Beitrag
von Job » 15. Mai 2016, 19:36
Die Grund, warum es bisher nicht gelungen ist, QM und ART miteinander in Einklang zu bringen, liegt meiner Meinung nach darin, dass die Fragestellung an sich gar nicht relevant ist. Das Problem ergibt sich ja erst dann, wenn wir Extremsituationen betrachten. Große Massen, die auf kleinstem Raum zusammengepfercht sind. Am deutlichsten wird dies bei den supermassiven Schwarzen Löchern. Die ART sagt voraus, dass die Massen dieser Schwarzen Löcher zu einer Singularität kollabieren, wenn sie nichts davon abhält. Oder anders formuliert: Eine Singularität kann nur dann entstehen, wenn Masse beliebig verdichtbar ist, sofern der Druck nur groß genug ist. Die Annahme, dass Masse bei entsprechendem Druck beliebig verdichtbar ist, ist aber genau das: eine Annahme, die nicht bewiesen ist.
Neutronensterne müssten nach der ART eigentlich auch zu einer Singularität kollabieren, wenn sie nichts davon abhält. Hier kennen wir aber aus der Teilchenphysik atomare Gegenkräfte, die dies verhindern. Wenn die Masse aber noch größer wird, reichen die uns derzeit bekannten Gegenkräfte nicht mehr aus und wir gehen dann davon aus, dass es nichts mehr gibt, was den Kollaps dann noch aufhalten kann.
Dies ist aber wie gesagt nur eine Annahme, die auf dem Glauben basiert, dass wir mir der QM und der Teilchenphysik bereits das vollständige Wissen über die Natur in den Händen haben. Trotz der unbestreitbar riesigen Erfolge gibt es aber noch viele offene Fragen, z.B. zur dunklen Materie, dunklen Energie, zur Entstehung der supermassiven Schwarzen Löcher, etc. Dies und der Umstand, dass wir im Grunde noch nicht wissen, was Energie, Masse, Raum, Zeit, etc. sind, zeigen deutlich, dass diese Annahme auf sehr tönernen Füssen steht. Es ist aus meiner Sicht viel wahrscheinlicher, dass wir eben noch lange nicht alles wissen, was es da draussen gibt.
Dies bedeutet nicht, dass es keine supermassiven Schwarzen Löcher gibt, sondern lediglich, dass der Kern keine Singularität sein muss, wenn Masse nicht beliebig verdichtbar ist. Natürlich hätte dies auch Konsequenzen auf unser Verständnis vom Urknall.
Bevor wir also versuchen, die beiden Grundsäulen der Physik vielleicht weitere Jahrzehnte lang für die Extremsituationen in Einklang zu bringen, und so Lösungen für Probleme zu finden, die in der Natur evtl. gar nicht realisiert und möglich sind, plädiere ich dafür, zumindest einen Teil der Anstrengungen wieder in die Grundlagenforschung im wahrsten Sinne des Wortes zu stecken und sich mit Fragen wie „Was ist ein Elektron“, "Was ist Masse? „ "Ist Masse beliebig verdichtbar?“ zu befassen. Ich habe aber kaum Hoffnung, dass sich ein Berufsphysiker schwerpunktmäßig mit solchen Fragen beschäftigen wird, da dies für seine Karriere wohl nicht sehr förderlich wäre. Er kann nur bekannt werden und Forschungsgelder bekommen, wenn er veröffentlichst. Die Gefahr, jahrelang über die Grundlagen nachzudenken, ohne auch nur einen erkennbaren Fortschritt zu haben, kann sich kaum einer leisten und es gibt noch nicht einmal eine Garantie, dass sich die zündende Idee überhaupt einstellen wird.
Ich glaube, es war Richard Feynman, der Anfang der 60er Jahre einmal gesagt hat, dass er der Meinung ist, dass die Antwort, was die QM eigentlich wirklich beschreibt, wahrscheinlich nur von ausserhalb der physikalischen Community kommen kann. Lee Smolin äußert in seinem Buch „Die Zukunft der Physik“ ähnliche Gedanken. Sie könnten recht haben.
Alles ist einfacher, als man denken kann, zugleich verschränkter, als zu begreifen ist.
J.W. von Goethe