Gerne!
Ich meine das so: Wenn ich ein gegebenes physikalisches System habe, dann muss ich zu seiner Beschreibung zunächst die Eigenvektoren des Hamilton-Operators finden. Ist das System z.B. ein harmonischer Oszillator, so erhalte ich dann die entsprechenden Energie-Eigenvektoren. Ich kann die Vernichtungs- und Erzeugungsoperatoren des harmonischen Oszillators zwar auch auf die Wellenfunktion eines freien Teilchens anwenden, physikalisch ist (mir zumindest) dann allerdings nicht so klar, was das bedeutet. Im Prinzip ist aber auch die Wellenfunktion eines freien Teilchens in den Eigenzuständen des harmonischen Oszillators beschreibbar und umgekehrt.
(Die Eigenvektoren eines hermitischen Operators, des Hamilton-Operators, bilden eine vollständige Basis des Hilbertraums.)
In dieser Beziehung sind Fermionen und Bosonen sicher verschieden: Ich kann aus den antisymmetrischen Fermionen-Wellenfunktionen keine symmetrischen Bosonen-Wellenfunktionen konstruieren. Hier handelt es sich also im Vergleich zum Verhältnis von freiem Teilchen und Oszillator tatsächlich um verschiedene Hilberträume.
Die Situation wäre allerdings anders, wenn das C in meinem vorherigen Beitrag gar nicht gegen unendlich gehen würde, sondern nur sehr groß wäre: Es würde ein Rest von nicht antisymmetrischen Wellenfunktionen im Hilbertraum der Fermionen übrig bleiben, der allerdings energetisch sehr schwer anzuregen (und somit auch zu messen) wäre.
Es würde sich allerdings mithilfe dieser schwer anregbaren Zustände eine Möglichkeit ergeben, Bosonen-Eigenfunktionen mithilfe von Fermionen-Eigenfunktionen auszudrücken. (Vermute ich, da die Eigenfunktionen des Hamilton-Operators wieder eine vollständige Basis bilden würden.)
Was mir nämlich nicht klar ist: Warum benutzt man für verschiedene Teilchensorten verschiedene Hilberträume, wenn man doch ansonsten auch verschiedene physikalische Systeme (z.B. freies Teilchen und Oszillator) im gleichen Hilbertraum beschreiben kann, sogar so, dass man ihre "Eigenvektoren" ineinander umrechnen kann? Was ist da bei Fermionen und Bosonen anders? Warum sind sie "orthogonal" zueinander?
Wie müsste man nun die kinetische Energie modifizieren?
Gute Frage.
Könnte man nicht aber genauso gut fragen: Wie muss ich die kinetische Energie und andere Operatoren modifizieren, um statt der Eigenfunktionen des freien Teilchens (entsprechend der symmetrischen Bosonen-Eigenfunktionen) aus der kinetischen Energie die Eigenfunktionen des harmonischen Oszillators (entsprechend der antisymmetrischen Fermionen-Eigenfunktionen) zu erhalten? Auch hier sind ja die Potentiale verschieden. Ich halte es aber für möglich, das die symmetrischen bzw. antisymmetrischen Eigenzustände sich (bis auf ihre eventuellen hochenergetischen Ergänzungen bei endlichem C) einfach aus einem Potential ergeben.
Ich übersehe vielleicht, warum es unbedingt notwendig ist, das Pauli-Prinzip unabhängig von den Operatoren einzuführen. Wenn das Fermion dem harmonischen Oszillator und das Boson dem freien Teilchen entspricht, dann leben beide im Prinzip im gleichen Hilbert-Raum, haben aber verschiedene Eigenfunktionen. Ich kann die Energien des harmonischen Oszillators messen und auch die des freien Teilchens - diese entsprechen den Eigenwerten des jeweiligen Hamilton-Operators. Ich kann im Prinzip aber auch jede andere physikalische Eigenschaft messen, indem ich z.B. den Impuls-Operator auf einen Zustand des harmonischen Oszillators anwende. Die Frage, wie ich den Impuls-Operator verändern muss, um die "richtigen" Wellenfunktionen, nämlich die des harmonischen Oszillators, zu erhalten, stellt sich somit mE nicht.
Vielleicht ist meine Analogie von freiem Teilchen/Oszillator und Fermion/Boson auch einfach unpassend, was mir auf den ersten Blick aber nicht ganz einleuchten will.