Re: Forderungen an bzw. Grundlagen einer ToE
Verfasst: 6. Sep 2011, 20:49
Ich habe das Thema im Zuge der Neustrukturierung des Forums verschoben
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Ich bin nicht sicher, was du mit "allem" genau meinst. Meinst du es vielleicht so, dass du glaubst, dass die Basis einer ToE oder der Mathematik Zahlen seien?positronium hat geschrieben:Ich denke, wir sind uns alle einig darin, dass die Basis von allem Zahlen sind
Wie kommst du darauf, dass Werte kleiner Null physikalisch unsinnig seien?positronium hat geschrieben:... Dazu gibt es natürlich eine Umkehrfunktion z-y=x. Ich behaupte, dass diese Umkehrfunktion nicht physikalisch sondern nur mathematisch ist. Schliesslich erlaubt sie es, dass ein Wert, ein Etwas weniger als nichts wird. Physikalisch sind Werte kleiner 0 unsinnig - weniger als nichts geht nicht. Es wäre nur ein mehr als Etwas und weniger als Etwas möglich.
Das bezog sich auf den Teil "einfachen mathematischen Werkzeugen" aus dem Satz zur ToE, also auf die Grundlage der Mathematik.seeker hat geschrieben:Ich bin nicht sicher, was du mit "allem" genau meinst. Meinst du es vielleicht so, dass du glaubst, dass die Basis einer ToE oder der Mathematik Zahlen seien?positronium hat geschrieben:Ich denke, wir sind uns alle einig darin, dass die Basis von allem Zahlen sind
Dem widerspreche ich gar nicht. Wie Du schreibst: 2xEtwas. Dabei hat in diesem Beispiel das eine Etwas die Eigenschaft X, und das andere hat die Eigenschaft -X. Aber -X bedeutet nicht, dass etwas weniger als nichts ist, sondern das Minus steht als rein mathematisches Symbol dafür, dass es das Gegenteil von etwas anderem ist. Deshalb möchte ich hier -1 beispielsweise als die andere Richtung von +1 betrachten. Die Zuordnung von Minus und Plus dem einen oder anderen ist aber willkürlich.seeker hat geschrieben:Wie kommst du darauf, dass Werte kleiner Null physikalisch unsinnig seien?positronium hat geschrieben:... Dazu gibt es natürlich eine Umkehrfunktion z-y=x. Ich behaupte, dass diese Umkehrfunktion nicht physikalisch sondern nur mathematisch ist. Schliesslich erlaubt sie es, dass ein Wert, ein Etwas weniger als nichts wird. Physikalisch sind Werte kleiner 0 unsinnig - weniger als nichts geht nicht. Es wäre nur ein mehr als Etwas und weniger als Etwas möglich.
Ist der Gedanke nicht eigentlich der: Nichtiger als Nichts geht nicht!
Da stimme ich dir zu.
...aber weniger als Nichts? Geht das auch nicht? Das ist eine andere Frage!
Ich sehe das so:
Gehen wir von der Null aus und sagen sie repräsentiere das Nichts.
Wenn ich nun das Nichts teile in -1 und +1, dann erhalte ich 2x ein Etwas: 0 = +1 - 1: Eins repräsentiert ein Etwas und minus Eins auch!
Das ist doch die allererste Symmetrie!
Das sehe ich als mathematische Aussage. Mathematisch ist das richtig, aber ich denke, dass es physikalisch nicht richtig ist. Vom Vakuum etwas wegnehmen würde ja bedeuten, dass das Vakuum etwas ist. Ich denke, das entspräche dem Graben eines Loches ins Nichts.seeker hat geschrieben:So kann man sich z.B. ein Vakuum vorstellen, das die Eigenschaft "Ladung" nicht hat - da ist also quasi ein partielles Nichts. Wenn man diesem Nichts eine positive Ladung entnimmt entsteht gleichzeitig auch eine negative Ladung - und in der Summe passt es dann wieder, wobei man 2x ein Etwas erhalten hat: 1x "weniger" als Nichts und 1x "mehr" als Nichts.
Physikalisch müsste man aber sagen: Das Blatt Papier ist ein Etwas, der Träger der Eigenschaft. Einmal hat es die positive Eigenschaft Weiss, und einmal die negative Schwarz.seeker hat geschrieben:Beispiel:
Du siehst ein Blatt Papier. Das Blatt erscheint schwarz. In seiner Mitte siehst du eine weiße Kreisfläche.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten, was das ist:
1. Es ist ein schwarzes Blatt Papier, auf dem eine weiße Kreisfläche aufgemalt ist.
2. Es ist ein weißes Blatt Papier, das bis auf die Kreisfläche schwarz angemalt ist.
Das ist auch für mich OK, wenngleich es Überlegungen in Hinsicht auf die Grundlage einer ToE komplizierter macht.seeker hat geschrieben:Ich würde also festhalten wollen, dass es zu dem Punkt "weniger als Nichts" mehrere begründete Meinungen geben kann.
Dem stimme ich voll und ganz zu. Auch darin sehe ich das, was ich in meinem ursprünglichen Posting ansprach; etwas rein mathematisches, je nachdem auch eine Umkehrfunktion, die so nicht physikalisch ist.seeker hat geschrieben:Ich selbst habe auch schon darüber nachgedacht, ob denn die reellen Zahlen physikalisch sinnvoll sind, denn eine physikalisch messbare Größe mit unendlich vielen nicht-zyklischen Nachkommastellen kann ich in der wirklichen Welt nirgendwo erkennen. Das ist für mich eine Art Phantom, also unphysikalisch.
Auch das halte ich für denkbar.seeker hat geschrieben:Mit ähnlichen Argumenten könnte man sogar dahin kommen, dass man sagt, dass nur die natürlichen Zahlen (ohne die Null!) natürlich wären und dass daher nur sie Verwendung finden dürfen.
Natürlich bringen einen solche Überlegungen nicht im Handumdrehen zum Ziel, aber warum ich das gepostet habe, ist, dass man durch solche Überlegungen einen Hinweis auf die fundamentale Struktur des Universums erhalten könnte.seeker hat geschrieben:Das ist genau mein Punkt: Mir selbst ist nämlich bisher leider noch nichts eingefallen, was man mit einen solchen Ansatz sinnvoll zusammenbauen kann, das besser wäre, als das, was wir heute schon haben - aber vielleicht hast du ja Ideen, wie man damit weiterkommen könnte?
Ich glaube, der Eindruck täuscht, obwohl er entstehen konnte. Es ging mir erst einmal nur darum, die rechnerische Seite zu betrachtet. Natürlich spielt eine ganz wesentliche Rolle die Struktur. Ich denke aber, man muss in der Reihenfolge "Zahlen -> Struktur -> logische Folgen -> berechenbar machen -> effektive Formeln -> Vergleich mit dem Experiment" vorgehen.seeker hat geschrieben:Weiterhin: Zu den Zahlen als Basis der Mathematik oder einer ToE
Ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, dass du dazu neigst die Dinge zu einseitig allein mithilfe von reduktionistischem Denken durchdringen zu wollen. (Nicht böse gemeint... )
... und dabei vernachlässigst du m. E. den Kontext, der auch wichtig ist.
Dass Du der Struktur eine wichtigere Rolle als der Zahl einräumst, finde ich OK. Aber Mathematik ohne Zahlen... dem kann ich nicht folgen. Zahlen repräsentieren, deshalb denke ich, dass es keine Struktur ohne Zahl, also ohne etwas zu strukturierendes geben kann.seeker hat geschrieben:Ich glaube sogar, dass man sich eine Mathematik denken könnte, die gänzlich ohne Zahlen auskommt.
Der Kern der Mathematik heißt nicht "Zahl", sondern "Struktur".
Es ist mir eigentlich auch nicht so wichtig...positronium hat geschrieben:Aber Mathematik ohne Zahlen... dem kann ich nicht folgen.
Vielleicht auch besser: "Struktur -> Zahlen -> usw."...positronium hat geschrieben:Es ging mir erst einmal nur darum, die rechnerische Seite zu betrachtet. Natürlich spielt eine ganz wesentliche Rolle die Struktur. Ich denke aber, man muss in der Reihenfolge "Zahlen -> Struktur -> logische Folgen -> berechenbar machen -> effektive Formeln -> Vergleich mit dem Experiment" vorgehen.
Das kann man auf unserer Ebene schon so sehen. In wie weit das auf Physik übertragbar wäre, kann ich aber nicht einschätzen.seeker hat geschrieben:Aber, z.B.: Gib mir einen Zirkel und ein Lineal und schon kann ich mathematische Strukturen schaffen. Natürlich kann man dem hinterher Zahlen zuordnen - aber man muss nicht: Geometrische Formen können auch schon ohne die Zuhilfenahme von Zahlen Aussagen machen.
Hier bin ich ganz anderer Meinung als Du. Gerne würde ich darauf antworten, aber das sollte in einen eigenen Thread.seeker hat geschrieben:Das Denken in Zahlen scheint mir etwas typisch menschliches zu sein - es hat also vermutlich auch etwas damit zu tun wie unser Gehirn funktioniert. Vielleicht hätte eine außerirdische Rasse eine völlig andere Mathematik. Ich denke, das kann man nicht ausschließen.
Ja, stimmt.seeker hat geschrieben:So richtig sauber trennen kann man eine Struktur von ihrem Kontext gar nicht. Das macht es so schwierig.
Einerseits ist natürlich die Interpretation wichtig, doch andererseits muss man bedenken, dass je mehr unnötiges man weg lässt, desto näher kommt man an den Kern und minimiert das Risiko auf Abwege zu geraten.seeker hat geschrieben:Vielleicht hilft uns aber dieser Gedanke weiter:
Man kann alle Rechnungen der Mathematik so lassen, wie sie sind. Nur sollte man über die Interpretationen immer wieder neu nachdenken.
Letztendlich ist nicht das Ergebnis einer mathematischen Operation entscheidend, sondern ihre Interpretation im Kontext der Fragestellung.
Es hat ja einmal jemand bewiesen, dass die komplexen Zahlen einer geometrischen Interpretation entsprechen. Keine Ahnung, wie der Beweis erfolgte, aber man kann sich das sogar schon an der Kreisgleichung veranschaulichen. Für mich ist das ein Hinweis darauf, dass etwas geometrisches und nicht etwas imaginäres abläuft.seeker hat geschrieben:Womöglich interpretieren wir z.B. die komplexen Zahlen falsch (d.h., wir stellen gedanklich einen Zusammenhang zur physiklischen Welt her, der vielleicht gar nicht existiert)?
Denke ich.seeker hat geschrieben:Insbesondere frage ich mich dabei, ob unsere Interpretationen des Unendlichen richtig sind. Vielleicht sind sie nichts weiter als ein mathematisches Artefakt, das durch die Verwendung von unphysikalischen mathematischen Konzepten hervortritt.