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Quantenzustand vs. Makrokosmos

Verfasst: 5. Mai 2011, 20:34
von Timm
Nach den moderneren Dekohärenztheorien kommt makroskopisches Verhalten durch umgebungsinduzierten Verlust der quantenmechanischen Interferenzfähigkeit zustande.

Nun kommt der Querdenker Smolin in "A real ensemble interpretation of quantum mechanics" http://arxiv.org/abs/1104.2822 zu einem neuen nichtlokalen Denkansatz. Demnach hängen die quantenmechanischen Eigenschaften von der Häufgkeit der Objekte im Universum ab. Wasserstoffatome sind häufig, mit zunehmender Komplexität von Systemen nimmt deren Häufigkeit ab. Menschen sind in diesem Sinn "Unikate".

Smolin, bei conclusions:
Hence this proposal adresses the question as to why macroscopic systems do not have quantum properties. It is symply that if a system is sufficiently composite it has so many possble states that is has no copies in the universe. ... Quantum dynamics should fail both for systems that have no copies in the universe and for systems in states that are unique ...
Wenn ich Smolin richtig verstehe, warten auf Zeilinger interessante Experimente. Er ist optimistisch Viren in einem Mach-Zehnder-Interferometer zur Superposition bringen zu können. Für vergleichende Experimente müßte er in die DNA untypische Atome einbauen um die Zahl möglicher Kopien signifikant zu senken. Dann wäre bei annähernd gleicher Systemgröße die Komplexität das Unterscheidungsmerkmal.

Ließe sich so etwas nachweisen, wäre es sicherlich eine Sensation. Ich kann den technischen Teil nicht beurteilen. Könnte was dran sein?

Gruß, Timm

Re: Quantenzustand vs. Makrokosmos

Verfasst: 7. Mai 2011, 10:54
von seeker
Es ist Smolin, der so etwas vorschlägt. Von daher ist es natürlich sehr interessant.

Der Ansatz hat für mich auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit zu Rupert Sheldrakes morphogenetischen Feldern.

So ganz verstanden habe ich das aber noch nicht:
Warum soll es denn eine Rolle spielen, wie viele Kopien eines Dings im Universum existieren?

Was ist hier ein Ding?
Eine Einheit, die zwar mit sich selbst wechselwirkt, aber (praktisch?) nicht mit der Umgebung?

Was ist hier eine Kopie?
Etwas, das (fast?) denselben Quantenzustand wie das Original hat und sich ansonsten nur durch die Raum-Zeit-Koordinaten unterscheidet?

Will er darauf hinaus, dass alle Dinge mit ihren jeweiligen Kopien immer verschränkt sind (bzw. im QM-Sinne identisch)?

Ansonsten habe ich aber auch immer noch nicht verstanden, wie die Dekohärenztheorien das Problem der Dichotomie zwischen Quantenwelt und makroskopischer Welt wirklich lösen können - ich bin da immer noch skeptisch: Aus meinem aktuellen Verständnis heraus sagen sie uns nur, warum man die Quanteneffekte irgendwann nicht mehr messen kann. Sie sagen mir nicht, warum diese überhaupt existieren. Sie sagen mir nicht, dass diese bei makroskopischen Objekten wirklich und völlig verschwinden. Sie sagen mir nicht, was Realität ist.

Grüße
seeker

Re: Quantenzustand vs. Makrokosmos

Verfasst: 10. Mai 2011, 08:16
von tomS
Ich kann noch nichts dazu sagen; aufgrund des Abstracts wäre das voreilig, und zum Durcharbeiten des Artikels hatte ich noch keine Zeit

Re: Quantenzustand vs. Makrokosmos

Verfasst: 10. Mai 2011, 15:06
von Timm
Auf Deine Einschätzung bin ich gespannt. Der Artikel ist gerade mal 3 Wochen alt, vermutlich gibt es noch keine blogs etc. dazu.

Gruß, Timm

Re: Quantenzustand vs. Makrokosmos

Verfasst: 21. Mai 2011, 17:26
von tomS
push ... damit das nicht in Vergessenheit gerät

Re: Quantenzustand vs. Makrokosmos

Verfasst: 24. Mai 2011, 17:50
von Timm
tomS hat geschrieben:push ... damit das nicht in Vergessenheit gerät
Wie ist Deine Einschätzung? Auch würde mich interessieren, ob Du meinem Falsifikationsvorschlag zustimmst.

Gruß, Timm