Pippen hat geschrieben:Wenn Raum & Zeit diskret sind, dann ist eine Maschine theoretisch möglich, die das ganze Universum in allen Möglichkeiten perfekt & vollständig simuliert (und damit erst recht auch alle Zustände aller Hirnformationen).
Ja, unter der Prämisse wäre eine solche Maschine m. E. zunächst denkbar.
Jedoch: Sie könnte sich unmöglich innerhalb unseres Universums befinden, aus zweierlei Gründen:
1. Die Anwesenheit der Maschine im Universum verändert das zu simulierende, umgebende Universum und führt zu einem unendlichen Regress, denn die Simulationsmaschine müsste ein Universum simulieren, in dem sich eine Simulationsmaschine befindet, die ein Universum simuliert, in dem siche eine Simulationsmaschine befindet, die ein Universum simuliert, in dem sich eine Simulationsmaschine befindet, ...
2. Die Rechenpower der Simulationsmaschine ist prinzipiell geringer (da kleiner), als die Rechenpower des umgebenden Universums (da größer), denn das Universum muss in dem Fall auch schon als eine Art Simulationsmaschine verstanden werden, die schon mit maximaler Effektivität rechnet.
Gut, dann kann man sich fragen, ob eine Simulationsmaschine möglich ist, die sich zwar in unserem Universum befindet, aber nur einen Teil des Universums simuliert, das aber immerhin
perfekt?
Auch das ist unmöglich, denn:
Dazu wäre es notwendig, dass sich in unserem Universum ein System befände (das dann zu simulieren wäre), das
perfekt (und immerzu) von seiner Umgebung isoliert wäre. Ein solches System existiert nachweislich nicht. Was nicht existiert, kann auch nicht simuliert werden.
Hinzu kommt die Zufallsproblematik:
Selbst wenn das Universum vollständig diskret wäre, so ist es doch zumindest Fakt, dass es im QM-Bereich Phänomene gibt, die wie echter Zufall erscheinen.
Hier sehe ich folgende Möglichkeiten:
ENTWEDER ist der Zufall wirklich echt, d.h. das Universum selbst hat so etwas wie einen Zufallsgenerator eingebaut.
In dem Fall muss jede Simulation automatisch scheitern, denn Zufall ist nicht in dem Sinne simulierbar, dass sich die Simulation exakt so wie das Original entwickelt, nicht einmal dann, wenn man denselben Zufallsgenerator in beiden Systemen verwendet, nicht einmal dann, wenn wenn man zwei identische Simulationen nebeneinander laufen lässt.
D.h.: WENN das der Fall wäre, dann ist es sogar unmöglich, die zeitliche Entwicklung eines einzelnen Teilchens, das sich perfekt isoliert in einem Vakuum befindet und nahe auf den absoluten Nullpunkt heruntergekühlt ist, perfekt in seiner zeitlichen Entwicklung zu simulieren, denn du kannst dann z.B. immer noch nicht vorhersehen/simulieren, wann es zerfallen wird. Wenn das hier nicht einmal bei einem einzelnen, isolierten Teilchen geht, dann braucht man über komplexe Systeme wie das Gehirn gar nicht erst nachzudenken...
ODER der Zufall erscheint nur als Zufall, weil wir nur einen zufälligen Teil des Quanten-Multiversums beobachten können (VWI).
In dem Fall müsste man dann natürlich auch das komplette Multiversum simulieren. Nur hat man dann immer noch ein Problem, wenn man von der Simulation verlangt, dass sie eindeutige Zustände ausspucken soll und nicht nur Überlagerungen aus allen möglichen Entwicklungen, dass sie also eine perfekte Simulation unserer
erfahrbaren Welt generieren soll.
Und um von diesen Multiversums-Überlagerungen auf etwas Eindeutiges zu kommen, brauchst du dann wieder
notwendig irgendeine Auswahlfunktion, die dann notwendig auch nach dem Zufallsprinzip arbeiten müsste. Und schon hast du auch hier wieder etwas eingebaut, das dafür sorgt, dass sich das simulierte System anders entwickelt als das Originalsystem...
Salopp und in aller Kürze:
Selbst eine perfekte Simulation eines "Quanten-Würfels" wird beim Würfeln andere sichtbare Zahlen generieren als das Original.
ODER sowohl KI als auch VWI sind falsch und es gibt weder echten noch (im Sinne der VWI) scheinbaren Zufall, dann ginge es immerhin die Zufallsproblemtik simulationstechnisch prinzipiell in den Griff zu bekommen. Jedoch ist eine solche Annahme schon sehr schwierig zu halten und es bleibt immer noch das Messproblem: Wie soll man herausfinden, wie der Universums-Algorithmus ausschaut, der uns per Beobachtung einen Pseudo-Zufall liefert? (Diese Information braucht man ja, um sie dann in die Simulation einspeisen zu können.) Ich halte es auch in diesem Szenario für prinzipiell unmöglich dies herausfinden bzw. wissen zu können.
Allgemein:
Egal welche QM-Interpretaion man wählt, man stößt
zumindest auf ein unüberwindbares, prinzipielles Wissensproblem.
(Diese Aussage ist heute schon sehr, sehr abgesichert.)
Und was man nicht weiß, kann man dann eben auch nicht in eine Simulation eingeben...
Gruß
seeker