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Unendliches Universum & Stochastik

Mathematische Fragestellungen
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 14. Sep 2014, 11:25

seeker hat geschrieben:Mich würde aber immer noch sehr interessieren, ob es aus Sicht des mathematischen Szenarios überhaupt möglich ist aus N zufällig eine Zahl zu wählen?
Ist N unendlich? Dann ist es streng genommen nicht möglich, zufällig gleichverteilt eine Zahl zu ziehen. Zufällig "anders verteilt" ist es möglich.

Das physikalische Beispiel (das m.E. völlig in Ordnung ist) zeigt, dass man dafür im strengen Sinn kein Wahrscheinlichkeitsmaß aufstellen kann.

Nochmal zum mathematischen Problem: bei einer perfekten Kugel mit unendlich vielen "gleichverteilten" Punkten für die Zahlen n=1,2,3,... ist die Wahrscheinlichkeit also p(n) = 0. Werfen auf also die Kugel; wir erhalten eine Zahl n. Die Wahrscheinlichkeit p(n) war jedoch Null. Warum haben wir die Zahl dennoch werfen können? Das ist genau das Problem.
Gruß
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von seeker » 14. Sep 2014, 12:10

tomS hat geschrieben:Ist N unendlich? Dann ist es streng genommen nicht möglich, zufällig gleichverteilt eine Zahl zu ziehen. Zufällig "anders verteilt" ist es möglich.
OK. Aber bei welchen nicht-gleichverteilten Verteilungen ist es möglich?
Sicher nicht bei allen.

Habe ich z.B. irgendwo eine kleine Delle auf meiner Kugel, die nur anders gekrümmt ist, dann verändert das die Gleichverteilung, aber das Problem besteht weiter.

Hat meine Kugel aber z.B. irgendwo eine kleine Delle, die eine nicht-gekrümmte Fläche ist, wo ich eine einzelne Zahl eingetragen habe, dann ist die Wahrscheinlichkeit diese Zahl beim Würfeln zu treffen ganz sicher nicht Null.

Und beim Wurf mit der exakten Kugel sieht es für mich halt so aus, dass die Zahl durchaus existiert, dass wir sie aber nur nicht identifizieren können.
Stimmst du zu?

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 14. Sep 2014, 12:41

seeker hat geschrieben:
tomS hat geschrieben:Ist N unendlich? Dann ist es streng genommen nicht möglich, zufällig gleichverteilt eine Zahl zu ziehen. Zufällig "anders verteilt" ist es möglich.
Aber bei welchen nicht-gleichverteilten Verteilungen ist es möglich?
Bleiben wir mal bei diskreten Verteilungen. Wir haben eine Indexmenge I, die endlich oder abzählbar unendlich ist. Dann muss für die Wahrscheinlichkeiten p[down]n[/down] gelten:
image.jpg
Ein Beispiel ist die Poissonverteilung http://de.m.wikipedia.org/wiki/Poisson-Verteilung
Gruß
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von Skeltek » 14. Sep 2014, 14:38

Wieso sollte eine Kugel auf einer der unendlich vielen Stellen (mit perfekten Stillstand=0m/s) stehenbleiben?
Selbst wenn sie es tun würde, ist die Zahl numerisch nicht erfassbar bzw die Stellen brechen nie ab. Ausserdem weiss man ohnehin nicht, welche Zahl wir vor dem Würfeln dort platziert haben(wie soll man vor dem Würfeln die Zahlen da bitte drauf bekommen?)
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 14. Sep 2014, 14:44

Darum geht es ja nicht.

Lass' die Kugel mal beiseite, für diskrete Zufallsexperimente ist sie eher irreführend. Stell die lieber ein reguläres N-Eck vor, dessen Seiten du mit n=1,2,3,... durchnummerierst. Dann lass' N gegen unendlich gehen.
Gruß
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von Skeltek » 14. Sep 2014, 18:26

tomS hat geschrieben:Darum geht es ja nicht.

Lass' die Kugel mal beiseite, für diskrete Zufallsexperimente ist sie eher irreführend. Stell die lieber ein reguläres N-Eck vor, dessen Seiten du mit n=1,2,3,... durchnummerierst. Dann lass' N gegen unendlich gehen.
Super, dann hat man halt ein Kreis statt ner Kugel... Meinst du jetzt der Reihe nach durchnummerieren?
Da ist die Absurdität ja noch einfacher.
In dem Fall wäre bei Gleichverteilung der Wahrscheinlichkeiten jede existente Zahl nicht von Null unterscheidbar, da sie endlich ist und alle numerierten Seiten punktweise gegen 0 konvergieren.
Was soll sich da dann genau in der Mitte zwischen Null und unendlich befinden? Das wäre der erste Kreis mit nur zwei aber unterscheidbaren Punkten...
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 14. Sep 2014, 19:23

Es geht nicht um die Geometrie
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von seeker » 14. Sep 2014, 20:31

OK, das mit den Planetentypen hat mich auf eine Idee gebracht, wie man dem Problem Herr werden könnte...

Ich stelle das wieder geometrisch dar:
Ich nehme einen Kreis (als Würfel), auf dessen Umfang ich alle Zahlen aus N markiere und den ich in gleich große Segmente unterteile.
Daraus ergibt sich, dass ich bei einer Ziehung (analog wie mit der Kugel) zwar keine Wahrscheinlichkeit für eine einzelne Zahl angeben kann, sehr wohl aber dafür irgendeine Zahl in einem bestimmten Segment zu treffen.

Beispiel:
Ich wähle 10 gleich große Segmente.
Nun trage ich alle Zahlen aus N die als letzte Ziffer eine 1 haben in Segment Nr. 1 ein, alle Zahlen mit einer 2 als letzte Ziffer in Segment Nr.2, usw.
Wenn ich jetzt eine Ziehung (würfeln) vornehme, dann ist die Wahrscheinlichkeit eine Zahl aus irgendeinem dieser Segmente zu erwischen exakt 10%.
Nun hindert mich ja aber nichts daran, die Segmente weiter zu unterteilen, so weit ich will.
(Wichtig: Die Anzahl der Elemente in jedem Segment bleibt dabei stets unendlich.)

Jetzt kommt der Trick, denn ich will das ganze ja auf die physikalische Welt anwenden:
Ich sage nun, dass es eine Anzahl an Segmenten gibt, ab der sich alle Elemente in dem jeweiligen Segment so ähnlich sind, dass eine weitere Unterteilung nicht mehr nötig ist, da sich die dadurch repräsentierten physikalischen Systeme zumindest für alle praktischen Belange nicht mehr unterscheiden lasssen, also als hinreichend gleich angesehen werden können.

Daraus folgt dann, dass ich für jede Gruppe an genügend gleichartigen Elementen (alle Elemente in einem Segment) eine Wahrscheinlichkeit angeben kann - und zwar bei gleichzeitig definierbarer Gleichverteilung der Segmente.

Fertig! Damit lässt sich m. E. die Eingangsthese von Pippen, nach der in einem unendlich ausgedehnten Universum alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen, genügend begründen - mit der Einschränkung auf "alle Möglichkeiten mit praktischer Relevanz".

Passt das?

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 14. Sep 2014, 20:56

Ich weiß nicht genau worauf du raus willst. Du kannst unendlich viele Zahlen beliebig umordnen und damit beliebige Verteilungen erhalten.
Gruß
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von seeker » 14. Sep 2014, 21:36

Nun, die Idee ist, dass ich zwar keine Wahrscheinlichkeit bei einer Gleichverteilung für einzelne Zahlen angeben kann (weil es unendlich viele davon gibt), wohl aber eine Wahrscheinlichkeit für endlich viele Gruppen (bzw. Teilmengen) von Zahlen in N (die in der Summe ganz N umfassen). Wenn ich nun zusätzlich annehme, dass ich alle Zahlen in einer Gruppe (es sind immer noch unendlich viele) für alle praktischen Belange als hinreichend gleich ansehen kann, also quasi zusammenfassen kann, dann kann ich das Problem lösen, weil ich N nicht mehr in unendlich viele Teile (Zahlen) aufspalten muss, sondern in endlich viele Teile (Gruppen/Teilmengen) zerlegen kann. Dabei sollte die Zerlegung von N in endlich viele Gruppen die Gleichverteilung der Zahlen nicht zerstören: Jede Gruppe enthält stets gleich viele Elemente.
So die Idee...

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 14. Sep 2014, 22:12

Dann änderst du aber das Problem ;-)
Gruß
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von seeker » 14. Sep 2014, 22:15

:)
Ja, aber ich löse, was gelöst werden kann...
Und für alle praktischen Belange von Pippens Frage sollte das ausreichen.

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von Skeltek » 15. Sep 2014, 07:04

Das ist problematisch. Genügend lange Ziffern enden zu 10% Chance mit einer "1" als Ziffer.
Die erste Ziffer ist jedoch zu über 33% Chance eine "1". Wie willst du das bitte implementieren?
Ausserdem bis du so nicht in der Lage zu determinieren, ob die ermittelte Zahle nun mit einer "1" oder einer "2" z.B. beginnt.

Wenn, dann musst du eine exponentielle Skala ansetzen und das erste Element ermitteln. Die zweite Ziffer hat "fast" 10% Chance eine "1" zu sein.
Außerdem hast du dann keine Abbruchbedingung beim determinieren der Zahl. Selbst wenn eine glatte "1" gezogen würde, müsstest du erst die "letzte Stelle" ermitteln, bevor du sagen kannst ob sie exakt 1 oder knapp drunter/drüber liegt.

So wie du das vorschlägst verschiebst du das Problem der numerischen Länge der Zahl lediglich auf das Problem der Gleichverteilung, die du mit deiner Methode nicht verwirklichen kannst.
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von seeker » 15. Sep 2014, 08:44

Das mit den Ziffern war doch nur ein prinzipielles Beispiel.
Ich hätte mir auch ganz andere Unterteilungen in Teilmengen ausdenken können.
Bedenke auch, dass alle gebildeten Teilmengen stets gleichmächtig bleiben.

Im Prinzip geht es mir nur darum die prinzipielle, widerspruchsfreie Machbarkeit zu zeigen, die dann möglich wird, wenn man auf unendliche Exaktheit verzichtet und also sozusagen ab einer gewissen Größenordnung anfängt zu runden (bzw. etwas Unschärfe!!? ins Spiel bringt).
Um das dann auf ein Modell für das Universum zu übertragen, muss ein solchen Modell dann auch tatsächlich erst noch erstellt werden, wie Tom schon erwähnt hat.

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 15. Sep 2014, 09:21

Also, es geht doch im wesentlichen darum, eine "vernünftige" Wahrscheinlichkeitsverteilung zu finden. "Vernünftig" ist dabei das eigtl. problematische, denn:
- entweder haben wir ein Modell, aus dem eine derartige Verteilung folgt (Bsp.: Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung von Gasmolekülen)
- oder wir haben keine (Population von Universen in einem Multiversum)
Im letzten Fall haben wir weder ein theoretisches Modell, noch die experimentelle / praktische Möglichkeit der Beobachtung.

Wenn wir nun in Ermangelung eines Modells die Gleichverteilung annehmen, dann liegt dem bereits ein massives Vorurteil zugrunde. Nehmen wir an, jemand hätte vor 200 Jahren die Geschweindigkeitsverteilung als Gleichverteilung angesetzt. Dies wäre natürlich völlig falsch gewesen. Hätte er jetzt (weiterhin in Unkenntnis der späteren Arbeiten) eine andere, besser Verteilung raten können? Ich denke nein.

Worauf ich hinaus will ist folgendes: wenn wir nichts wissen, und in unserer Ratlosigkeit auf die Gleichverteilung verfallen, und sich dann herausstellt, dass das mathematisch inkonsistent ist, dann wissen wir immer noch nicht mehr als vorher, und sollten aufhören zu raten ...
Gruß
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von Job » 15. Sep 2014, 11:13

seeker hat geschrieben:OK, einverstanden.

Mich würde aber immer noch sehr interessieren, ob es aus Sicht des mathematischen Szenarios überhaupt möglich ist aus N zufällig eine Zahl zu wählen?
Ist das mathematisch zu rechtfertigen? Falls ja, unter welchen Voraussetzungen? Oder bleibt diese Frage einfach unentscheidbar?


Vielleicht hilft es weiter, wenn wir das Gedankenexperiment (mit der Urne und den Kugeln darin) transformieren?

Ich biete ein verändertes, aber -wie ich glaube- äquivalentes Szenario an:

Ich nehme einen Würfel mit unendlich vielen Seiten und würfle.
So ein Objekt ist eine Kugel.
D.h.: Ich zeichne auf der Oberfläche einer Kugel unendlich viele Punkte ein und bezeichne diese so, dass ich alle Zahlen von N nacheinander einzeichnen kann, bei der 1 angefangen.
Nun würfle ich indem ich die Kugel unbesehen kompliziert schüttle und dann fallen lasse und schaue nach dem Wurf nach, welche Zahl exakt oben zum Liegen kommt.
Diese Zahl soll mein Würfelergebnis sein.

Wenn wir uns darauf einigen, dass eine exakte Kugel auf einer exakt flachen Ebene irgendwann zum Stehen kommt, dann muss nach dem Wurf eine Zahl oben liegen: Sie existiert also!
Wo es schwieriger zu werden scheint: Kann ich diesen Punkt mit dieser Zahl überhaupt identifizieren, wenn er doch in beliebig kleinen Abständen von anderen Punkten umgeben ist? Muss ich vielleicht meine Punkte in einem speziellen Muster nummerieren? Oder hilft alles nichts und ich kann die Zahl ganz oben nicht eindeutig bestimmen?

Grüße
seeker
Hallo Seeker,

Dein Problem wird sich glaube ich auflösen, wenn wir uns noch mal genau anschauen, was denn die genauen Rahmenbedingungen sind, die die Mathematik vorgibt, um mit Wahrscheinlichkeiten zu arbeiten. Der Thread zeigt, dass solche axiomatischen Bedingungen notwendig sind, um von vorne herein evtl. auftretende Widersprüche und Inkonsistenzen auszuschließen.

Die Grundlage von allem ist immer ein Wahrscheinlichkeitsraum. Dieser besteht aus drei Teilen:

1. Einer beliebigen Ergebnismenge O (Omega)
2. Einer Ereignismenge S (Sigma)
3. Einem Wahrscheinlichkeitsmaß P, dass jeder Menge aus S !!! eine Zahl zwischen 0 und 1 zuordnet.

Weiter gelten noch folgende einschränkenden Bedingungen, die entscheidend sind:

S ist eine Teilmenge der Potenzmenge von O mit folgenden Bedingungen:
a) S enthält O
b) Mit jeder Menge M ist auch die Komplementärmenge bzgl. O enthalten
c) Jede abzählbare Vereinigung von Mengen aus S ist in S enthalten

S bildet mit diesen Eigenschaften eine Sigma-Algebra. In der Wahrscheinlichkeitstheorie nennt man die Mengen von S oft Ereignisse, in der Maßtheorie "messbare" Mengen. Den Ausdruck finde ich persönlich besser, weil er klar macht, dass nicht alle Teilmengen von O immer messbar sein müssen und damit in S nicht auftauchen würden.

Das Wahrscheinlichkeitsmaß P muss folgende Bedingungen erfüllen:

d) P(0) = 0 (o = leere Menge)
e) P(O) = 1
f) P(A1 U A2 U ...) = P(A1) + P(A2) + ... für paarweise disjunkte Mengen Ai aus S.

Wenn wir einen Würfel als Beispiel nehmen, sieht der W-Raum folgendermaßen aus:

O = 1,2,3,4,5,6 : Die Ergebnisse sind die jeweiligen Augenzahlen eines Wurfes
S = Potenzmenge von O (Jede Potenzmenge ist automatisch eine Sigma-Algebra)

Damit enthält S auch die Ergebnisse (1) (2) (3) (4) (5) (6) als Ereignisse. In endlichen Wahrscheinlichkeitsräumen ist dies der normale Setup.

P((1)) = ...... = P((6)) = 1/6 (Gleichverteilung)

Zu S gehört dann auch das Ereignis (2,4,6). Diese Menge repräsentiert dann zum Beispiel das Ereignis, das eine gerade Zahl geworfen wurde.

Die Wahrscheinlichkeit berechnet sich dann ganz einfach nach f): P ((2,4,6) = P((2) U (4) U (6)) = P((2) + P((4)) + P((6)) = 1/2

Bei endlichen W-Räumen ist damit eigentlich immer alles klar und entspricht auch der Intuition.

Sobald aber Unendlichkeiten auftreten, muss man aufpassen. Bei diskreten W-Räumen mit abzählbar vielen Elementen kann man in der Regel genauso verfahren, wie oben mit dem Würfel, wenn man für P ein geeignetes Mass kennt. Zum Beispiel ein gegen 1 konvergierende Reihe. Dann ergibt sich die Wahrscheinlichkeit von jedem Ereignis aus S einfach durch die Summe der Einzelereignisse wie oben.

Wenn wir nun Deinen Fall oben betrachten, können wir kein W-Maß auf den Einzelereignissen definieren unter der Bedingung einer Gleichverteilung. Denn entweder die Voraussetzungen d oder e werden verletzt.

Daher und das ist sehr wichtig zu verstehen, sieht der W-Raum für den Fall, dass Du keine Verteilung kennst wie folgt aus:

O = Menge der natürlichen Zahlen
S = Leere Menge und O
P: P(o) = 0 P(O) = 1.

Dies bedeutet, dass ich nur zwei Aussagen machen kann:

1. Die Wahrscheinlichkeit, keine Zahl zu ziehen ist 0
2. Die Wahrscheinlichkeit, irgendeine Zahl zu ziehen ist 1.

Das ist alles, was ich über die Wahrscheinlichkeiten sagen kann.

Das Ganze wird durch Deine Erweiterung des Beispiels, dass die Kugel eine Delle hat und damit zum Beispiel die Zahl 3 in 10% aller Fälle als Ergebnis kommt, noch wesentlich klarer.

Der W-Raum hierfür würde wie folgt aussehen:

O = Menge der natürlichen Zahlen
S = Leere Menge o und O, sowie (3) und O-(3) (Komplementärmenge)
P: P(o) = 0 P(O) = 1 P((3) = 1/10 P(O-(3)) = 9/10

Dies bedeutet, ich kann über zwei zusätzliche Ereignisse etwas aussagen: Die Wahrscheinlichkeit, eine 3 zu ziehen ist 1/10. Die Wahrscheinlichkeit, irgendeine andere Zahl zu ziehen ist 9/10. Mehr geht aber auch nicht.

Bei unendlichen Würfen zum Beispiel, gibt es noch ein paar weitere Dinge, die man beachten muss. Wenn gewünscht, kann ich hierzu auch noch ein Beispiel machen.
Alles ist einfacher, als man denken kann, zugleich verschränkter, als zu begreifen ist.
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 15. Sep 2014, 11:26

Job hat geschrieben:Das Wahrscheinlichkeitsmaß P muss folgende Bedingungen erfüllen:

d) P(0) = 0 (o = leere Menge)
e) P(O) = 1
f) P(A1 U A2 U ...) = P(A1) + P(A2) + ... für paarweise disjunkte Mengen Ai aus S.

...

Wenn wir nun Deinen Fall oben betrachten, können wir kein W-Maß auf den Einzelereignissen definieren unter der Bedingung einer Gleichverteilung. Denn entweder die Voraussetzungen d oder e werden verletzt.
Zunächst mal danke für die Zusammenfassung der sigma-Algebren und W-Maße (habe mich selbst immer darum herumgedrückt).

Da wir das hier ja schon öfters diskutiert hatten, der Schritt, an dem wir scheitern, ist folgender: wir betrachten die Summe über alle Wsks 1/N. Diese muss gleich Eins sein. Für N gegen unendlich ist der Limes der einzelnen Wsks jedoch 0 (wegen 1/N gegen 0). Damit ist die Summe über alle Wsks ebenfalls 0. Was man nun tun müsste, ist, Summe und Limesbildung zu vertauschen, d.h. die Summe über 1/N zu betrachten (die immer gleich Eins ist) und danach den Limes zu bilden (der natürlich ebenfalls gleich Eins ist). Das ist aber nicht zulässig, da man in diesem Fall die "zu messende Menge" selbst, d.h. {1,2,...,N} oder bei kontinuierlichen Mengen [a,a+L] ändert. Das Problem ist, dass der Limes der Wsk-Verteilung selbst keine Wsk.-Verteilung mehr ist!
Gruß
Tom

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von Job » 15. Sep 2014, 11:51

tomS hat geschrieben:
D.h. dass die triviale Annahme der Gleichverteilung mathematisch schlichtweg nicht existiert, und dass man demnach daraus auch nichts folgern kann. Eine physikalische Theorie müsste also eine andere Verteilung vorhersagen oder man bräuchte ein physikalisches Argument für eine bestimmte Verteilung. Solange so ein Argument nicht vorliegt, kann man ebenfalls nichts aussagen. Dieses sogenannte "Maßproblem" tritt im Umfeld von Parallel- und Multiversen immer wieder auf und ist heute grundsätzlich nicht gelöst. Speziell für die Gleichverteilung ist es mathematisch beweisbar unlösbar. Und daher halte ich Spekulationen, die aus dieser Ecke stammen zwar grundsätzlich für interessant aber teilweise auch für unredlich. Insbs. muss man in diesem Zusammenhang immer auf die o.g. ungelösten Probleme hinweisen.
Dem stimme ich voll zu.
Man kann auch W-Räume konstruieren, bei denen für ein Ereignis die Häufigkeit gegen Unendlich geht und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass es eintritt, gegen 0. Um damit eine weitere Spekulation hinzuzufügen: Es gibt unendlich viele Erden mit Wahrscheinlichkeit 0 :-)
Alles ist einfacher, als man denken kann, zugleich verschränkter, als zu begreifen ist.
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von Skeltek » 15. Sep 2014, 12:41

Mal ein anderer Ansatz:
Wir malen statt ganzen Zahlen nur alle Zahlen aus R auf den Würfel(die "konstruierbaren Zahlen" kann man auch weglassen, die werden sowieso nie gewürfelt)
e^((omega)/(2Pi-omega)) als gewürfelte Zahl je nach "gewürfeltem" Winkel auf dem Kreis.
Jetzt behaupten wir einfach, die Zahlen wären alle gleichverteilt. Schließlich befinden sich in [0;1] genausoviele Zahlen wie in [1;unendlich].

Was ich damit sagen will: ohne eine Arithmetik oder Funktion, die den Zahlen Abstände oder Wahrscheinlichkeiten zuordnet ist das alles sinnfrei.
Die Wahrscheinlichkeit für eine "2" kann 7 mal so hoch sein wie für eine "1"; sie sind nicht wirklich vergleichbar wenn die Chance für beide exakt 0% ist.
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von breaker » 15. Sep 2014, 13:14

seeker hat geschrieben:Nun, die Idee ist, dass ich zwar keine Wahrscheinlichkeit bei einer Gleichverteilung für einzelne Zahlen angeben kann (weil es unendlich viele davon gibt), wohl aber eine Wahrscheinlichkeit für endlich viele Gruppen (bzw. Teilmengen) von Zahlen in N (die in der Summe ganz N umfassen). Wenn ich nun zusätzlich annehme, dass ich alle Zahlen in einer Gruppe (es sind immer noch unendlich viele) für alle praktischen Belange als hinreichend gleich ansehen kann, also quasi zusammenfassen kann, dann kann ich das Problem lösen, weil ich N nicht mehr in unendlich viele Teile (Zahlen) aufspalten muss, sondern in endlich viele Teile (Gruppen/Teilmengen) zerlegen kann. Dabei sollte die Zerlegung von N in endlich viele Gruppen die Gleichverteilung der Zahlen nicht zerstören: Jede Gruppe enthält stets gleich viele Elemente.
So die Idee...
Ich bin ein bisschen beeindruckt von Deiner mathematischen Intuition. Wenn ich dich richtig verstehe, ist das, was du versuchst, ein Standardwerkzeug in der Mathematik:
Du führst auf den natürlichen Zahlen eine Äquivalenzrelation ein, sodass die Menge endlich ist.

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84quiv ... enzklassen



@Pippen:
Ich muss zugeben, die Existenz der hyperreellen Zahlen war mir nicht bewusst und ihre Eigenschaften sind beeindruckend. Ich hab mich in den letzten Tagen ein bisschen in das Thema eingelesen und versucht, rauszufinden, ob es mit deren Hilfe möglich ist, eine Gleichverteilung auf zu definieren. Mit anderen Worten: Gibt es eine infinitesimale Zahl , sodass ist?
Dies scheint aber nach meinem bisherigen Kenntnisstand leider nicht möglich zu sein. Aber wie gesagt, ich bin kein Experte auf dem Gebiet.

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 15. Sep 2014, 23:18

Job hat geschrieben:Man kann auch W-Räume konstruieren, bei denen für ein Ereignis die Häufigkeit gegen Unendlich geht und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass es eintritt, gegen 0.
Spannend. Kannst du mal Details nennen?
Gruß
Tom

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von seeker » 16. Sep 2014, 00:20

@Job: Danke für die Ausführungen!
Ich denke es ist genügend klar geworden.
Job hat geschrieben:Dies bedeutet, dass ich nur zwei Aussagen machen kann:

1. Die Wahrscheinlichkeit, keine Zahl zu ziehen ist 0
2. Die Wahrscheinlichkeit, irgendeine Zahl zu ziehen ist 1.
Darum ging es mir. Genau das wollte ich wissen oder zeigen.
DAS nämlich kann man aussagen!

Damit kann man nämlich schon etwas anfangen:
Es ist nicht so, dass bei einer angenommenen Gleichverteilung keine bestimmte Zahl gezogen werden könnte, sondern, dass wir dafür keine Wahrscheinlichkeit angeben können.
Die eigentliche Frage ist nun, ob der Umstand, dass wir keine Wahrscheinlichkeit angeben können, beweist dass keine Gleichverteilung vorliegen kann?
Ich denke nicht, denn es ist ja dennoch so, dass trotzdem irgendeine Zahl gezogen werden kann - und zwar mit der Wahrscheinlichkeit 1.
Wenn es bei der Ziehung also um ein natürliches Ereignis gehen soll (und das ist hier so), dann versagt sozusagen nicht die Natur, sondern unsere mathematische Beschreibung.
Es wäre dann kein ontologisches Problem sondern ein epistemologisches.
Die einzige andere mögliche logische Schlussfolgerung wäre, dass dieses Szenario kein natürliches Ereignis sein kann, mit den schon beschriebenen Folgen.

Ich stimme auch zu, dass wir hier im Prinzip dann auch schon am Ende sind und alles weitere Spekulation ist.
Wichtig war mir aber zuvor zu untersuchen was bei diesem Problem überhaupt möglich ist und was unmöglich ist.
Wenn man das Unmögliche identifiziert (und das haben wir) und schon einmal ausschließen kann, dann ist das korrektes, nützliches Vorgehen und keine Spekulation.

Wie auch immer... wie gesagt, kann man das Problem auch für den Preis des Verzichts einer völligen Exaktheit auf ein endliches Maß reduzieren.
Keine "völlige Exaktheit" würde aber immer noch bedeuten, dass unter der Voraussetzung eines unendlich ausgedehnten, isotropen und homogenen Universums irgendwo jemand existieren muss, der auf einen genau gleich aussehenden nächtlichen Sternenhimmel blickt, auf einer praktisch gleich aussehenden Erde lebt und sich von mir vielleicht nur durch ein einziges zusätzliches Atom unterscheidet oder auch nur in den Quantenzuständen der Materieteilchen, aus der er besteht - und das ist auch keine Spekulation, sondern die logisch zwingende Schlussfolgerung aus den gegebenen Prämissen.
Und auch diese schwächere Schlussfolgerung (anstatt der stärkeren Annahme einer völligen Gleichheit) ist doch auch schon ein dicker Hund?

Gut, dann sind halt die Prämissen Spekulation... aber wie oft haben wir es schon darüber gehabt, ob das Universum unendlich ausgedehnt ist oder nicht?
Und dass es isotrop und homogen ist, ist eine allgemein akzeptierte Standardannahme.
Wichtig ist hier doch, dass wir auch einmal die Folgen vor Augen geführt bekommen, wenn wir solche Annahmen treffen. Man kann das eine nicht ohne das andere haben...

@breaker: Danke! :D Ja, so war das gemeint.

Viele Grüße
seeker
Grüße
seeker


Wissenschaft ... ist die Methode, kühne Hypothesen aufstellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben.
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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von Pippen » 16. Sep 2014, 02:35

breaker hat geschrieben: Ich muss zugeben, die Existenz der hyperreellen Zahlen war mir nicht bewusst und ihre Eigenschaften sind beeindruckend. Ich hab mich in den letzten Tagen ein bisschen in das Thema eingelesen und versucht, rauszufinden, ob es mit deren Hilfe möglich ist, eine Gleichverteilung auf zu definieren. Mit anderen Worten: Gibt es eine infinitesimale Zahl , sodass ist?
Dies scheint aber nach meinem bisherigen Kenntnisstand leider nicht möglich zu sein. Aber wie gesagt, ich bin kein Experte auf dem Gebiet.
Das wäre interessant. Die Frage lautet - ich formuliere es mal laienverständlich: Gibt es eine hyperreelle Zahl x=1/n (n läuft gg. unendlich), die größer als 0 ist. Wenn das der Fall ist, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, die Kugel 666 aus einer Urne mit unendlich vielen Kugel zu ziehen P(666) > 0 und damit müsste bei unendlich vielen Versuchen P(666) = 1 sein bzw dagegen laufen, d.h. dann könnte man die übliche Wahrscheinlichkeitsrechnung verwenden? Hm....

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von tomS » 16. Sep 2014, 06:47

Zu Ideen bzw. Kontakten siehe (möglicherweise) hier: http://www.unc.edu/~hofweber/papers/ndj ... indler.pdf

Ich habe und den Stichworten "hyperreal" und "measure" gegoogelt.
Gruß
Tom

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Re: Unendliches Universum & Stochastik

Beitrag von Job » 16. Sep 2014, 09:18

tomS hat geschrieben:
Job hat geschrieben:Man kann auch W-Räume konstruieren, bei denen für ein Ereignis die Häufigkeit gegen Unendlich geht und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass es eintritt, gegen 0.
Spannend. Kannst du mal Details nennen?
Das Beispiel habe ich mal zufällig im Internet gefunden. Ich schau mal, ob ich es wieder finde.
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