So, nachdem einige Zeit rum ist, geht's jetzt weiter - und noch dazu in einem neuen Forum!
Ich habe ja bereits einiges zu den Branen und der Flux-Kompaktifizierung geschrieben. Leider ergeben diese Ansätze keine realistischen Modelle. Einige Grundprobleme sind:
1) in der Natur beobachtet man chirale Fermionen (Brechung der P-Invarianz); die Modelle ergeben jedoch P-erhaltende Theorien
2) das Hirarchieproblem wird nicht gelöst, d.h. es ist weiterhin unklar, warum die Massen der Elementarteilchen und insbs. des Higgs kaum Strahlungskorrekturen erfahren und "leicht" im Vergleich zur Planck-Masse bleiben.
3) Die Moduli-Felder bleiben ganz oder teilweise masselos.
4) N=2 Supersymmetrie erlaubt keine Einbettung des Standardmodells in die Symmetriegruppe, U(1)*SU(2)*SU(3) "passt" nicht in die resultierenden Symmetrien.
Die Idee ist nun, nicht unbedingt die Extradimensionen wie bisher auf Ebene der Planck-Länge zu kompaktifizieren, sondern statt dessen "große" Extradimensionen zuzulassen.Dabei erhält man eine neue "effektive" Planck-Masse bzw. GUT-Masse (das ist die Massenskala, die in der vierdimensionalen Physik an Stelle der ursprünglichen Planck-Masse auftritt). Diese Masse hängt von der Zahl und der Ausdehnung der Extradimensionen ab. Im Falle von großen Extradimensionen erwarte man ein großes Verhältnus von Planck-Masse zu GUT-Masse, d.h.letztere bleibt "klein".
Man geht nun von einer globalen zu einer lokalen Betrachtung über, d.h.man betrachtet eine Brane sowie die senkrecht dazu stehenden Extradimensionen, jedoch nur in Umgebung der Brane. Dann ermittelt man daraus die Eigenschaften der GUT-Physik auf der Brane, vernachlässigt jedoch Gravitationsphysik nahe der Planck-Skala. Die Idee dabei ist, dass man zunächst diese wesentlich einfacheren Betrachtungen durchführt und nur im Falle von phänomenologisch akzeptablen lokalen Modellen eine globale Vervollständigung sucht - von der man dann wieder die vollständige Einbeziehung der Gravitation erwartet.
Die aus der IIB Theorie entstehende lokale Theorie heißt F-Theorie.
Man betrachtet dabei 7-Branen, die sich um "Kreise" wickeln, die wiederum die kompaktifizierten 6 Dimensionen definieren. Man erhält zwei masselose Felder, ein Dilaton und ein Axion-ähnliches Feld. Auf dem komapkten 6-dimensionalen Raum existiert eine diskrete SL(2,Z) Symmetrie. Dies entspricht einem Kristallgitter. Einfaches Beispiel dafür ist ein Würfel, bei dem man gegenüberliegende Seiten identifiziert bzw. "verklebt", was einen 3-Torus ergibt. Man kann jedoch auch vor dem Verkleben noch Verdrehungen durchführen, was dazu führt, dass sich Linien, die sich um den Torus winden, nicht nach einem sondern erst nach n Umläufen schließen.
Interessanterweise erhält man aus einer speziellen Tranformation auf diesem Gitter die Transformation Dilaton => - Dilaton und Stringkopplung => 1 / Stringkopplung. Dies ist die o.g. S-Dualität. Ein interessanter Effekt ist,dass eine mathematische Struktur auftaucht, die sich ähnlich wie eine 12. Dimension verhält. Dies findet man teilweise auch in der Literatur, nach Schwarz handelt es sich dabei jedoch sicher nicht um eine echte neue Dimension (die 11 Dimensionen aus der M-Theorie gelten trotzdem).
Im Grenzfall, wo die Gravitation vernachlässigt wird, erhält man E(n) Eichsymmetrie. E(n) sind die sog. exzeptionellen Lie-Algebras; nur n=6, 7, 8 ist erlaubt. Interessanterweise kennt man E(8) bereits aus der heterotischen Stringtheorie. Diese ist wiederum "groß" genug, um eine SU(5) oder eine SO(10) einzubetten, die wiederum das Standardmodell U(1)*SU(2)*SU(3) enthalten kann. Es gibt einen kleinen Satz von Regeln, der es erlaubt, Konfigurationen auszuwählen, aus denen lokale, realistische Modelle folgen. Es bleibt dann zwar unklar, warum diese und nicht die nicht-realistischen Modelle auftreten, allerdings hat man eben den Vorteil, dass man sich von Beginn an nur um die realistischen Modelle und deren physikalische Konsequenzem kümmern muss (spart Arbeit
Aus dem "einfachen" Satz von Regeln, kann man tatsächlich exakt die gewünschten Symmetrien des Standardmodels konstruieren.
- Wahl eines sog. U(1) Hyperflux, der genau die richtige Symmetriebrechung induziert
- Anti-5 und 10-Multipletts für die Fermionen (enstpr. GUT)
- Higgs-Dubletts (keine Tripletts aus 5=2+3); Triplets würden Protonenzerfall induzieren, den man so nicht beobachtet
- starke Yukawa-Top Kopplung; dadurch Erklärung der vergleichsweise hohen Top-Quark Masse
- SUSY und el.-schw. Symmetriebrechung
- Eichtheorie-induzierte SUSY-Brechung
Letztere vermeidet die (im Standardmodell stark unterdrückten) "Flavor-changing neutral currents". Im Standardmodell ist ein Zerfall
Tau => Elektron unter Aussendung eines Eichbosons (Z° o.ä.) unterdrückt; dies ist eine Forderung an von der Stringtheorie inspirierten Modelle.
Weitere noch nicht vollständig verstandene Folgen der F.-Theorie sind (bzw. könnten sein)
- R-Parity Erhaltung; d.h. dass die leichtesten SUSY-Partner (evtl. Neutralinos) wie erwartet stabil sind und DM Kandidaten darstellen.
- Erklärung der Kleinheit der Neutrino-Massen
- Größenordnung des Protonzerfalls
- Hierarchie der Yukawa-Kopplung = Massen der Fermionen
So, jetzt fehlen noch einige für uns hier interessanten Konsequenzen aus den Theorien mit "großen" Extradimensionen, z.B. Randall-Sundrum Modelle. Leider schreibt Schwarz darüber nichts, allerdings kann ich dazu sicher noch einige Orginalarbeiten auftreiben.
Um das ganze besser einordnen zu können, schließe ich mit einem Zitat von Schwarz:
The understanding of string theory continues to progress on many fronts at an impressive
rate. Many challenges remain, and it will undoubtedly require many decades to answer
some of the deepest questions. However, there is no reason to be pessimistic. The subject
is already proving useful for various purposes ranging from fundamental mathematics to
particle physics phenomenology and cosmology. New experimental and observational results
will be very helpful in stimulating further progress.