Weil das im Virenthread wieder aufkam:
Was ist eigentlich ein großes Risiko, was ein kleines?
Ist ein Risiko von 1:100.000 "dass etwas sehr Schlimmes passiert" groß oder klein?
Was ist akzeptabel, was nicht?
Woran kann man das rational-vernünftig messen?
Wie entgeht man hier emotionalen Verzerrungen und kommt zu einer rationalen Entscheidung (so man denn auch das Ziel hat rational zu entscheiden)?
Folgender Ansatz:
Ich habe mir folgendes angeschaut: Sterbetafeln
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesel ... 197004.pdf
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesel ... cationFile
https://www.statistik-bw.de/BevoelkGebi ... etafel.jsp
Dort dann das eigene Alter ausgesucht (ü 50) und geschaut, wie viele der Leute, die so alt sind wie ich, die nächsten 12 Monate normalerweise im Mittel überleben, bzw. wie viele versterben.
Ergebnis bei mir:
Sterbewahrscheinlichkeit (im Zeitraum von 1 Jahr): ca. 500:100.000
Die Zahl beinhaltet alle möglichen Todesursachen (Krankheit, Unfall, Vergiftung, Gewalt, höhere Gewalt, plötzlicher Herztod, usw.)
Da kann man persönlich natürlich drüber oder drunterliegen, aber es ist schon einmal ein Anhaltspunkt, eine Größenordnung (denn die meisten von uns liegen da recht sicher nicht 100x drüber oder drunter).
Man muss auch bedenken: An der Stelle gibt es auch schon eine psychologische Verzerrung, wir sind nämlich alle Optimsiten. Wären wir das nicht, würden wir nicht planen, was wir morgen oder nächste Woche oder im nächsten Urlaub tun wollen.
Rational gesehen muss man die Zahl aber ernst nehmen, wir haben damit sozusagen schon einmal einen Anhaltspunkt dafür, wie groß das "Risiko-Grundrauschen" unseres Lebens von der Größenordnung her ist.
Da ich hier nicht nur den Tod direkt betrachten möchte, sondern alle schlimmen Ereignisse, die mir nachhaltig die Lebensqualität versauen könnten (gesundheitlich, sozial, finanziell, usw.), muss man die obige Zahl vergrößern. Ich würde sie verdoppeln (was ich für vorsichtig halte, wahrscheinlich ist das zu wenig dafür, "dass mir etwas sehr Schlimmes im nächsten Jahr passiert").
Ich komme damit auf ein jährliches Grund-Lebensrisiko bei mir von derzeit mindestens:
1.000:100.000
Wenn jemand 30 oder 80 ist, könnt er ja mal analog das Risiko dann ausrechnen.
So. Jedenfalls habe ich damit dann eine 1-Jahres-Messlatte und kann zusätzliche Risiken (z.B. durch Virus, Impfung, Motorradfahren, usw.) in etwa so einordnen:
a) zus. Risiko ist extrem viel kleiner als 1.000:100.000
(etwa im Bereich <1:100.000) -> extrem gering, praktisch zu vernachlässigen
b) zus. Risiko ist sehr viel kleiner als 1.000:100.000
etwa im Bereich <10:100.000 -> sehr gering, braucht einen nicht groß kümmern
c) zus. Risiko ist viel kleiner als 1.000:100.000
etwa im Bereich <100:100.000 -> gering, eher vermeiden, aber noch akzeptabel
d) zus. Risiko ist kleiner als 1.000:100.000
etwa im Bereich 100-1.000:100.000 -> moderat, sollte man vermeiden, wenns nicht unbedingt sein muss
e) zus. Risiko ist größer als 1.000:100.000
etwa im Bereich >1.000:100.000 -> erheblich, nicht eingehen
f) zus. Risiko ist viel größer als 1.000:100.000
etwa im Bereich >10.000:100.000 -> groß, unbedingt vermeiden
g) zus. Risiko ist sehr viel größer als 1.000:100.000
etwa im Bereich >100.000:100.000 -> sehr groß,"bist du wahnsinnig?"
h) zus. Risiko ist extrem viel größer als 1.000:100.000
etwa im Bereich >1.000.000:100.000 -> extrem groß, "das ist quasi Selbstmord!"
Am Besispiel Covid und Impfung dann angewendet:
Impfrisiko:
etwa zusätzliches Risiko von 1:100.000
-> fällt in Kategorie a), im schlimmsten Fall in b)
Ergo: Forget it!
(Oben drauf kommt dann ja sogar noch, dass das Covid-Risiko damit extrem viel kleiner wird, aber selbst ohne das: Forget it!)
Covid-Risiko:
Hier würde ich, wenn ich optimistisch rechne, von mindestens 10% Ansteckungswahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres ausgehen, mal mindestens 1% Wahrscheinlichkeit, dass dann etwas Schlimmes passiert, das ergibt ein Covid-Risiko von >100:100.000
-> fällt in Kategorie c) bis d), im schlimmsten Fall in e)
Ergo: Keine Panik, aber besser vermeiden.
Diese Betrachtung berücksichtigt nur die persönliche Perspektive, für die Gesellschaft als Ganzes wäre eine Extrabetrachtung notwendig, dort kommt dann sicher noch einmal etwas anderes heraus, insbesondere ist das Covid-Risiko dort sicher größer.