Hi! Ein immer wieder erbauliches Thema...
Ein paar Gedanken dazu:
Ich denke, zuallererst, bevor man über "Etwas" und "Nichts" reden kann, braucht es zunächst klare Definitionen der Begriffe, denn sonst stellt sich jeder der Gesprächsteilnehmer etwas anderes unter den Begriffen vor (und was sich jeder vorstellt ist meist auch irgendwie nebulös). Und dann wird es unpräzise und man redet aneinander vorbei.
Daher meine ersten Fragen:
Was genau soll mit "Etwas" in diesem Kontext gemeint sein?
Was genau soll mit "Nichts" in diesem Kontext gemeint sein?
Und warum ist das Eine das Gegenteil des anderen? Inwiefern?
Lässt sich so etwas überhaupt widerspruchsfrei formulieren?
Und was ist ein "Gegenteil"?
Und was ist ein Allgemeinbegriff wie "das Seiende"? Gibt es Allgemeines überhaupt oder gibt es nur (viele) Einzeldinge und Einzel-Relationen?
Z.B.: Gibt es "die Menschheit" wirklich oder gibt es in Wirklichkeit nur viele Einzelmenschen? Ist "die Menschheit" also nur ein von uns konstruierter sprachlicher Ausdruck unseres ordnenden Denkens "mit und durch uns" oder ist "die Menschheit" in irgendeinem Sinne objektiv-real existierend, also "auch ohne uns"?
Anderes Beispiel: Existieren Mengen als Mengen unabhängig von uns, objektiv-wirklich? Oder sind Mengen sozusagen nur ein Kreis, den wir mehr oder weniger willkürlich um bestimmte Einzeldinge gezeichnet haben?
(Siehe auch: "Universalienproblem",
https://de.wikipedia.org/wiki/Universalienproblem)
Und:
Dürfen wir "Etwas" rein gegenständlich-materiell bzw. substanziell begreifen, als ein "Ding" oder eine "Substanz"? Wie sieht es da mit den Eigenschaften, Strukturen und den Gesetzen aus, die das Ding bestimmen? Existieren die auch? Oder vielleicht sogar nur die?
Und ist "Möglichkeit" etwas seiendes?
Und noch eines:
"Zu sein" oder "existent sein" ist jedenfalls keine Eigenschaft, wie sich zeigen lässt:
Zu jeder defnierbaren Eigenschaft muss ein unterscheidbares Gegenteil existieren. Es muss also bei allen Eigenschaften ein Eigenschaftspaar existieren: schwarz-weiß, groß-klein, hell-dunkel, gut-schlecht, leicht-schwer, usw.
Nun wäre aber das Gegenteil einer Eigenschaft "exitierend" eine gegensätzliche Eigenschaft "nicht-existierend". Wenn aber etwas nicht da ist, dann kann es auch keine Eigenschaft tragen, auch nicht eine Eigenschaft "nicht-existierend". Deshalb ist die Behauptung "existierend sein" sei eine Eigenschaft (vielleicht sogar die Grundeigenschaft von allem, was da ist) widersprüchlich.
"Zu sein" ist daher eher eine Universalie für überhaupt alle möglichen Eigenschaften, die irgendetwas, das es gibt, überhaupt haben kann.
Problem dabei: Lässt sich "
alle möglichen Eigenschaften" definieren, erfassen, begreifen?