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Ist unser Universum potentiell unendlich?

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Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Pippen » 17. Okt 2015, 18:16

Nehmen wir an, unser Universum hätte eine Grenze. Nach heutiger Physik wäre diese Grenze durch die Gravitation der Gesamtmasse im Universum bedingt. Theoretisch könnte man sich also mit einem Raumschiff an diese Grenze bewegen und dann mit viel Energie den Raum dort wieder flach-machen und so die Grenze überwinden. Dadurch wäre unser Universum potentiell unendlich. Problem: Wäre dieser Energiebedarf endlich? Immerhin müsste man ja nur eine kleinere Lokalität "flachmachen". Kann man ausrechnen, was man da bräuchte?

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Re: ISt unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 18. Okt 2015, 01:38

Pippen hat geschrieben:Nehmen wir an, unser Universum hätte eine Grenze. Nach heutiger Physik wäre diese Grenze durch die Gravitation der Gesamtmasse im Universum bedingt.
Sicher nicht. Nach heutiger Physik = ART könnte das Universum endlich sein, es hätte damit jedoch keine Grenze!

Der Rest ist mir zu spekulativ.
Gruß
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Re: ISt unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Pippen » 18. Okt 2015, 03:12

tomS hat geschrieben:Nach heutiger Physik = ART könnte das Universum endlich sein, es hätte damit jedoch keine Grenze!
Naja, es wäre dann in sich gekrümmt. Doch wenn es eine endliche Energiemenge gäbe, mit der man diese (durch die Massen im Universum verursachte) Krümmung neutralisieren könnte, dann wäre das Universum eben potentiell flach und damit unendlich. Der Raum auf der Erdoberfläche ist ja auch (ganz leicht) durch Erd- und Sonnengravitation gekrümmt und dennoch kann ich durch Energie, zB Hochspringen, diese natürliche Krümmung überwinden.

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Re: ISt unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 18. Okt 2015, 12:01

Du darfst Krümmung und "Form" nicht in einen Topf werfen, auch wenn das zunächst den Anschein hat. Krümmung ist eine lokale, geometrische Eigenschaft, "Form" ist eine globale, topologische Eigenschaft.

Durch lokales Hinzufügen von Energie kannst du die lokale Krümmung beeinflussen, also aus einer Lösung der ART eine andere mit einer anderen Krümmung machen. Aber du kannst die Topologie nicht ändern. Egal wie du einen Haushaltsgummi dehnst oder verknäulst, er wird nie eine offene Gerade werden.

Was genau willst du mit der Geometrie tun?
Gruß
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Re: ISt unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Pippen » 20. Okt 2015, 19:38

tomS hat geschrieben:Du darfst Krümmung und "Form" nicht in einen Topf werfen, auch wenn das zunächst den Anschein hat. Krümmung ist eine lokale, geometrische Eigenschaft, "Form" ist eine globale, topologische Eigenschaft.

Durch lokales Hinzufügen von Energie kannst du die lokale Krümmung beeinflussen, also aus einer Lösung der ART eine andere mit einer anderen Krümmung machen. Aber du kannst die Topologie nicht ändern. Egal wie du einen Haushaltsgummi dehnst oder verknäulst, er wird nie eine offene Gerade werden.

Was genau willst du mit der Geometrie tun?
Hm. Also nach meinem Verständnis krümmen Massen den Raum. Oder kurz: Ohne Masse kein gekrümmter (sondern flacher) Raum. Wenn ich also der Gravitation der Massen eine Antigravitation gegenüberstelle (hier im Sinne von: die Gravitation der Masse A wird durch eine gleiche Masse ~A mit entgegengesetzter Gravitationswirkung "neutralisiert"), dann hätte ich lokal einen flachen Raum, weil es (trotz Massen, aber eben mit entgegengesetzter Gravitation) dort keine Gravitation gäbe. Und die Frage wäre dann: Könnte ich das an einer sog. Grenze des gekrümmten Universums machen und so die Krümmung Schritt für Schritt öffnen?

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Re: ISt unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 20. Okt 2015, 21:20

Nochmal: es geht um den Unterschied zwischen Geometrie und Topologie. Geometrisch sind eine Kugel und ein Ellipsoid verschieden, topologisch sind sie identisch.

Pippen hat geschrieben:Also nach meinem Verständnis krümmen Massen den Raum. Oder kurz: Ohne Masse kein gekrümmter (sondern flacher) Raum.
Das ist zunächst ein logischer Fehlschluss.
Richtig: wenn Masse, dann Krümmung (wenn Regen, dann Nässe)
Falsch: wenn keine Masse, dann keine Krümmung (wenn kein Regen, dann keine Nässe; Gegenbeispiel: Wasserrohrbruch)

Zweitens gibt es Gegenbeispiele:
1) die Schwarzschildlösung ist topologisch ein punktierter R^4; die Masse "in" der Mannigfaltigkeit ist Null (Singularität); der Kretschmannsche Krümmungsskalar ist ~ 1/R^6.
2) die deSitter-Lösung in n Dimensionen mit n > 2 hat den Ricci-Skalar ~ 2n(n - 2) > 0.

Pippen hat geschrieben:Wenn ich also der Gravitation der Massen eine Antigravitation gegenüberstelle (hier im Sinne von: die Gravitation der Masse A wird durch eine gleiche Masse ~A mit entgegengesetzter Gravitationswirkung "neutralisiert"), ...
Diese Spekulation trifft so in der ART nicht zu.
Gruß
Tom

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Re: ISt unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Pippen » 21. Okt 2015, 20:20

tomS hat geschrieben:Nochmal: es geht um den Unterschied zwischen Geometrie und Topologie. Geometrisch sind eine Kugel und ein Ellipsoid verschieden, topologisch sind sie identisch.
Diesen Unterschied zwischen Geometrie und Topologie verstehe ich nicht so richtig. Geometrisch sind Kugel und Ellipsoid verschieden, ok, topologisch sind sie dann gleich, wenn Gleichheit dort bedeutet, dass man beide in den jeweils anderen umformen kann. Aber was hat das alles mit der Form des Universums zu tun, die sich durch die darin enthaltenen Massen (und ihre Gravitation) ergibt? Du sagtest: Wenn Masse, dann Krümmung. Ich glaube, die Aussage von ART & Co. lautet: Genau und nur dann wenn Masse, dann Krümmung und dann klappt mein Schluß auf: Wenn keine Masse, dann keine Krümmung. Wo/wie soll denn eine Krümmung des Raumes sonst herkommen, wenn nicht durch die Gravitation der Massen?

Das Gedankenexperiment lautet im Prinzip: Gott läßt auf einen Schlag alle Materie aus dem Universum verschwinden, d.h. es wird total leer. Es ist mE offensichtlich, dass dieser leere Raum euklidisch (unendlich) wäre. Damit wird dann klar, dass Form und Struktur des Universum ausschließlich durch die Gravitationsstruktur bestimmt wird und die kann man durch Energie verändern, sonst könnten wir die Erde nicht mit Raketen verlassen. Genauso könnten wir analog evtl. das Universum verlassen, wenn die dazu notw. Energie endlich wäre.

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Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 21. Okt 2015, 21:38

Pippen hat geschrieben:Diesen Unterschied zwischen Geometrie und Topologie verstehe ich nicht so richtig. Geometrisch sind Kugel und Ellipsoid verschieden, ok, topologisch sind sie dann gleich, wenn Gleichheit dort bedeutet, dass man beide in den jeweils anderen umformen kann.
Genau
Pippen hat geschrieben:Ich glaube, die Aussage von ART & Co. lautet: Genau und nur dann wenn Masse, dann Krümmung und dann klappt mein Schluß auf: Wenn keine Masse, dann keine Krümmung.
Was du glaubst ist falsch, und damit ist auch dein Schluss falsch.

Ich habe dir oben zwei Gegenbeispiele aus der ART genannt.
Pippen hat geschrieben:Wo/wie soll denn eine Krümmung des Raumes sonst herkommen, wenn nicht durch die Gravitation der Massen?
Siehe die Gegenbeispiele.
Pippen hat geschrieben:Es ist mE offensichtlich, dass dieser leere Raum euklidisch wäre.
Wie diese (und weitere) Gegenbeispiele zeigen, ist das offensichtlich falsch.
Gruß
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Pippen » 21. Okt 2015, 23:09

tomS hat geschrieben:
Pippen hat geschrieben:Es ist mE offensichtlich, dass dieser leere Raum euklidisch wäre.
Wie diese (und weitere) Gegenbeispiele zeigen, ist das offensichtlich falsch.

Ok, lass uns hier weitermachen. Eines deiner Gegenbeispiele besagt - wenn ich es richtig verstehe - dass in einem SL keine Masse vorhanden ist und trotzdem um das SL Raumkrümmung (was in der Tat die Aussage 'Raumkrümmung gdw. Masse' widerlegen würde). Das kann doch aber nur falsch sein, denn dann würde ein SL ja keine Gravitation haben können und das wird doch widerlegt, wenn alle möglichen Gase durch ein SL angezogen werden? Vielmehr muss eine Masse in einem SL größer 0 vorhanden sein, die durch eine unendlich hohe Dichte dann zum Schwarzschildradius führt und darüberhinaus normale Gravitation ausübt, je weiter weg vom Loch desto schwächer. Oder anders gefragt: Woher käme die Gravitation einer solchen Nullmasse her?

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Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 21. Okt 2015, 23:25

Du musst zwei Dinge unterscheiden: den mathematischen Formalismus sowie seine physikalische Interpretation.

Wir interpretieren das SL als den Endzustand eines genügend massereichen Sternes und wir vermuten, in der Singularität sei die Masse in gewisser Weise noch vorhanden. Aber der Formalismus sagt uns zunächst etwas anderes: Die Schwarzschild-Lösung entspricht topologisch einem punktierten R^3 * R (R^3 steht für den 3-dim. Raum, R für die Zeit) Geometrisch liegt auf dieser topologischen Mannigfaltigkeit eine Vakuumlösung vor, d.h. Energie, Impuls und Druck sind exakt Null.

Die Gravitation = die Krümmung der Raumzeit resultiert in diesem Fall buchstäblich aus dem Nichts. Ähnliches gilt für andere Vakuumlösungen mit nicht-verschwindender Krümmung. Anbei eine (nicht vollständige) Liste:
- Schwarzschild
- Kerr
- deSitter, anti-deSitter
- deSitter-Schwarzschild
- Gravitationswellen
- Ozsváth–Schücking
Gruß
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von gravi » 22. Okt 2015, 17:54

tomS hat geschrieben:Du musst zwei Dinge unterscheiden: den mathematischen Formalismus sowie seine physikalische Interpretation.
Sollte man das nicht besser so umformulieren, dass wir wohl den mathematischen Formalismus für ein Schwarzes Loch kennen, nicht aber die physikalische Umsetzung.
Das würde mir so besser gefallen, denn was ein SL in der Realität ist, da tappen wir doch völlig im Dunkeln...

Gruß
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 22. Okt 2015, 19:23

Ja, klar, kannst man auch so sehen.

Mir ging es ja nur darum, dass Materie hinreichend, jedoch nicht notwendig für Raumzeitkrümmung ist.
Gruß
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Pippen » 22. Okt 2015, 22:28

Und wie interpretiert die Physik dann den math. Formalismus, nach dem ein SL 0,0 kg Masse hat? Was antwortet ein Physiker, wenn man ihn fragt, was mit dem Raum passieren würde, wenn man das SL "wegzauberte"? Dann bliebe trotzdem die Raumkrümmung? Wenn das der Fall wäre, dann wäre ja der Raum dort a priori und unabhängig von Masse gekrümmt, während er ansonsten durch Massen gekrümmt wird. Diese Unterscheidung wirkte doch sehr...komisch.

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Beitrag von tomS » 22. Okt 2015, 23:19

Pippen hat geschrieben:Und wie interpretiert die Physik dann den math. Formalismus, nach dem ein SL 0,0 kg Masse hat?
Zunächst mal gar nicht. Es handelt sich um einen punktierten R^3, d.h. um eine Vakuumlösung mit Singularität.

Dann kann man überlegen, dass es sich um das Endstadium eines kollabierenden Sternes handeln könnte. Allerdings erklärt die ART das Verschwinden der Materie in der Singularität nicht wirklich. U.a. deshalb sind sich die Physiker einig, dass ein derartiges SL mit Singularität ein unphysikalisches Artefakt darstellt, und dass die Theorie modifiziert werden muss.

Aber darum ging es nicht. Es ging um Beispiele von Vakuumlösungen mit nicht-verschwindender Krümmung, d.h. um eine Widerlegung deiner These, dass Krümmung notwendigerweise Materie voraussetzt.

Pippen hat geschrieben:Was antwortet ein Physiker, wenn man ihn fragt, was mit dem Raum passieren würde, wenn man das SL "wegzauberte"?
Dass das Quatsch ist.

Nochmal: Krümmung kann unabhängig von Materie existieren (zig Beispiele - s.o.)

Aber was war deine eigtl. Frage??
Gruß
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Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 22. Okt 2015, 23:49

Pippen hat geschrieben:Nehmen wir an, unser Universum hätte eine Grenze.
Also einen Rand, so wie eine Kugel durch ihre Oberfläche berandet ist?
Pippen hat geschrieben:Nach heutiger Physik wäre diese Grenze durch die Gravitation der Gesamtmasse im Universum bedingt.
Nein, das ist falsch. Die Gravitation bedingt keinen Rand.

Eine Berandung ist eine topologische Eigenschaft. Die ART beschreibt jedoch nur die Änderungen der Geometrie bei definierter Topologie.
Pippen hat geschrieben:Theoretisch könnte man sich also mit einem Raumschiff an diese Grenze bewegen und dann mit viel Energie den Raum dort wieder flach-machen und so die Grenze überwinden.
Nein, denn gem. der ART beeinflusst Energie nur die Geometrie, nicht die Topologie.
Pippen hat geschrieben:Wäre dieser Energiebedarf endlich?
Streng genommen ist die Frage im Rahmen der ART sinnlos.

Aber man könnte eine einfachere, in etwa analoge Situation eines Solitons betrachten. Hier liegen topologische Erhaltungsgrößen vor; und der Übergang zwischen verschiedenen topologischen Sektoren würde unendlich viel Energie benötigen.
Pippen hat geschrieben:Kann man ausrechnen, was man da bräuchte?
Ich hör' mich mal um.


Pippen hat geschrieben:... wenn es eine endliche Energiemenge gäbe, mit der man diese ... Krümmung neutralisieren könnte, dann wäre das Universum eben potentiell flach und damit unendlich.
Da stecken zwei Denkfehler drin.

Zum ersten haben Berandung und Krümmung nichts miteinander zu tun; ersteres ist eine topologische, letzteres eine geometrische Eigenschaft (s.o.)

Zum zweiten ist ein flaches Universum nicht zwingend endlich. Z.B. existiert eine flache Geometrie auf dem endlichen Torus - auch wenn man sich das nicht anschaulich vorstellen kann.
Gruß
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Analytiker » 23. Okt 2015, 10:56

Dass gemäß der ART die Energie nur die Geometrie und nicht die Topologie beeinflusst, stelle ich in Frage. Lösungen der Einsteinschen Feldgleichungen lassen nichtsingularitätenfreie Raumzeiten zu, siehe verschiedene Typen von Schwarzen Löchern. Wird ein Gebilde verzerrt, bleibt die Topologie gleich. Fügt man einem Gebilde ein Loch hinzu, durchlöchert oder zerreißt es, ändert sich die Topologie.

Vielleicht könnte man einer Quantengravitationstheorie auf die Sprünge helfen, wenn man nicht nur geometrische, sondern auch topologische Aspekte berücksichtigt.

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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von seeker » 23. Okt 2015, 12:12

Ich glaube nicht, das man sagen kann "Massen krümmen die Raumzeit!" im Sinne von "Die schwere Masse ist die Ursache der RZ-Krümmung".
Denn was ist hier Ursache, was Wirkung? Ebenso könnte ich behaupten: "Gekrümmte Raumzeit erzeugt Masse!"

Ich glaube, dass es sinnvoller ist zu sagen: "Raumzeitkrümmungen gehen mit Massen einher!", d.h. dass das zwei Seiten derselben Medallie sind, von uns identifizierbare Eigenschaften desselben Dings.

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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Analytiker » 23. Okt 2015, 17:04

Ich gehe mit tomS konform bezüglich seiner Aussagen zur Raumzeitkrümmung. Ist Masse vorhanden, dann ist die Raumzeit gekrümmt. Ist keine Masse vorhanden, dann kann die Raumzeit gekrümmt sein.

Über welche Topologie das Universum verfügt, ist nicht einfach zu verifizieren, siehe die Anmerkungen zur Topologie unter folgendem Link:

http://www.wissenschaft-online.de/astro ... html#topol


Man muss aufpassen mit dem Begriff Metrik. Genaugenommen wird die Raumzeit durch eine Pseudometrik dargestellt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pseudometrik

Möglicherweise ist das beobachtbare Universum von vielen Billionen Schwarzen Löchern durchsiebt.

Wie versteht man Schwarze Löcher oder sogar Wurmlöcher im topologischen Sinn?

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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 23. Okt 2015, 21:27

Analytiker hat geschrieben:Dass gemäß der ART die Energie nur die Geometrie und nicht die Topologie beeinflusst, stelle ich in Frage.
Die ART kann formuliert werden mittels Anfangsbedingungen (Topologie, Metrik sowie Felder auf einer 3-dim. raumartigen Mannigfaltigkeit) sowie Zeitentwicklung (ADM-Formalismus). Dabei bleibt die Topologie der 3-dim. Mannigfaltigkeit entweder erhalten, oder die Zeitentwicklung ist "pathologisch" und produziert Singularitäten; d.h. die ART wird letztlich selbst ungültig.


Analytiker hat geschrieben:Vielleicht könnte man einer Quantengravitationstheorie auf die Sprünge helfen, wenn man nicht nur geometrische, sondern auch topologische Aspekte berücksichtigt.
Die LQG lässt genau das zu, da die Mannigfaltigkeit lediglich als sei-klassischer Limes resultiert und nicht fundamental ist. Das ist her alles noch "work in progress".
Gruß
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 23. Okt 2015, 21:29

@seeker: die Energie-Impuls-Dichte ist Quelle der Krümmung; ähnlich wie elektrische Ladungs- plus Stromdichte Quelle der el.-mag. Feldstärke ist.
Gruß
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von Analytiker » 23. Okt 2015, 21:58

Bei pathologischen Raumzeiten stößt die ART an Grenzen, klar.

Die Frage ist ob die Zustände des Universums abzählbar sind, einschließlich abzählbar unendlich oder ob sie überabzählbar unendlich sind, was der Mächtigkeit des Kontinuums oder der reellen Zahlen entspricht oder womöglich dass es physikalische Strukturen gibt, die über die Mächtigkeit der reellen Zahlen hinausgehen, denn rein mathematisch lassen sich unendlich viele Unendlichkeiten mit verschiedener Mächtigkeit generieren.

Gruß
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von seeker » 24. Okt 2015, 00:03

tomS hat geschrieben:die Energie-Impuls-Dichte ist Quelle der Krümmung; ähnlich wie elektrische Ladungs- plus Stromdichte Quelle der el.-mag. Feldstärke ist.
Ja, das weiß ich schon.
Ich glaube aber dennoch, dass das schon (nicht-notwendige) Interpretation/Perspektive ist, was da "Quelle" (im Sinne von "Ursache") von was sei.
Wenn du ne Gravitationswelle hast, dann trägt die auch Energie/Impuls fort.
Hier könnt ich dann behaupten es wär umgekehrt: Energie/Impuls ist da, weil die Welle da ist.
Wenn du die Einstein-Feldgleichung anschaust und ihre beiden Seiten, dann sagt dir die Gleichung nicht welche Seite Quelle von welcher ist.

Deshalb find ich es genauer nur zu sagen, dass beides miteinander einhergeht bzw. miteinander verknüpft ist.

Grüße
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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 24. Okt 2015, 07:32

Analytiker hat geschrieben:Die Frage ist ob die Zustände des Universums abzählbar sind, einschließlich abzählbar unendlich oder ob sie überabzählbar unendlich sind
Das ist eine sehr spannende Frage.

Zunächst mal muss man erklären, was man mit "Zustand" meint. Da die Metrik die führende Größe ist, muss man m.E. einen Zustand mit einer Äquivalenzklasse diffeomorpher Mannigfaltigkeiten gleichsetzen.

Zunächst mal zur Topologie, also zu verschiedenen = nicht-homöomorphen 4-dim. topologischen Mannigfaltigkeiten: davon gibt es abzählbar unendlich viele.

Dann zur Geometrie, also zu verschiedenen = nicht-diffeomorphen 4-dim. differenzierbaren Mannigfaltigkeiten: davon gibt es in dim < 4 exakt gleich viele wie im Falle der Topologie, d.h. nicht-homöomorphe sind auch nicht-diffeomorph, und homöomorphe lassen nur genau eine Differenzierbarkeitsstruktur zu, sind also auch diffeomorph. In dim > 4 gibt es teilweise endlich viele verschiedene Differenzierbarkeitsstrukturen auf einer topologischen Mannigfaltigkeit. Für kompakte 4-dim. Mannigfaltigkeiten gibt es teilweise abzählbar unendlich viele verschiedene Diff.-barkeitsstrukruren. Für nicht-kompakte 4-dim. Mannigfaltigkeiten wie den R^4 gibt es überabzählbar viele verschiedene Diff.-barkeitsstrukruren.

Die ART betrachtet jedoch immer genau eine Differenzierbarkeitsstruktur. In einer Theorie der QG mag das anders sein.
Gruß
Tom

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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von tomS » 24. Okt 2015, 08:54

@seeker: ja, du hast natürlich recht; die Darstellung mit "Quelle" ist etwas vereinfacht
Gruß
Tom

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Re: Ist unser Universum potentiell unendlich?

Beitrag von deltaxp » 29. Okt 2015, 10:23

Pippen hat geschrieben:Nehmen wir an, unser Universum hätte eine Grenze. Nach heutiger Physik wäre diese Grenze durch die Gravitation der Gesamtmasse im Universum bedingt. Theoretisch könnte man sich also mit einem Raumschiff an diese Grenze bewegen und dann mit viel Energie den Raum dort wieder flach-machen und so die Grenze überwinden. Dadurch wäre unser Universum potentiell unendlich. Problem: Wäre dieser Energiebedarf endlich? Immerhin müsste man ja nur eine kleinere Lokalität "flachmachen". Kann man ausrechnen, was man da bräuchte?
zum einen: ein endliches Universum ist typischerweise unbegrenzt, sowie die Oberfläche einer Kugel zwar endlich aber unbegrenzt bist. du kommst nirgendwo an einer stelle mit dem schild: hier endet das Universum.

zum zweiten: kann es durchaus sein dass dass das Universum unendlich ist (s. ewige inflationstheorie, aufgrund der uterschiedlichen Definitionen von zeit im inflationären Bereich (ausserhalb des Universums) und im post-inflationären Bereich (innerhalb eines Universum) kann ein von aussen endliches Universum (blase) von innen undenlich erscheinen.

zum dritten: wenn du darauf spekulierst immer weiter zu fliegen über die Grenzen unseren beobachtbaren teil des universums hinaus, weise ich darauf hin, dass wir uns einer beschleungten Phase der Expansion befinden und sich heute noch am rande der hubble-sphäre befindlichen Galaxien mit von uns aus betrachtet Überlichtgeschwindigkeit wegbewegen aufgrund der immer schnelleren raumexpansion, so dass du sie nie erreichen wirst, vorausgesetzt wir bleiben bei (lokalaen) v<c Prinzip.

zum vierten: einer wahrscheinlichere Möglichkeit ist ein neues Universum zu schaffen, wenn man annimmt, dass die Inflationstheorie die Realität beschreibt. denn dann gibt es ein inflatonfeld in dass du etwa 10 gramm Energie in Volumen auf ein winziges gebiet von 10^-XX (ich glaub 10-23 oder so) cm pumpen mußt um eine neue Inflation zu starten und damit neue Universen zu bauen. allerdings schnüren die sich von unserem wegen des enormen negativen druckes sofort ab, so dass du sie nicht beobachten kannst.

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