Verstehst du, dass du in all deinen Gedanken schon irgendwelche Vorabkonzepte benutzt, halt die, die dir einfallen, aber nicht die, die dir nicht einfallen? Und dass du die Dinge dann ausschließlich innerhalb dieser Konzepte, die dir zur Verfügung stehen, durchdenkst, ja nur durchdenken kannst?
Siehe auch hier zuerst das hier:
Und deshalb kann man, insofern man auf a) abzielen möchte, nur Argumente aus der Erfahrung und dem Denken heranziehen, dies dann in Sprache gießen, miteinander kommunizieren, diskutieren, um uns (als Gemeinschaft) dann bezüglich a) irgendetwas glaubhaft zu machen. Es geht hier also bezüglich a) um nicht mehr aber auch nicht um weniger als um Überzeugungen und um Vertrauen.Deshalb (bezugnehmend auch auf das, was du im anderen Thread sagst), muss man eben mindestens unterscheiden, zwischen a) der Welt, b) unserer Erkenntnis bzw. unseres Wissens VON der Welt und c) unseren Beschreibungen VON der Welt.
a) ist die ontologische Ebene, b) die epistemologische Ebene und c) die deskriptive Ebene.
Wobei es so ist, dass alles was wir abzielend über a) sagen können, sich gründend auf b) ausschließlich in c) bewegt, also sozusagen in unseren Köpfen, innerhalb von Sprache, Modellen, Konzepten. D.h.: b) und c) drehen sich im Kreis, während uns a) "an sich" im Grunde völlig unbekannt ist, wir haben dahin nur mittelbaren Zugang, von letztlich nur vermutendem Charakter. Selbst die Existenz bzw. die sinnvolle Definition einer Ebene a) ist uns nur innerhalb von Vorab-Konzepten in uns möglich, also insofern ungewiss und nicht abschließend entscheidbar.
Nun leben wir heute in einer technokratischen, modernen Welt. Dieser Umstand hat natürlich auch Auswirkungen auf unser Denken und unsere Überzeugungen. Gerade die Erfolge der Technik sind ja sehr eindrücklich, uns beeindruckend, damit auch stark auf unser Grund-Denken wirkend, das sollte man nicht unterschätzen (-> Bias!).
Was uns derzeit am meisten überzeugt sind empirische Erkenntnisse, die innerhalb von möglichst allgemeingültigen theoretischen Konstrukten (Theorien) eingeordnet werden können, die sowohl in sich möglichst schlüssig und wiederspruchsfrei sind (logische Konsistenz), als auch mit der derzeitigen empirischen Erkenntnislage genügend gut übereinstimmen (empirische Konsistenz). Wir sprechen hier dann auch davon, dass eine Theorie in dem Bereich empirisch abgesichert ist. Wichtig ist noch: Theorien beruhen immer auch auf Vorabkonzepten. Ob ein Konzept sinnvoll und zweckmäßig ist oder nicht, muss sich an der Erfahrung herausstellen - dies tut es aber immer nur hinterher, immer nur vorläufig und immer nur lückenhaft.
Das Problem ist nun:
Alles was darüber hinausgeht, also aus der Theorie bzw. den der Theorie zugrunde gelegten Konzepten (z.B. das reduktiv-algorithmische Kausalitätskonzept) über den zu irgendeinem Zeitpunkt empirisch abgesicherten Bereich hinaus abgeleitet wird, ist Extrapolation.
Dabei ist aber der extrapolierte, empirisch nicht abgesicherte Bereich immer ungewisser als der abgesicherte Bereich!
Konkret:
Wenn sich herausgestellt hat, dass unter dem Vorabkonzept "Kausalität" und darauf bauenden mathematischen Theorien empirische Erkenntnisse bezüglich einfacher Systeme bisher sehr befriedigend eingeordnet werden können (-> Physik, ...), dann ist damit noch nicht abgesichert, dass dieses Konzept allgemeingültig zur ganzen Welt in allen Bereichen (z.B. auch im Komplexen) hinreichend passend ist bzw. gut funktioniert. Das wäre erst dann gegeben, wenn auch dort genügend dazu passende empirische Erkenntnis gegeben wäre. Genau das ist aber heute noch nicht der Fall!
Das ist das Problem. Es kann nämlich auch sehr gut sein, dass künftige Generationen ganz andere oder verfeinerte Konzepte entwickeln werden, mithilfe denen dann erst alles passend eingeordnet werden können wird. Und es könnten durchaus auch Konzepte werden, die wir heute noch nicht einmal denken können. Das wissen wir heute nicht!
Und deshalb ist das hier mein Standpunkt:
Und das Beste, was ich bisher zu dem Thema gehört habe, war, dass man einmal die Ontologie beiseite lässt, auf der deskriptiven Ebene bleibt und dann einfach sagt:seeker hat geschrieben:Meine Haltung bei dem Thema ist, dass wir noch viel zu wenig wissen, um die Fragestellung nach der Freiheit bzw. dem Willen hinreichend gut begründen (!) und akzeptabel fundiert entscheiden zu können. Vielleicht wird das auch immer so bleiben, vielleicht auch nicht, wer weiß?
Dazuzulernen gibt es hier aber immerhin und auf jeden Fall noch jede Menge!
Es gibt hier nun einmal mindestens zwei sinnvolle Beschreibungsebenen*, die wir auch beide benötigen und die aber schon wegen ihren Begrifflichkeiten und Grundkonzepten miteinander inkompatibel sind und auch nicht ineinander überführbar bzw. aufeinender reduzierbar sind.
Stattdessen ergänzen sie sich.
*:
1. Naturwissenschaften
2. Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
Ergänzung:
Du verstehst es nicht, weil es dir nicht gelingt ganz andersartige Konzepte zu denken, außer dem Konzept K: "Kausalität: Ursache-Wirkung". Du spielst hier in deinem Gedanken nur K in allen Spielarten durch, die dir einfallen, verlässt aber das Grundkonzept nicht. Es mag aber auch Konzepte geben, die ganz andersartig sind, einer ganz anderen Kategorie angehören (und um noch ein anderes Beispiel zu nennen: in der es vielleicht auch nicht einmal Zeit gibt, etc.). Ich hoffte, dass das mit dem von mir beispielhaft vorgestellten Konzept "Absicht/Willkür" klar geworden wäre. Das ist aber anscheinend leider noch nicht der Fall...Skeltek hat geschrieben:Ich verstehe nicht, wieso bei meiner Darstellung nirgendwo 'das Dritte' neben determiniert und nichtdeterminiert sein soll.