Pippen hat geschrieben:Die Frage lautet anders, nämlich: Ist die von mir gemachte o.g. Annahme überhaupt konsistent denkbar?
Das ist ein weiterer Kern der Sache.
Ich möchte das umformulieren:
Ist die von Pippen gemachte o.g. Annahme überhaupt sinnvoll denkbar?
Ist sie überhaupt eindeutig definierbar? Kann klar gemacht werden, was überhaupt damit genau gemeint sein soll?
Der Punkt ist:
a)
Wenn angenommen wird
"Alles ist vollständig diskret!", dann lautet die Antwort darauf: Nein!
Das ist schon deshalb so, weil wir weder wissen, was "Alles" ist, noch wissen, was das Prädikat "diskret" diesbezüglich bedeutet.
Selbst wenn man das ignoriert, erhält man nur die schon genannte Tautologie und ein triviales, uninteressantes Ergebnis.
b)
Wenn angenommen wird
"Die physikalische Realität ist vollständig diskret!" sieht die Sache anders aus.
Dann greifen aber die Argumente von Tom und mir, die zu entkräften wären: Qualia, die Möglichkeit Konzepte eines Kontinuums mit endlichen, diskreten Mitteln zu konstruieren, etc.
Man darf bei der Annahme auch dann nicht vergessen, dass es sich um ein Konzept, ein gedankliches Konstrukt handelt ("physikalische Realität", "diskret"), das auf etwas real Existierendes abzielen soll, dieses treffen soll. Um eine sinnvolle Antwort zu erhalten, muss man nachweisen, dass es das auch wirklich trifft.
Dieser Nachweis kann aber nicht geführt werden, zumindest derzeit noch nicht, wahrscheinlich prinzipiell nicht.
Deshalb gibt es auf die Frage auch hier keine tragfähige Antwort und man weiß hier nicht, ob die Frage überhaupt sinnvoll ist oder nicht.
(Bei a) weiß man, dass die Frage sinnlos ist, bei b) weiß man nicht, ob die Frage sinnvoll oder sinnlos ist.)
c)
Wenn angenommen wird
"Die physikalisch erfassbaren Phänomene sind vollständig diskret!" haben wir nochmals eine andere Geschichte:
Dann enthält man sich zunächst jeder Aussage über "die Realität" und kann zunächst nichts weiter sagen, kann die Frage ("Können wir wirklich etwas Kontinuierliches denken?") nicht beantworten.
Um das hier doch tun zu können muss man weitere Annahmen treffen: z.B. die Annahme, dass die physikalisch erfassbaren Phänomene vollständig sind und vollständig erfassbar sind, d.h., dass es
nur physikalisch erfassbare Phänomene gibt.
Dann mus man annehmen, dass es eine fundamentale Ebene gäbe, auf der alles
vollständig aufbaut, d.h. man verneint gleichzeitig, dass es so etwas wie Qualia, etc. tatsächlich gibt. Diese müssen per Reduktion vollständig auf physikalisch erfassbare Phänomene zurückführbar sein. (Ich glaube nicht, dass das gelingen kann, ich glaube, das geht prinzipiell nicht.)
Aber ja, in dem Fall ist die Frage zunächst sinnvoll und dann fällt die Antwort auch in deinem Sinne aus, Pippen. In dem Fall ist es so, dass es "in Wahrheit" nichts Kontinuierliches gibt, sogar ganz allgemein keine Gedanken, Konzepte, die irgendetwas Reales treffen würden, sie wären so gesehen alles Illusion... womit sich ein Zirkel ergibt, denn die Prämissen von c) werden damit auch hinfällig, sind ebenso Illusion.
Und somit ist die Annahme auch hier doch nicht sinnvoll, wenn man mit "sinnvoll" meint, "es soll etwas Reales getroffen werden".
Damit ergibt sich insgesamt:
Nein, Pippens Annahme ist schon nicht sinnvoll/eindeutig annehmbar bzw. können wir zumindest nicht wissen/sicherstellen, dass sie es ist.
Und damit kann auch keine klare, eindeutige Ableitung daraus erfolgen.
Gruß
seeker