

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 10. Apr 2011, 10:52

Ich kann Laura's Frage nicht beantworten; evtl.hat deltaxp nicht ganz unrecht, man ist sicher versucht, jetzt mit einer Meldung rauszukommen, wo man normalerweise noch ein Jahr gewartet hätte - aber dann ist eben schon Schuss; aber evtl. tut man den Leuten auch unrecht.

Die Statistik sagt, dass es sich um einen Simulations- oder Messartefakt handeln könnte, aber dass die Wahrscheinlichkeit dafür schon sehr klein ist. Die Gruppe hat ja auch nichts zu einer "fünften Kraft" veröffentlicht, sondern nur eine Anomalie in ihren Daten aufgezeigt.
Gruß
Tom

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von gravi » 10. Apr 2011, 19:03

Vielleicht, um auf Laura's Frage zu kommen, ist der Effekt so klein, dass er zuvor nicht auffiel.
Seit über 400 Jahren werden z.B. die Sterne mit optischen Geräten beobachtet, dass aber selbst sehr nahe ein wenig "wackeln", wenn sie von Planeten umkreist werden, ist erst seit ein paar Jahrzehnten bekannt.

Möglicherweise verhält es sich hier äquivalent...

Gruß
gravi
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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 11. Apr 2011, 07:10

Schaut euch mal die beiden Grafiken in dem von mir verlinkten arxiv paper an. Da wrd klar, dass der Effekt nur durch langes Datensammeln sowie gezielte Untersuchung (über einen großen Energiebereich) sichtbar gemacht werden kann. D.h. zum einen liegen evtl. tatsächlich jetzt erst die notwendigen Daten mit der entsprechenden Statistik vor, zum anderem werden jetzt über die Daten nochmal neue Analysen gefahren. Man bereitet ja außerdem (aus Kostengründen) das Abschalten des Tevatrons vor; d.h. aber, dass man sich wohl auch darauf einstellt, aus den verfügbaren Daten weitere Erkenntnisse zu gewinnen, also die Datenanalyse nochmals verfeinert.

Das ist aber alles Spekulation, evtl. finde ich auf der Fermilab-Seite mehr.
Gruß
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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von deltaxp » 11. Apr 2011, 09:43

zumindest sehen die daten so aus, dass sich m.e. ein nachbohren lohnt. eventuell auch eine unabhängige analyse der daten. mal gucken ob sie am lhc auch sowas finden.

bei einem hochenergie-physik-experiment ist das immer sone sache. und jeder der sich mal mit der auswertung von beschleunigerexperimenten befasst hat, weiss über die datenmassen bescheid, die es zu handeln geht, weiß, daß viel modellierung von den detektor und komplexe high-level analysis software drinsteckt, die man nicht von der stange kauft, sondern viel selbst geschrieben wird. in meiner zeit damals am hermes experiment damals fand man eine 3sigma abweichung zum normalen weltdurchschnitt von einer summenregel (ich glaub das war drell-hearn-gerasimov summenregel). es stellte sich durch eine mit vollkommen unabhängiger neuer analyse-software durchgeführter analyse heraus, dass es sich schlicht um ein bug gehandelt hat, der bei geringer ereigniszahl pro fill (die dauer wie ein teilchenstrahl im speicherring verbleibt) auftrat. mit der ursprünglichen analyse software wurden zuvor daten mit hoher ereignisrate pro fill untersucht und diese halt einfach übernommen auf daten mit geringer ereignisanzahl. nachdem der bug korrigiert wurde, zeigten beide analyse-programmen dieselben ergebnisse: sehr gute verträglichkeit mit dem welt-mittelwert. (also nix mit nobel-preis :P oder nobler blamage :oops: )

ich weiss daher, dass sich ein analyse-fehler bei der immensen komplexität der enormen datenmengen einschleichen kann, eh man auf die streumatrixelemente kommt. ich weiss aber aber auch, wie sorgsam eine kollaboration mit solchen daten umgeht. man geht immer zu erst von einem fehler aus und überprüft und überprüft und überprüft, bevor man solche abweichungen vom erwarteten veröffentlich. ich bin sicher dass die fermilab die daten nach menschenmöglich besten wissen und gewissen überprüft haben, ehe sie sich für eine veröffentlichung entschieden haben, egal ob der tevatron geschlossen werden soll oder nicht.

ein fehler ist nicht ausgeschlossen, aber eben unwahrscheinlichsicherlich. sie hätten noch gerne ein jahr gewartet mit der veröffentlichung und mehr daten gesammelt, aber wenn der beschleuniger erstmal abgeschaltet ist, ist es zu spät (das ist jetz kein knopfdruck, das ist eher ein abwicklungsprozess, der sich über einen längeren zeitraum hinzieht. und wenn das vorbei ist, dann ist es vorbei). dann können sie es ebenso jetzt veröffentlichen. eine eventuell weitere genehmigte datenname session wird die usa schon nicht in den ruin treiben, das schaffen ihre banker und militärwesen viel schneller und besser.

ich bin daher ziemlich sicher, dass auch daten des lhc auf diesen effekt hin untersucht werden. mal gucken wie die story weitergeht. wie man durch toms beschreibung sehen konnte. sind sone sachen heutzutage kein "heureka-ich-habs-gefunden-event" sondern ein zäher prozess des statistik anhäufens und fehler analyse, um signifikanz zu erreichen.

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 13. Apr 2011, 21:13

Kannst du etwas Genaueres zu der Monte-Carlo Simulation sagen, über die der Standardmodell-Hinterrund berechnet bzw. subtrahiert wird? Die steht ja im Verdacht, eine Fehlerquelle zu sein.
Gruß
Tom

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 14. Apr 2011, 23:55

Es gibt - wie zu erwarten war - inzwischen etliche Veröffentlichungen zu möglichen Ursachen:

http://arxiv.org/abs/1104.0976
Technicolor at the Tevatron
Authors: Estia J. Eichten, Kenneth Lane, Adam Martin
(Submitted on 6 Apr 2011)
Abstract: We propose that the 3.2 sigma excess at ~150 GeV in the dijet mass spectrum of W + jets reported by CDF is the technipion $\pi_T$ of low-scale technicolor. Its relatively large cross section is due to production of a narrow $Wjj$ resonance, the technirho, which decays to W + $\pi_T$. We discuss ways to enhance and strengthen the technicolor hypothesis and suggest companion searches at the Tevatron and LHC.

http://arxiv.org/abs/1104.1002
Signatures of Resonant Super-Partner Production with Charged-Current Decays
Authors: Can Kilic, Scott Thomas
(Submitted on 6 Apr 2011)
Abstract: We investigate hadron collider signatures arising from a topology characterized by the production of a primary resonance that undergoes a charged-current transition to a secondary resonance by emitting a W-boson. The secondary resonance subsequently decays to two jets. This topology can arise in supersymmetric theories with R-parity violation where the lightest supersymmetric particles are either a pair of squarks, or a pair of sleptons and a sneutrino. The resulting signal can have a cross section consistent with the recent Wjj observation reported by the CDF collaboration, while remaining consistent with other constraints. The supersymmetric signal with squarks has a significant charge asymmetry in the same channel at the LHC. With strongly interacting resonances such as squarks, pair production topologies additionally give rise to 4 jet and W$^+$W$^-$+ 4 jet signatures, each with two equal-mass dijet resonances within the 4 jets.

http://arxiv.org/abs/1103.6035
Light Z' Bosons at the Tevatron
Authors: Matthew R. Buckley, Dan Hooper, Joachim Kopp, Ethan Neil
(Submitted on 30 Mar 2011 (v1), last revised 1 Apr 2011 (this version, v2))
Abstract: New gauge bosons with Standard Model-like couplings to leptons are constrained by collider searches to be heavier than approximately ~1 TeV. A Z' boson with suppressed couplings to leptons, however, could be much lighter and possess substantial couplings to Standard Model quarks. In this article, we consider a new leptophobic Z' gauge boson as a simple and well motivated extension of the Standard Model, and discuss several of its possible signatures at the Tevatron. We find that three of the recent anomalies reported from the Tevatron - in particular the top-quark forward-backward asymmetry and excesses in the 3b and W + 2 jets final states - could be explained by a new Z' with a mass of approximately 150 GeV, relatively large couplings to quarks, and suppressed couplings to electrons and muons. Moreover, we find that such a particle could also mediate the interactions of dark matter, leading to potentially interesting implications for direct detection experiments.

http://arxiv.org/abs/1104.0243
A Z' Model for the CDF Dijet Anomaly
Authors: Felix Yu
(Submitted on 1 Apr 2011 (v1), last revised 12 Apr 2011 (this version, v2))
Abstract: We adopt a bottom-up approach to constructing a new physics model to explain the CDF excess seen in dijets with an associated lepton and missing transverse energy. We find that the 145 GeV broad feature seen by CDF in the dijet invariant mass distribution can be explained by a Z' boson with a mass of 145 GeV that couples only to first generation quarks. After dijet resonance constraints are considered, a sizeable region of the parameter space favored by the CDF anomaly remains viable.

http://arxiv.org/abs/1104.1375
Tevatron Wjj Anomaly and the baryonic $Z'$ solution
Authors: Kingman Cheung, Jeonghyeon Song
(Submitted on 7 Apr 2011 (v1), last revised 12 Apr 2011 (this version, v2))
Abstract: The latest CDF anomaly, the excess of dijet events in the invariant-mass window 120-160 GeV in associated production with a $W$ boson, can be explained by a baryonic $Z'$ model in which the $Z'$ boson has negligible couplings to leptons. Although this $Z'$ model is hardly subject to the Drell-Yan constraint from Tevatron, it is constrained by the dijet data from UA2 ($\sqrt{s} = 630$ GeV), and the precision measurements at LEP through the mixing with the SM $Z$ boson. We show that under these constraints this model can still explain the excess in the $M_{jj} \sim 120 - 160$ GeV window, as well as the claimed cross section $\sigma(W Z') \sim 4$ pb. Implications at the Tevatron would be the associated production of $\gamma Z',\; Z Z'$, and $Z'Z'$ with the $Z' \to jj$. We show that the $\gamma Z' \to \gamma jj$ channel could be promising to probe this model at the Tevatron.

http://arxiv.org/abs/1104.2302v1
Stringy origin of Tevatron Wjj anomaly
Authors: Luis A. Anchordoqui, Haim Goldberg, Xing Huang, Dieter Lust, Tomasz R. Taylor
(Submitted on 12 Apr 2011)
Abstract: The invariant mass distribution of dijets produced in association with W bosons, recently observed by the CDF Collaboration at Tevatron, reveals an excess in the dijet mass range 120-160 GeV/c^2, 3\sigma beyond Standard Model expectations. We show that such an excess is a generic feature of low mass string theory, due to the production and decay of a leptophobic Z', a singlet partner of SU(3) gluons coupled primarily to the U(1) baryon number. In this framework, U(1) and SU(3) appear as subgroups of U(3) associated with open strings ending on a stack of 3 D-branes. In addition, a minimal model contains two other stacks to accommodate the electro-weak SU(2) \in U(2) and the hypercharge U(1). Of the three U(1) gauge bosons, the two heavy Z' and Z'' receive masses through the Green-Schwarz mechanism. This model contains a free parameter which controls the Z-Z' mixing and can be chosen to simultaneously ensure three phenomenologically desirable features: small Z-Z' mixing permitting low Z' mass in the 120-160 GeV/c^2 range; very small (less than 1\%) branching ratio into electrons; and a large hierarchy between Z'' and Z' masses.

http://arxiv.org/abs/1104.2893v1
Weak-triplet, color-octet scalars and the CDF dijet excess
Authors: Bogdan A. Dobrescu, Gordan Z. Krnjaic
(Submitted on 14 Apr 2011)
Abstract: We extend the standard model to include a weak-triplet and color-octet scalar. This `octo-triplet' field consists of three particles, two charged and one neutral, whose masses and renormalizable interactions depend only on two new parameters. The charged octo-triplet decay into a W boson and a gluon is suppressed by a loop factor and an accidental cancellation. Thus, the main decays of the charged octo-triplet may occur through higher-dimensional operators, mediated by a heavy vectorlike fermion, into quark pairs. For an octo-triplet mass below the t\bar{b} threshold, the decay into Wb\bar{b} through an off-shell top quark has a width comparable to that into c\bar{s} or c\bar{b}. Pair production with one octo-triplet decaying to two jets and the other decaying to a W and two soft b jets may explain the dijet-plus-W excess reported by the CDF Collaboration. The same higher-dimensional operators lead to CP violation in B_s-\bar{B}_s mixing.
Gruß
Tom

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von deltaxp » 19. Apr 2011, 11:00

tomS hat geschrieben:Kannst du etwas Genaueres zu der Monte-Carlo Simulation sagen, über die der Standardmodell-Hinterrund berechnet bzw. subtrahiert wird? Die steht ja im Verdacht, eine Fehlerquelle zu sein.
ich ? nein. so tief steckte ich nicht im simu-geschäft. soweit wie ich mich erinnern kann ist die acceptance des detektors die hauptquelle für systematische fehler insbesonde bei bestimmung von absoluten streuquerschnitten

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von Timm » 11. Jun 2011, 18:30

http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 19,00.html

Schade, die 5. Kraft hat sich wohl zerschlagen,

Gruß, Timm

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Re: Fünfte Kraft?

Beitrag von tomS » 11. Jun 2011, 18:39

Mist, ich habe die zwei Threads (den hier und den zum Higgs) irgendwie verwechselt; kann man das zusammenführen?
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

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